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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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können.«
    »Moment, es geht noch weiter«, sagte Teri. »Manchmal, selbst wenn du es nicht vorhattest, auch wenn du dein Bestes tust, um es abzuwenden, endet es damit, dass du die Schoko-Bananen-Limo magst. Sehr sogar. Und die Limo mag dich auch. Sehr. Und dann, ehe du dichs versiehst, selbst wenn du es gar nicht willst, ertappst du dich dabei, wie du dich darauf freust, deine Lieblingslimo zu öffnen. Und dass du dir Sorgen machst, was wäre, wenn sie irgendwann nicht mehr hergestellt würde.«
    »Können wir die Metapher an dieser Stelle bitte weglassen?«
    »Okay, aber du weißt, dass ich recht habe.«
    Janet machte ein finsteres Gesicht. »Okay, vielleicht hast du recht. Na und?«
    »Und … nichts. Nur eine Feststellung. Damit du weißt, dass ich glaube, dass Lucky dich wirklich sehr mag. Und nicht nur auf diese göttlich-schwärmerische Art.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    Janet lächelte, dann runzelte sie die Stirn, dann lächelte sie wieder. »Mist.«
    »Willkommen in einer Beziehung«, sagte Teri. »Ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Du musst dich nicht so freuen.«
    »Entschuldige. Ich finde es nur lustig, das ist alles.«
    »Und was soll ich jetzt tun? Ich hatte noch nie eine richtige … na ja, so ein Ding. Noch nicht einmal mit einem Sterblichen.«
    »Improvisieren«, sagte Teri. »Das tun alle anderen auch.«
    »Und versaut man damit nicht normalerweise alles?«
    »Normalerweise schon.«
    Janet betastete wieder ihre Kette und sank in sich zusammen. »Mist.«
    Jemand räusperte sich. Es war Lucky. Er stand auf dem Tisch. Eigentlich schwebte er ein paar Zentimeter darüber, in einer durchsichtigen, projizierten Form.
    »Hilf mir, Obi-Wan! Du bist meine einzige Hoffnung!«
    Das Hologramm kicherte.
    »Sorry, das wollte ich nur schon immer mal machen. Ich dachte mir, ich meld mich mal. Quick und ich haben uns gerade im kollektiven Unterbewusstsein verirrt. Aber wir haben es im Griff. Ein singender Taco hat uns auf die Rückseite einer Serviette eine Karte gezeichnet.«
    Er legte den Kopf schief und horchte auf eine Stimme, die nur er hören konnte.
    »Nein, Quick, das ist keine Kurve. Hier ist nur der Stift abgerutscht. Weißt du noch?« Er kratzte sich am Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Teri und Janet zu. »Es könnte also ein bisschen länger dauern, als ich dachte, aber wir werden schon irgendwann herauskommen. Haltet einfach durch, Leute. Wir sind dran. Quick lässt übrigens grüßen.«
    Er begann zu verblassen.
    »Wie lange hast du schon da gestanden?«, fragte Janet.
    »Um genau zu sein, stehe ich da gar nicht«, antwortete er. »Ich projiziere nur.«
    »Wie lange?«
    »Nicht lange.« Er sah ein bisschen peinlich berührt aus, aber das bildete sie sich vielleicht auch nur ein.
    Es klingelte. Teri ging öffnen.
    »Hallo«, sagte ein gebeugter, verhutzelter alter Mann. »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihre Religion zu wechseln?«
    »Ungefähr alle drei Minuten«, sagte sie.
    »Schließ die Tür!«, sagte Luckys Projektion. »Mach sofort die Tür zu, Teri!«
    Der Mann steckte den Fuß in den Türspalt, damit sie sie nicht schließen konnte. Seine Schuhe zischten und brannten mit schwefligem, gelbem Rauch. Es schien ihn nicht zu stören. Mit einem dünnen Arm drückte er die Tür mit solchem Schwung auf, dass Teri in Phils Arme geworfen wurde.
    »Du kannst hier nicht reinkommen«, sagte Lucky. »Das ist mein Tempel.«
    Gorgoz’ sterbliche Verkleidung bekam Risse. Er grinste und enthüllte krumme, unförmige Zähne. Dann trat er über die Schwelle und ging sofort in Flammen auf. Er machte noch drei Schritte, bevor er als Häufchen geschwärzter Knochen liegen blieb.
    »Ihr müsst da raus«, sagte Lucky. »Sofort!«
    Das Skelett hob den Schädel. »Oh, aber wir lernen uns doch gerade erst kennen. Wozu die Eile?« Gorgoz stand auf. Bis er wieder auf den Beinen war, hatten sich sein Körper und sein Anzug neu gebildet. Seine Flecken waren doppelt so groß wie vorher, und seine Haut hatte einen marmorierten, speigrünen Farbton angenommen. Seine Augen waren zwei blutunterlaufene Kugeln. Er schwelte zwar immer noch, aber die Regenerationsrate glich es wieder aus. Der Geruch nach verbranntem Fleisch, zusammen mit seinem natürlichen Gestank nach fauligem Fisch, war ekelerregend.
    »Ich warne dich«, sagte Lucky, »wenn du auch nur ein Haar auf den Köpfen dieser Sterblichen krümmst …!«
    »Dann was? Hmmm? Was tust du dann? Du bist nicht einmal hier. Und selbst wenn du hier wärest,

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