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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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deutete ganz gezielt auf Janet. »Hast mit ihm Schluss gemacht.«
    »Ja. Es tut aber trotzdem höllisch weh.«
    »Aber warum?«, fragte Syph. »Du hast mit ihm Schluss gemacht! Du hast gewonnen!«
    Janet und Bonnie warfen Syph schräge Blicke zu.
    »Wenn er mit dir Schluss macht, hast du verloren«, erklärte Syph, »aber wenn du mit ihm Schluss machst, hast du gewonnen.«
    Janet lachte bitter auf. »Ja klar, ich habe gewonnen.«
    »Wenn du mit ihm Schluss gemacht hast, musst du doch wohl unglücklich mit der Beziehung gewesen sein, oder?«, fragte Syph.
    »Falsch. Ich habe mich großartig amüsiert.«
    »Oh.« Syph dachte eine Weile darüber nach. »Ich verstehe. Du wusstest, er war kurz davor, mit dir Schluss zu machen und bist ihm zuvorgekommen.«
    Bonnie zog Syph zur Seite. »Hast du mir nicht gesagt, du wärst irgendwann einmal die Göttin der Liebe gewesen? Kapierst du es nicht?«
    Obwohl Syph es für sich behielt, musste sie doch zugeben, dass sie es wirklich nicht verstanden hatte.
    Janet lehnte sich an ihr Auto und drängte die Tränen zurück. Keine große Flut, aber ein paar peinliche Tropfen. Als Göttin des Herzeleids spürte Syph Janets Schmerz. Es ärgerte Syph, das Objekt ihrer Rache so zu sehen. Es war schwer, die Vergeltung zu genießen, wenn Janet niedergeschlagen war. Es war, als würde man einen Hundewelpen treten.
    »Also, das verdirbt mir jetzt den Tag«, sagte Syph und spazierte davon. »Ich warte im Auto.«
    Bonnie stand da und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Sie kannte Janet nicht. Doch Bonnies Erfahrungen mit der Göttin des Herzeleids und der Tragödie, zusammen mit ein paar gescheiterten Beziehungen im Lauf der Zeit, hatten sie geprägt. Sie wusste, dass sie eigentlich nichts sagen konnte, damit es Janet besser ging. Aber sie wusste auch, dass sie es versuchen musste.
    »Götter, hm? Was für ein Haufen Blödmänner.«
    Janet lächelte schwach. Sie schniefte und wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. »Warum tun wir uns das an?«
    »Man kann nicht mit ihnen leben«, sagte Bonnie, »und umbringen kann man sie auch nicht.«
    Sie lehnte sich neben Janet ans Auto.
    »Verstehen Sie, das war ein Witz. Sie sind unsterblich. Man kann sie nicht umbringen. Kapiert?«
    »Ja, das war lustig.« Janet machte einen halbherzigen Versuch zu lachen, der nur als Wimmern herauskam. »Das ist so verdammt dumm. Es ist ja nicht so, als wären wir lange zusammen gewesen. Nur ein bisschen über zwei Wochen. Und es war auch nichts Ernstes. Nur Spaß, Sie wissen schon.«
    »Ich weiß.«
    »Aber wollen Sie wissen, was mich wirklich ankotzt?«, fragte Janet. »In hundert Jahren wird er durch die Gegend ziehen und flirten und sich königlich amüsieren. Kennen Sie diesen Die-beste-Rache-ist-ein-schönes-Leben -Mist? Er wird allerdings ein schönes Leben haben. Und ich werde tot sein, während er mit irgendeiner Tussi auf die Pauke haut, die heute noch nicht einmal geboren ist.«
    »Sehen Sie es mal so«, sagte Bonnie, »zumindest ist es vorbei.«
    Janet wurde wieder munter. »Scheiße! Es ist noch nicht vorbei! Ich heule einem nichtsnutzigen Gott nach, während Phil dabei ist, sich einem dunklen Gott zum Fraß vorzuwerfen, um seine Frau zu schützen.« Sie setzte sich ins Auto. Es sprang immer noch nicht an.
    »Phil ist etwas passiert?«, fragte Bonnie.
    »Sie kennen Phil?«
    »Ich kenne ihn, ja. Was ist los mit ihm? Geht es um Gorgoz?«
    »Sie wissen von Gorgoz?«
    »Ich denke doch. Ich wurde ihm beinahe geopfert«, sagte Bonnie.
    Janet drehte den Autoschlüssel mit demselben Ergebnis wie jedes Mal zuvor.
    »Kommen Sie«, sagte Bonnie. »Wir können meinen Wagen nehmen.«
    Fünf Minuten später, als sie den Freeway entlangfuhren, warf Syph Janet auf dem Rücksitz finstere Blicke zu.
    Sie beugte sich zu Bonnie hinüber und flüsterte: »Warum nehmen wir sie noch mal mit?«
    »Weil du ihr Auto nicht anspringen lässt.«
    »Ich verschwende meine Gunst nicht dafür, ihr das Leben zu erleichtern«, sagte Syph schnaubend.
    »Dann lehn dich zurück und sei ruhig.«
    »Vorsicht! Du überschreitest deine Grenzen, Hohepriesterin.«
    »Das Risiko muss ich wohl eingehen«, antwortete Bonnie.
    Syph verschränkte die Arme und schmollte für den Rest der Fahrt. Eis bildete sich auf den Fenstern, aber Bonnie ignorierte es standhaft.

VIERUNDZWANZIG
    Worthington saß mit einem Glas Wein an seinem Swimmingpool. Er sah auf die Uhr.
    Sein Handy spielte als Klingelton »Don’t Fear the Reaper«.
    »Ja?«
    Gorgoz’ Stimme

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