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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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ebenmäßig und weiß für einen Mann seines Alters waren. »Ich will eurem Lehrer ja nicht in den Rücken fallen, Jungs, aber ich wette, wenn ich euch jetzt groß was von wegen freier Wille versus genetische Prädetermination und über die vielen verschiedenen Arten vorquatsche, auf die PoMo der Evolutionspsychologie überlegen ist - ich wette, dann würdet ihr ganz fix glasige Augen kriegen und weiß Gott wohin abdriften, bis der alte Haudegen da vorn fertig gelabert hat und euch in Ruhe lässt. Ich meine, so ein Zeug hört ihr hier jeden Tag, und es kommt euch schon zu den Ohren raus. Hab ich recht?«
    Das Grinsen wurde noch breiter, lud sie ein zuzugeben, dass sie wenig Interesse an einer weiteren ideologischen Predigt hatten. Die meisten der Jungen - mit Ausnahme von Arnold und Kelly McCutcheon - warfen unruhige Blicke in Mr. Oswalts Richtung und riskierten dann ihrerseits ein zögerndes Lächeln.
    »Also red ich doch lieber über was andres - na ja, über zwei Sachen eigentlich. Das Erste ist das Schießen. Ihr Jungs schießt doch gern, oder?«
    Ein zustimmendes Brummeln ging durch die Bankreihen.
»Na, dann kann ich euch sagen, was das Schießen angeht, reicht so schnell keiner an die PoMo-Marines ran.« Der Colonel fuhr sich über seine Haarstoppeln, mit der gleichen Geste, die Arnold bereits gestern aufgefallen war. »Okay, manche von euch waren bestimmt schon mal jagen, mit einer 12er Flinte oder’ner popligen 22er. Vielleicht habt ihr ja sogar einen alten Herrn, der ein Waffennarr ist und sich irgendwann mal nach ein paar Bierchen gesagt hat: Mann, der Junge ist ja schon fast erwachsen, höchste Eisenbahn, dass ich ihn mal die gute alte 45er ausprobieren lasse. Aber ich verwette meine gesamte Pension - und die ist nicht ohne, Jungs -, dass ihr in eurem Leben noch kein CAR-15 Sturmgewehr mit montiertem M203-Granatwerfer gesehen habt, geschweige denn eins abgefeuert. Wenn ich falsch liege, sagt es mir, und ich stelle euch hier und jetzt einen Scheck aus.«
    Schweigen im Klassenzimmer. »Dacht ich’s mir doch«, sagte der Colonel. »Und wie steht’s mit der M134 Minigun? Wir reden hier von einer Kadenz von bis zu sechstausend Schuss pro Minute. Und ein einziger solcher Schuss haut das Fahrerhaus an einem Sattelschlepper weg! Ohne Übertreibung. Oder wie wär’s mit der AT4-Panzerfaust? Da müsst ihr grade mal gegen den Abzug stupsen, und sie verwandelt euch einen EvoP-Panzer in einen brennenden Haufen Schrott. Habt ihr jemals den Rückstoß von so einem Schätzchen gespürt? Laut und deutlich bitte, damit ich es hören kann.«
    »Nein«, sagten die Jungen im Chor.
    »Nein, Sir «, verbesserte sie der Colonel.
    »Nein, Sir!«
    »Aber das werdet ihr«, sagte der Colonel, seine Stimme auf einmal gedämpft und verschwörerisch. »Wenn ihr zu den Marines geht.«

    Er wandte sich ab und machte ein paar Schritte zurück zu Mr. Oswalts Tisch, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Das Zweite, worüber ich mit euch sprechen wollte«, sagte er nach einer Weile, und er drehte sich auf dem Absatz wieder zu ihnen um, »ist Geld. Ihr habt ja eine sehr hübsche kleine Stadt hier, hab ich gesehen. Keine schlechten Lokale da unten am Hafen, dachte ich mir gestern auf meinem Weg hier rauf. Aber seien wir ehrlich, Maifisch und Flundern machen keinen reich - und was blüht euch Jungs hier schon sonst nach der Schule? Ihr werdet Superpeps einwerfen und nach Fischscheiße stinken, bis ihr schließlich den Löffel abgebt, und wenn ihr dann genug Kohle habt, um den Sarg zu bezahlen, könnt ihr noch von Glück sagen. Na? Seid ihr scharf auf so was? Laut und deutlich, bitte.«
    »Nein, Sir.«
    »Und die paar Kröten, die hier in Umlauf sind, gehören ja nicht mal euch«, fuhr der Colonel fort. »Wenn ihr was haben wollt, müsst ihr euren alten Herrn beknien, dass er es euch kauft. Und das ist eine absolute Scheißsituation, wenn ihr mich fragt - dass erwachsene Männer wie ihr nicht kriegen könnt, was ihr wollt, wann immer ihr es wollt.«
    Der Colonel lehnte sich gegen Mr. Oswalts Tisch. Seine Stimme senkte sich wieder zu einem verschwörerischen Raunen. »Und jetzt hört zu«, sagte er. »Was würdet ihr sagen, wenn ihr hören würdet, dass die Marines euch zwanzigtausend Dollar zahlen, einfach nur fürs Beitreten? Ich erzähl euch keinen Scheiß, Jungs. Ihr geht ins Rekrutierungszentrum, unterschreibt ein paar Formulare, kriegt ein paar Impfungen, dreht den Kopf und hustet - und zack, drücken sie euch einen Scheck über zwanzig

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