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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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 ©  © Corbis/​Smiley N. Pool/​Dallas Morning
     
    Für Wissenschaftler sind zwei Probleme allerdings von herausragender Bedeutung. Das erste betrifft die entstellende Darstellung von Forschungsergebnissen und deren Fälschung. Wissenschaftler bauen auf früheren Erkenntnissen auf und müssen sich darauf verlassen, dass deren Ergebnisse richtig sind. Anders ist wissenschaftlicher Fortschritt unmöglich. Das zweite Problem betrifft Plagiate: Betrügereien, bei denen fremde Leistungen als eigene ausgegeben werden. Dass leider beides vorkommt, ist dem großen Erfolgsdruck in der Wissenschaft geschuldet. Wenn solche Fälle bekannt werden, lösen sie in Fachkreisen heftige Reaktionen aus, weil sie die Fundamente und die Glaubwürdigkeit von Forschung insgesamt untergraben. Die Diskussion solcher Probleme erfordert Wissenschaftler, die, ob Christen oder nicht, offen und ehrlich über ihre Arbeit reden.
    Ethik und Risiko
    Das Leben ist voller Risiken: eine Straße überqueren, eine Leiter erklimmen, im Erdbebengebiet wohnen, Geld anlegen oder einen Lebenspartner wählen. Manche Risiken, so der Rand einer Klippe, waren schon immer da, andere tauchen wie der Blitz aus heiterem Himmel auf, und in wieder andere begeben wir uns freiwillig hinein: so in Abseil- oder Überholmanöver. Das Risiko ist weder eine Verirrung, die uns die Technik brachte, noch kann sie als Strafe für den Sündenfall gelten. Gott schuf den Menschen mit biologischen Grenzen. Heiße Wüsten, eiskalte Seen und steile Klippen stellen natürliche Gefahren dar, weil wir unseren körpereigenen Thermostat nicht ignorieren, nicht fliegen und unter Wasser nicht atmen können. Als ein Teil des Menschseins lernen wir, mit Risiken umzugehen. Aufgrund eigener und fremder Erfahrungen erwägen wir die beiden Hauptfaktoren einer klassischen Risikobewertung: das mögliche Ausmaß eines Schadens und die Wahrscheinlichkeit, mit der er eintritt.
     
    Risikofreude: Eine Frau erklimmt in der Verdonschlucht in der Provence einen Felsen.  ©  © Corbis/​Keith Ladzinski/​Aurora Photos
     
    Wer eine Technik entwickelt, trägt eine Verantwortung dafür, die Risiken, die sich aus ihr für Einzelne, für die Gemeinschaft und für Gottes Schöpfung ergeben, möglichst genau einzuschätzen. Wissenschaftler kalkulieren anhand technischer Daten und ausgefeilter Modelle die Risiken eines Flugzeugabsturzes oder eines Atomunfalls. Dagegen legt eine ethische Bewertung fest, ob ein Risiko, das Fachleute berechnet haben, noch vertretbar ist. In häufig schwierigen Beurteilungen werden Risiken gegen Nutzen abgewogen. Ist es verantwortungslos, wenn Wissenschaftler aus DNA -Bruchstücken einen Pandemie-Virus zusammensetzen, wenn so künftige Ausbrüche vermieden werden können? Sind die Risiken der Atomkraft akzeptabler als die, wenn man weiterhin fossile Brennstoffe nutzt und so den Klimawandel beschleunigt?
    Wir unterscheiden uns deutlich darin, was wir als riskant ansehen. Angesichts einer ungewissen Lage neigen manche zur Vorsicht, während andere die Chance ergreifen. Ein weiteres Element ist die Gewichtung eines bestimmten Risikos. Sie beruht auf zahlreichen nicht quantifizierbaren Faktoren wie persönlichen Neigungen und Erfahrungen oder darauf, wie gut wir das Risiko beherrschen können, wie vertraut es uns ist, womit wir es vergleichen, wenn es neu ist, und auf unserem sozialen Hintergrund. Der Kohleabbau ist eine hochriskante Arbeit, aber wer aus einer Familie von Minenarbeitern stammt, sieht ihn vielleicht als Berufung.
    Manche Risiken lassen sich anhand früherer Fakten kalkulieren. In anderen Fällen gebietet das Vorsorgeprinzip, Maßnahmen zu ergreifen, wenn wir Risiken argwöhnen, zum Beispiel beim Klimawandel oder bei gentechnisch veränderten Organismen, selbst dann, wenn über echte Gefahren wenig bekannt ist. Vorsorge hat allerdings auch Grenzen. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Zudem sind heute, verglichen mit früheren Generationen, die Gesundheitsstandards und Lebenserwartungen so hoch, dass uns der Gedanke, dass etwas schiefgehen könnte und Vorsicht vor anderen Erwägungen steht, eher widerstrebt. So nehmen die meisten das mögliche, aber ungewisse Risiko in Kauf, dass Mobiltelefone schädliche Mikrowellenstrahlen emittieren. Der Nutzen erscheint größer als die Gefahr. Ähnlich sollten wir die Gentechnik nicht einfach deshalb ablehnen, weil die möglichen Auswirkungen nicht genau bekannt sind. Ihr Einsatz muss anhand einer möglichst präzisen

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