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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ehrlich mit dir sein. Das ist wirklich erfrischend.«
    Sie gingen mehrere Flure entlang. Gorgoz blieb an jeder Tür stehen und öffnete sie.
    »Weißt du, wie ein Salon aussieht?«, fragte er. »Glaubst du, er könnte so aussehen?«
    Phil zuckte mit den Schultern, er hatte auch noch keinen gesehen.
    Sie gingen noch ein paar Minuten weiter, bevor sich Gorgoz für einen Raum entschied. »Ich finde, dieser hier passt.« Der Raum war mit teuren Möbeln dekoriert. Aber das war bisher bei jedem anderen auch so gewesen. Mehrere ausgestopfte Tierköpfe an den Wänden und ein ganzer ausgestopfter Tiger, mitten im Sprung, waren der einzige hervorstechende Unterschied.
    Auf Gorgoz’ Drängen hin setzte sich Phil. Der Gott nestelte an seinem Bademantel herum und beförderte ein Handy zutage. Er drückte ein paar Knöpfe. Dann schrie er hinein.
    »Worthington. Wir sind vielleicht im Salon, vielleicht aber auch nicht. Hier hängt ein großer Elchkopf. Oder ist das ein Karibu? Phil, sieht das in deinen Augen wie ein Karibu aus?«
    »Elch.«
    »Wir sind im Elchzimmer«, wiederholte Gorgoz. »Bring die Kleider und ein Bier hierher. Hast du Hunger, Phil? Kann ich dir etwas bringen lassen?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher? Roger kann dir ein Sandwich machen. Er hat diesen Dijon-Senf, der ist einfach fabelhaft.« Er schürzte die Lippen und machte ein Schmatzgeräusch. »Passt super zu Salami.«
    »Danke, ich brauche nichts.«
    »Ich nehme eins«, sagte Gorgoz. »Und weißt du was? Ich glaube, ich lasse ihn lieber gleich zwei machen. Nur für den Fall.«
    Er gab seine Bestellung bei Worthington auf, dann legte er das Telefon hin und setzte sich Phil gegenüber. Weder Gott noch Sterblicher sagten ungefähr eine Minute lang etwas. Phil saß zusammengesunken auf einem ausladenden Sessel, bedeckte die Leistengegend mit den Händen und mied es, Gorgoz anzusehen.
    »Ich glaube, du hast den Anruf nicht beendet«, sagte Phil.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass doch«, erwiderte Gorgoz.
    »Hast du auf den Beenden -Knopf gedrückt?«, fragte Phil zaghaft.
    »Welcher ist das?«
    »Der, über dem Beenden steht.«
    Gorgoz nahm das Telefon in die Hand und knurrte es an. »Worthington, bist du noch da?«
    Er hielt es sich ans Ohr, dann starrte er es wütend an.
    »Ja, Herr, ich bin da«, antwortete Worthington.
    Phil wollte helfen und imitierte sogar die Geste: »Du musst es einfach zu…«
    »Scheißteil.« Gorgoz steckte sich das Telefon in den Mund, kaute mit siegreichem Grinsen und schluckte. »Mir waren die guten alten Tage der Boten mit den Schriftrollen lieber. Sie haben besser geschmeckt.«
    Er gluckste, und sein Glucksen löste ein leicht nervöses Lachen bei Phil aus.
    »Also, was fange ich jetzt mit dir an?«, fragte Gorgoz.
    Phil zögerte.
    »Ich schätze, ich könnte dich korrumpieren«, sagte der Gott. »Das wäre vielleicht lustig. Das habe ich noch nie gemacht. Meine Anhänger sind normalerweise schon verdorben, wenn sie zu mir kommen. Also, sag mir, Phil, was wäre nötig, um dich auf die dunkle Seite zu ziehen?«
    Phil gab vor, über die Frage nachzudenken.
    »Jeder Sterbliche hat seinen Preis«, sagte Gorgoz. »Ich kann dir alles geben. Freuden jenseits deiner wildesten Phantasien.«
    Zwei frauenartige Wesen erschienen hinter Gorgoz’ Sessel und schlichen auf Phil zu. Sie waren rot mit schwarzen Punkten und großen, blauen Augen. Eine setzte sich auf seine Armlehne und legte die Hand unter sein Kinn, während die zweite hinter ihn trat und ihm die Schultern massierte. Obwohl die Frauen dürftig bekleidet und wohlproportioniert waren, waren sie nicht menschlich genug, um lustvolle Gedanken in Phil zu wecken. Ihre Krallen und hungrigen Augen trugen auch nicht dazu bei. Und Gorgoz, der sie wie ein lüsterner alter Mann in einer Peepshow anstarrte, tötete vollends die Stimmung.
    Gorgoz runzelte die Stirn. »Was ist los, Phil? Sag mir nicht, dass du keine Mädchen magst?« Er beugte sich vor. »Du bist doch nicht … wie wir früher immer zu sagen pflegten … von spartanischem Geschlecht?«
    Phil schüttelte den Kopf, so sehr er es wagte. Er fürchtete, wenn er zu plötzliche Bewegungen machte, würde ihm eine der Dämonenkonkubinen aus Reflex die Kehle aufschlitzen.
    »Na ja, du musst doch irgendwas wollen«, sagte Gorgoz. »Irgendeine perverse Lust, über die du nie zu sprechen gewagt hast.«
    »Eigentlich nicht«, sagte Phil.
    »Es muss einen Feind geben, den du tot sehen möchtest. Oder einen Besitz, den du begehrst.«
    Phil

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