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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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doch, wie Weltanschauungen – atheistische, theistische oder auch andere – unsere Vorstellungen über die Entdeckungen der Wissenschaft – und sogar über das Wesen der Wissenschaft selbst – verfälschen können.
    Ein exzellentes Beispiel dafür ist die 1948 von Fred Hoyle, Hermann Bondi und Thomas Gold aufgestellte Steady-State-Theorie (Gleichgewichtstheorie) vom Universum – die besagt, dass das Universum einer ständigen Schöpfung ausgesetzt sei und keinen Anfang habe. 1965 wurde sie von Arno Penzias und Robert Wilson widerlegt, die im Weltraum Hintergrundstrahlung entdeckten – eine Art »Echo« des sogenannten Urknalls. Für Penzias und Wilson war das vergleichbar damit, dass man etwas Asche in einem Wald fände, die noch etwas warm gewesen wäre, und daraus schlösse, »dass es vor einiger Zeit hier ein Feuer gegeben haben muss«. Doch für Bondi, Gold und Hoyle klang die Vorstellung eines Anfangs zu suggestiv nach einem, »der das Ganze in Gang gesetzt hat«. Hoyle, ein Atheist, prägte daraufhin verunglimpfend den Begriff des »Big Bang«.
    So manche Weltsicht ist nicht unbedingt vollkommen religiös oder antireligiös. Zwei Mischformen enthalten religiöse Elemente auf der Grundlage von Metaphern:
    In der Hochzeit der Wissenschaft der griechischen Antike (600 v. Chr. bis 200 n. Chr.) wurde die Welt häufig als Organismus begriffen. Das religiöse Element daran war, dass sie darüber hinaus als halbgöttlich gesehen wurde. Für die Griechen schien die Durchführung von Experimenten an einer halbgöttlichen Natur das zu sein, was sie als
Hybris
bezeichneten – eine Anmaßung. Diese
organismische
Sicht der Natur verzögerte die Entwicklung der experimentellen Wissenschaft. Eine moderne organismische Weltsicht ist die Gaia-Hypothese.
Robert Boyle (1627–1691), ein Gründungsmitglied der Royal Society (in London), weitbekannt für die Entdeckung seines Gasgesetzes, verglich die Welt mit ihren Regelmäßigkeiten und ihrer Beständigkeit mit der großen Uhr im Straßburger Münster, deren Uhrwerk sichtbar war. Diese mechanische Metapher – eine
mechanistische
Weltsicht – schwang im Gleichklang mit dem christlichen Glauben Boyles, der einen Uhrmacher am Werke sah. Die Deisten, die im ganzen 18. Jahrhundert einen großen Einfluss ausübten, bauten auf dieser Vorstellung auf. Sie glaubten, dass Gott die Welt erschaffen und sich dann von der Bühne zurückgezogen habe. Und sie verwiesen darauf, dass eine Uhr, wenn sie erst einmal zum Laufen gebracht wurde, nicht die ständige Aufmerksamkeit des Uhrmachers benötige. Dies veranschaulicht einen der Fallstricke von Metaphern: den Versuch, sich jedes einzelne Detail nutzbar zu machen. Doch wenn jedes Detail passen würde, wäre es kein
Vergleich
mehr, sondern eine
völlige Übereinstimmung.
    Die astronomische Uhr im Straßburger Münster. Viele glauben, sie bilde die mechanischen Regelmäßigkeiten des Universums ab.  ©  © Alamy/​Bildarchiv Monheim GmbH

Die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Christentum
    Wissenschaft und Christentum können als »interaktionistisch« oder als
»nichtinteraktionistisch«
betrachtet werden.
    In interaktionistischen Sichtweisen kann die Wissenschaft entweder als Rückhalt gegen die Religion gelten oder – umgekehrt – als Aufrechterhaltung der religiösen Überzeugungen durch die Entdeckungen der Wissenschaft betrachtet werden.
     
    Nikolaus Kopernikus (1473–1543), preußisch-polnischer Astronom und Verfasser von
De Revolutionibus Orbium Coelestium
(1543). Darin vertrat er den Standpunkt, dass die Bewegungen der Planeten besser erklärt werden könnten, wenn man von der Annahme ausginge, sie kreisten um die Sonne statt um die Erde.  ©  © Corbis/​William Radcli f fe/​Science Fact
     
    Nichtinteraktionistische Sichtweisen können zudem entgegengesetzt angewandt werden. Die eine Gruppe setzt sie vielleicht vermutlich so ein, um alle religiösen Aussagen vor möglichen Angriffen durch wissenschaftliche Entdeckungen zu feien, während eine andere Gruppe – wie die Logischen Positivisten – sie dazu benutzt, zu behaupten, dass religiöse Lehrsätze bedeutungslos seien, weil sie sich nicht empirischen Tests unterwerfen.
    Glaubenssysteme
    Atheismus. Zweifel an oder Verleugnung der Existenz eines Gottes. »Ein wenig Philosophie führt zum Atheismus« Francis Bacon (1561–1626).
Deismus. Glaube an die Existenz eines Gottes, zugleich Ablehnung einer Offenbarung: »natürliche Religion«. »Der

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