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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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Faktenlage im Einzelfall ethisch beurteilt werden. Manche Anwendungen, die – mit als gering bewerteten Risiken – beachtliche Vorteile versprechen, können als akzeptabel gelten. Dagegen dürfen Verfahren, die für Mensch und Umwelt hohe Gefahren bergen, wohl nur unter strengsten Auflagen praktiziert werden. Manchmal bleibt nur der Schluss, dass ein Risiko nicht beherrschbar ist, weil die Wahrscheinlichkeit, dass Schäden eintreten, oder deren mögliches Ausmaß einfach zu hoch sind. Zum Thema Kernkraft wird dies ausführlich erörtert (siehe Kapitel Wissenschaft, Ethik und Christentum/​ Kernkraft ).
    Eine christliche Ethik berücksichtigt alle diese Aspekte, rückt aber wegen der ungleich verteilten Risiken den Schutz der Schwachen und derer, die ihnen besonders ausgeliefert sind, in den Vordergrund. Beachten muss sie auch die menschliche Neigung, Risiken von Erfindungen aus Nachlässigkeit, Gier oder Hybris herunterzuspielen. Letztendlich beruht sie jedoch auf der Einsicht, dass Sicherheit nicht allein darin besteht, Risiken zu vermeiden, sondern auf der Gnade und Vorhersehung Gottes gründet.

Technik, Biotechnologie und Umwelt
    Unsere Fähigkeit, die Natur zu manipulieren (»zu beherrschen«), ist im Licht der Prinzipien einer Treuhänderschaft und Fürsorge für die Schöpfung zu sehen. »Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt« (Ps 24,1), so der Tenor der Bibel, die einen Gott offenbart, dem an seiner Schöpfung gelegen ist. Dass unter Umweltschäden gewöhnlich vor allem die Armen leiden, macht die Sorge um die Schöpfung auch zu einer Frage der Gerechtigkeit. Wie setzen wir diese Grundsätze in konkreten Situationen um? Als ein wichtiger Beitrag müssen Risiken für die Umwelt eingeschätzt und mit Scharfblick und Augenmaß gegen den Nutzen abgewogen werden. Da wir nicht alle Folgen unserer Handlungen absehen können, kann es »100 Prozent Sicherheit« nicht geben. Sie zu verlangen hieße, den Menschen an Gottes Stelle zu setzen. Auch widerstrebt uns wegen der Wahrnehmung, dass Menschen immer gesünder und länger leben, vielleicht eher der Gedanke, dass etwas schiefgehen kann, weshalb Vorsicht geboten wäre. Unsere nicht allzu fernen Vorfahren sahen es noch als ein Wagnis an, in einem Zug mit nie da gewesenen 30 km/​h zu reisen!
    Umwelt und Energie
    Durch die Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Öl und Erdgas) stieg der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre seit der industriellen Revolution dramatisch an – und damit auch die weltweite Durchschnittstemperatur. Die Erhöhung um 0,6 °C bis 2010 wirkt sich auf die Ökologie bereits spürbar aus. Wenn weiter so viel Kohlendioxid ausgestoßen wird, steigen die Temperaturen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts voraussichtlich um weitere 2 °C an – mit absehbaren verheerenden Folgen. Klimawissenschaftler befürchten einen noch stärkeren Anstieg. Folglich muss der Verbrauch fossiler Brennstoffe deutlich gesenkt werden, auch deshalb, weil immer weniger neue Ölquellen entdeckt werden. Wahrscheinlich wird das erschließbare Öl bis zum Ende dieses Jahrhunderts zur Neige gehen, wobei die Förderung aus schwer zugänglichen Quellen weitere Umweltgefahren birgt, wie die Explosion der Ölförderplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010 illustrierte. Deswegen werden Schritte unternommen, um fossile Energieträger durch erneuerbare und CO 2 -neutrale zu ersetzen. Die natürlichen Energiequellen wie Wind, Wasser, Wellen und die Sonne werden verstärkt genutzt. (Wind- und Wasserkraft dienen den Menschen schon seit Jahrhunderten. Das erste Gezeitenkraftwerk Rance in Nordfrankreich entstand bereits in den 1960er Jahren.) Doch der flächendeckende Einsatz solcher Techniken schafft neue Probleme. So verschlechtert schon die Menge an fossilen Brennstoffen, die zum Aufbau einer Infrastruktur eingesetzt wird, deren Ökobilanz. Die Verantwortung für die Schöpfung verpflichtet hier zu klaren Zielen. Wie das Beispiel Windenergie zeigt, müssen im Umweltschutz Prioritäten gesetzt werden. Besonders windreiche und auch schöne Gegenden sind als »Wildnis« – wilde, offene und bergige Regionen – oft ebenfalls schützenswert. Der Landschafts- und der Klimaschutz geraten in Konflikt miteinander. Welches Ziel hat Vorrang?
     
    Eine der schwersten Umweltkatastrophen 2010: Brand auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko  ©  © Getty Image/​ MCT via Getty Images
     
    Technische Entwicklungen: ein Windpark in Kansas  ©  ©

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