Gott im Unglück
verkümmerte Genitalien verteilt, damit das Klientel wiederkam und noch mehr Rache wollte. Sie hatte Huldigungen gesammelt. Bonnie hatte nicht gefragt, warum, aber als sie Janet um eine Ecke kommen sah, konnte sie es sich denken.
Syph sprang aus dem Wagen.
»Halt dich da raus«, murmelte Bonnie vor sich hin.
Der Himmel über ihr wurde schwarz. Die drei Schäfchenwolken verzogen sich zu verzerrten, gequälten Gesichtern.
»Halt dich da raus.«
Eine Katze auf einem Baum heulte auf und fiel von ihrem Ast. Sie war tot, bevor sie auf dem Boden aufschlug.
»Ach, Scheiße!«
Sie stieg aus dem Wagen und schloss zu Syph auf.
»Du solltest im Auto bleiben.« Die Göttin wandte den Blick nicht von Janet ab. »Es dauert keine Minute.«
Risse bildeten sich bei jedem Schritt unter Syphs Füßen.
Janet, ahnungslos, welcher göttliche Zorn da auf sie zukam, nestelte mit ihrem Autoschlüssel herum. Bonnie musste keine Detektivin sein, um sich denken zu können, dass Janet einen schlechten Tag hatte, der wahrscheinlich gerade noch schlechter wurde.
Syph brüllte, dass die Erde bebte: »Sterbliche, mach dich bereit, die Rache einer verschmähten Göttin zu spüren!«
Bonnie wurde beinahe umgehauen, während Janet erschrocken die Wagenschlüssel fallen ließ.
»Für deine Arroganz wirst du in die Tiefen der Qualen und Verzweiflung geworfen, die bodenlosen Gruben des Leids, das Reich der Tag-Albträume und Träume von Schmerzen, wo nur die anmaßendsten sterblichen Sünder auf ewig kreischen und um sich schlagen werden! Dort sollst du bis ans Ende der Zeiten leiden, bis deine einzige Zuflucht der Wahnsinn …«
Janet hob die Hände.
»Ich will dich nicht unterbrechen, aber geht es hier um Lucky? Denn wenn du ihn willst, kannst du ihn haben.«
Syph zögerte. Sie hatte die Rede eingeübt und keine Unterbrechungen eingeplant, bloß gelegentliches Bitten und Flehen. Janet weinte. Nur ein bisschen. Aber nicht aus Furcht.
Syph machte weiter.
»Es ist zu spät für Reue, Sterbliche! Du hast den Zorn der Himmel verdient! Die einzige Gnade, die dir gestattet sein soll, ist die Zuflucht im Wahnsinn …«
»Das hattest du schon«, sagte Bonnie.
Syph warf ihr einen wütenden Blick zu. »Du kannst im Auto warten. Das macht mir nichts aus.«
Bonnie sagte: »Tut mir leid. Mach weiter.«
Syph räusperte sich und warf die Arme hoch. Ein Wind von Sturmstärke peitschte über sie hinweg, als sie brüllte: »Der Zorn der Himmel soll bis ans Ende der Zeiten auf dich regnen! Dein Leiden soll legendär sein! Deine Qual ein warnendes Beispiel, das man Kindern erzählt, die es wagen, leichtfertig mit göttlichen Angelegenheiten umzugehen!«
Sie hielt inne. Sie hatte es so schön ausgearbeitet, aber jetzt war alles durcheinander. Sie wusste, sie hätte sich Notizen machen sollen.
»Wahnsinn soll dein … ähm … dein … ach, verdammt!« Sie senkte die Arme, und die Winde erstarben. »Siehst du, was du angerichtet hast? Du hast mein Timing total durcheinandergebracht!«
»Entschuldige«, sagte Bonnie. »Aber ich glaube, Zuflucht war das Wort, nach dem du suchst.«
Unterdessen hatte Janet ihren Schlüssel gefunden, war in ihr Auto gestiegen und hatte den Motor gestartet. Sie streckte den Kopf aus dem Fenster und bat Syph und Bonnie, zur Seite zu gehen, damit sie losfahren konnte.
Syph zog ein finsteres Gesicht. Der Motor starb ab. Janet versuchte, ihn wieder zu starten, aber er reagierte nicht. Nicht einmal ein Stottern.
Janet stieg aus und ging zu Syph hinüber. »Warum zum Henker hast du das gemacht?«
»Es gibt kein Entkommen vor dem gerechten Zorn göttlicher …« Syph machte wieder eine verlegene Pause.
»Zornigkeit«, schlug Bonnie vor.
»O ja. Das ist furchtbar poetisch«, antwortete Syph.
»Ich habe es dir schon gesagt. Er gehört ganz dir«, sagte Janet. »Ihr zwei habt einander verdient.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Also, das ist nicht gut«, sagte Syph beleidigt. »Das ist überhaupt nicht gut.«
»Warum nicht? Du willst ihn, jetzt kannst du ihn haben.«
»Du verstehst das nicht. Ich bin hergekommen, um Rache zu üben, zu strafen, Furcht zu säen und um des gerechten Zornes willen. Aber doch nicht das hier. Das ist einfach traurig.«
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss«, sagte Janet.
»Dann hat er also mit dir Schluss gemacht, wenn ich das richtig sehe«, sagte Syph.
»Nein, ich habe mit ihm Schluss gemacht.«
»Du hast mit ihm Schluss gemacht?«
»Ja.«
»Du.« Syph
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