Gott oder Zufall?
spekulativ. Einen bedeutsamen Schritt stellte die Verbindung einiger der primitiven molekularen Komponenten auf gegenseitig nutzbringende Weise (Endosymbiose) zur Bildung einer Zelle dar. Der Zusammenschluss solcher Zellen zu Zellgruppen hätte es ermöglicht, dass manche spezielle Funktionen übernehmen. Ein fortschreitender Verlauf dieser Spezialisierung wäre fast unvermeidbar, besonders in Situationen, in denen Nährstoffe begrenzt waren und Effizienz daher hoch im Kurs stand.
Was ist Leben?
Vor etwa vier Milliarden Jahren hatte die Atmosphäre der Erde eine solche Zusammensetzung, dass sie die Entstehung von Leben begünstigte. Die frühesten (indirekten) Anzeichen für Leben sind etwa 3,8 Milliarden Jahren alt, doch eindeutige Anhaltspunkte für fossile Zellen gibt es erst seit 3,5 bis 3 Milliarden Jahren. Zelluläres Leben trat also, in geologischer Hinsicht, relativ schnell in Erscheinung.
Die Grundbausteine des Lebens sind kohlenstoffhaltige Substanzen. Viele Meteoriten, welche die Erde in ihrer Frühgeschichte erreichten, sollen einen hohen Kohlenstoffgehalt aufgewiesen haben – so wie auch manche Meteoriten, die heutzutage auf die Oberfläche der Erde treffen – dazu bedeutende Mengen an Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine, sowie Verbindungen, die mit Zuckern und Lipiden (Fetten) verwandt sind. Es ist nicht unmöglich, dass das Leben erst nach einer Reise von Planet zu Planet die Erde erreicht hat, doch dafür gibt es keine Beweise. Die Aufgabe besteht nun darin herauszufinden, welche chemischen Grundbausteine stufenweise zu selbstreplizierenden lebenden Systemen zusammengesetzt wurden. Da dies vor etwa vier Milliarden Jahren stattgefunden hat und Replikationssysteme, die einfacher als Zellen aufgebaut sind, höchstwahrscheinlich keine fossilen Spuren hinterlassen haben, ist das allerdings nicht leicht. Die ersten Einzeller werden vermutlich irgendwelche früheren Lebensformen konsumiert haben, wodurch der Weg, der zu ihrer eigenen Bildung führt, abgeschnitten ist. Wir verfügen zwar über einige wenige Teile des Puzzles vom Ursprung des Lebens, doch das meiste davon fehlt.
Möglicherweise ist die Art und Weise von Relevanz, wie Aminosäuren an Tonen anhaften, was zur Bildung von kleinen proteinähnlichen Molekülen führt. Proteine liefern nämlich die strukturellen und funktionellen Bestandteile alles Lebendigen. Die DNA , welche die Gene verschlüsselt, ähnelt einem anderen informationstragenden Molekül – der RNA . Tonoberflächen können darüber hinaus die Synthese kleiner RNA -Moleküle katalysieren. Die RNA ist von besonderem Interesse, da sie nicht nur selbstreplizierend ist, sondern auch die Fähigkeit besitzt, wie ein Katalysator zu wirken. Katalytische Formen der RNA sind als Ribozyme bekannt; sie sind noch immer in den Zellen tätig, besonders in den Ribosomen, welche die Proteinsynthese katalysieren. Das hat zu der Vorstellung einer frühen » RNA -Welt« geführt, die am Beginn des Lebens beteiligt war.
Zwei weitere Herausforderungen galt es zu meistern, bevor ein unabhängiges selbstreplizierendes System (= das Leben) entstehen konnte. Die erste bestand darin, das System so aufzuteilen, dass es seine eigene Unversehrtheit bewahren konnte. Kleine Lipidvesikel, die zumeist Mischungen aus RNA und Proteinen enthalten und unter der Bezeichnung »Liposome« bekannt sind, bieten da möglicherweise Anhaltspunkte. Als Zweites musste man herauszufinden, wie die RNA ihre spezifische Sequenz von chemisch genetischen »Buchstaben« erlangt haben konnte, die eine gewisse Kontinuität bei der Weitergabe der Information an die nächste Generation ermöglicht. Weitere Hinweise stammen aus der Entdeckung, dass sich Aminosäuren lieber an bestimmte RNA -Moleküle als an andere binden, so dass der RNA -Code, der schließlich zu einem DNA -Code wurde, von den Aminosäuren »ausgesucht« worden sein kann.
Ein Großteil der derzeitigen Forschung wird von der NASA mit dem Ziel betrieben, herauszufinden, ob es auf anderen Planeten Leben gibt. Das Entdecken von Leben auf zumindest einem anderen Planeten könnte möglicherweise unserer Erkenntnis außerordentlich weiterhelfen.
Hat unser gegenwärtiges Nichtwissen, was den Ursprung des Lebens betrifft, eigentlich irgendeine theologische Bedeutung? Es ist schwer festzustellen, warum das so sein sollte. Die christliche Schöpfungslehre verweist auf Gott als Ursache und Quelle allen Daseins. Die Christen glauben nicht an einen
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