Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
Vom Netzwerk:
und William Ockham (1285–1347) den Weg für die Vorstellung von einem zeitlichen Sein Gottes. Trotz seiner Unwandelbarkeit dauert Gott durch die Zeit hindurch fort. Scotus’ Verständnis der Kontingenz dient als Grundlage für das Konzept der dynamischen Zeit, während Ockhams Gedanken zum Problem des göttlichen Vorauswissens und der menschlichen Freiheit zu der Auffassung führten, wonach Gott zeitlich sei.

Quantentheorie: Angriff auf den gesunden Menschenverstand
    Eine wolkige Welt im Uhrwerk
    Newtons Welt, die mit einem Uhrwerk verglichen wurde, verhielt sich berechenbar und ließ sich beschreiben. Sie bestand aus Ursache und Wirkung. Schwierig wurde es dagegen, wenn Gott in sie eingreifen oder gar mit ihr zusammenwirken sollte. Der göttliche Uhrmacher hatte ein vollendetes System geschaffen, in dem er nicht mehr gebraucht wurde, sobald er die Mechanik in Gang gesetzt hatte. Diese Sicht wurde zu einem starken Argument gegen die Existenz von Wundern. Warum sollte Gott in eine ausgeklügelte Welt hineinpfuschen, die doch auf Ursache und Wirkung beruhte?
    Allerdings geriet diese Sicht zu Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Physik ins Wanken – ein Faktum, das Theologen weitgehend ignorierten. Die Quantentheorie ist eine der kraftvollsten Theorien der modernen Physik, die zahlreichen technischen Errungenschaften, vom Laserstrahl bis zur Atomkraft, den Weg ebnete, aber sie setzt das Newtonsche Paradigma außer Kraft. Die Welt der Quanten ist wolkig und unbeständig. Anstatt bestimmt sind die Dinge ungewiss, nicht verursacht und schwierig zu betrachten.
    Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab das Licht den Physikern Rätsel auf. Maxwells Theorie der elektromagnetischen Wellen beruhte auf klaren Nachweisen und einer einleuchtenden Erklärung, wie sich Licht als Wellen ausbreitete. Im Jahr 1900 zeigte jedoch Max Planck, dass die elektromagnetischen Strahlen aus erhitzten Körpern nur so verstanden werden konnten, dass die Energie in Portionen oder »Quanten« abgegeben wurde. Bestätigt wurde seine Hypothese 1905 durch Albert Einstein, der an der Emission von Elektronen aus Metalloberflächen forschte, auf die ultraviolette Strahlung auftrifft. Aber wie konnte Licht beides sein, Wellen und Quanten?
    Das Problem beschränkte sich nicht allein aufs Licht. Es ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass Teilchen wie Elektronen ebenfalls Welleneigenschaften besaßen. Angenommen, man richtet in einem Experiment einen Strahl aus Elektronen auf einen Beobachtungsschirm, vor den man eine Blende mit zwei Spalten setzt. Auf dem Schirm erscheint ein regelmäßiges Fransenmuster, bei dem Bereiche mit hoher Intensität gegen andere mit geringerer abgesetzt sind. Ein solches sogenanntes Beugungsmuster ist kennzeichnend für eine Wellenbewegung.
     
    Elektronen, die auf ein Ziel treffen, verhalten sich unterschiedlich, je nachdem, ob sie einen einzelnen Spalt oder einen von zwei parallelen Spalten in einer Barriere passieren.  ©  © Lion
     
    Wird ein Spalt abgedeckt, bilden die Elektronen auf dem Schirm ein anderes Muster, das sich um das Zentrum hinter dem geöffneten Spalt anordnet. Was geschieht, wenn wir jeweils nur ein Elektron durch die Blende schicken? Ist ein Spalt geschlossen, trifft das Elektron den Schirm im Bereich des Ein-Spalt-Musters. Öffnet man dann den verschlossenen Spalt, trifft es den Schirm stattdessen in dem des Fransenmusters. Das Elektron muss einen Spalt passieren. Aber wieso trifft es dann eine Stelle im Bereich des Zwei-Spalt-Musters? Der einzig mögliche Schluss lautet, dass das Elektron beide Spalten passiert. Wie ist dies möglich? Nach der Erklärung der Quantentheorie geht es nicht darum, wo das Elektron tatsächlich ist, sondern um seine wahrscheinliche Position. Man kann nicht sagen, dass das Elektron den einen und eben nicht den anderen Spalt passiert hat, sondern nur die Wahrscheinlichkeit seiner Ankunft berechnen. Eine solche Situation ist in alltäglichen Begriffen nicht beschreibbar. Und von Ursachen zu reden ist hier bedeutungslos.
    Das nicht zu veranschaulichende Wesen der Quantenwelt drückt sich in Werner Heisenbergs Unschärferelation aus. Diese besagt, dass die Position und der Impuls (die Geschwindigkeit multipliziert mit der Masse) eines Teilchen nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind. Das eine oder das andere kann präzise bekannt sein, nicht aber beide gleichzeitig.
     
    Der dänische Physiker Niels Bohr (1885–1962) wurde für seine Forschungen zur Atomstruktur und

Weitere Kostenlose Bücher