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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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gewesen, wie attraktiv. Mit offenen Haaren und einem figurbetonten roten Kleid war sie geradezu schön. Allerdings keine künstliche Schönheit, sondern eher die Art von gutem Aussehen, die von den richtigen Kleidern, der richtigen Frisur und dem richtigen Make-up kommt. Es war einfach eine natürliche Wirkung. Der tiefe Ausschnitt, der ihre Brüste betonte, schadete auch nichts.
    »Du siehst phantastisch aus«, sagte Teri und fühlte sich wegen ihrer eigenen Erscheinung ein bisschen unsicher.
    Lucky und eine hochgewachsene Schlange mit funkelnden, regenbogenfarbenen Schuppen und gefiederten Schwingen betraten den Garten. Die Schlange hielt ein Bier in den Krallen am Ende ihrer Flügel.
    »Da bist du ja, Teri«, sagte Lucky. »Hab dich schon überall gesucht. Ich würde dir gern meinen guten Kumpel Quetzalcoatl vorstellen.«
    »Nenn mich Quick.« Die Schlange hob ihren Partyhut an und ließ ihn am Gummiband zurückschnalzen. »Das tun alle.«
    Janet versetzte Teri einen Stoß mit dem Ellbogen und räusperte sich.
    Lucky lächelte. »Und wer mag wohl diese liebreizende Sterbliche sein?«
    Bevor Teri sie vorstellen konnte, drängelte sich Janet vor, kniete sich hin und tat es selbst. Lucky nahm ihre Hand in die Pfote und deutete einen Handkuss an.
    »Jede Freundin von Teri ist auch meine Freundin. Lust auf ein Bier?«
    »Liebend gern.«
    »Wenn ihr uns bitte entschuldigen wollt, Leute. Hüte dich vor diesem Kerl, Teri.« Lucky piekte Quick. »Wenn du nicht aufpasst, macht er dich womöglich betrunken und schnallt dich auf seinen Altar.«
    Lucky und Janet gingen wieder hinein.
    »Also …«, Quick fuhr mit der langen Zunge um einen seiner Reißzähne, »… coole Party.«
    »Danke.«
    Peinliche Stille entstand zwischen ihnen.
    »Wie lange kennst du Lucky schon?«, fragte sie, um Konversation zu machen.
    »Eine ganze Weile«, erwiderte Quick. »Er hat mir geholfen, als ich harte Zeiten durchgemacht habe.« Er flatterte mit den Flügeln. »Ich meine, ich hab nur einen Moment nicht aufgepasst. Wer hätte gedacht, dass ein paar Eroberer so viel Ärger machen können?«
    »Ja, das war ein ziemlich schlimmes Ding«, stimmte sie zu.
    »Das mit dem Altar war übrigens nur ein Witz«, sagte Quick. »Ich mochte Menschenopfer noch nie, nicht mal, als sie noch legal waren.«
    »Oh, ich weiß. Eroberer-Propaganda.«
    »Verdammt richtig.«
    Sie stießen mit ihrem Bier an und tranken gemeinsam.
    Eine Baumnymphe streckte den Kopf aus der Tür. »Entschuldigung, wo sind denn hier die Toiletten?«
    Teri entschuldigte sich, um ihr den Weg zu zeigen. Sie wies die Dryade auf die Warteschlange vor dem Bad hin. Ein Oger trampelte auf Teri zu. Er sprach mit einer trockenen, sich überschlagenden Stimme. »Sind Sie Teri Robinson?«
    Sie nickte.
    »Da sucht eine Furie nach Ihnen.« Er schwang den Arm in Richtung Haustür. »Und sie sieht angepisst aus.«
    Die von der Hausbesitzervereinigung angerufene Furie war eine unbarmherzige, blasse Frau in einem blutroten Hosenanzug. Sie war herabgerufen worden, um den Kodex durchzusetzen, und tat es mit derselben Hingabe, mit der ihre anderen Schwestern Mörder und Steuerflüchtlinge jagten. Sie deckte noch die kleinsten Übertritte auf, von unangemessener Rasenverzierung über lose Schindeln bis hin zu Vogelhäuschen mit falschen Motiven. Teri dachte daran, sie an Phil weiterzuverweisen, doch der war immer noch mitten in seinem Turnier und amüsierte sich. Also beschloss sie, sich selbst darum zu kümmern.
    Die Furie starrte sie mit tiefroten Augen finster an. »Ms Robinson, Sie sind sich schon dessen bewusst, dass Sie mehrere wichtige Regelungen übertreten?«
    »Darf ich Ihnen ein Bier anbieten?«, fragte Teri.
    »Nein.« Der Blick der Furie wurde noch finsterer. »Danke, aber ich bin im Dienst.« Sie klickte mit einem Kuli und begann, einen Strafzettel auszufüllen. »Sie sind sich dessen bewusst, dass Partys zwei Wochen vorher angemeldet werden müssen?«
    »Es ist eigentlich keine Party.«
    »Jede Versammlung von mehr als fünf Autos oder acht auswärtigen Gästen wird dem Kodex zufolge als Party definiert. Das wüssten Sie, wenn Sie die Verordnungen gelesen hätten.«
    »Ja, das hatte ich immer vor, aber ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt und …«
    »Unkenntnis des Kodexes ist keine Entschuldigung.« Die schwarzen Adern in dem totenkopfähnlichen Gesicht der Furie pulsierten. Sie riss den Strafzettel vom Block und streckte ihn Teri anklagend entgegen. »Ich habe es diesmal gemäß den

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