Gott oder Zufall?
Lückenbüßergott, der als »faule Ausrede« für unser momentanes Unwissen fungiert. Außerdem finden wir nichts in der Bibel, woraus zu schließen wäre, dass der Ursprung des Lebens ein besonderes Wunder und normalen wissenschaftlichen Untersuchungen nicht zugänglich sein sollte. Alles, was Wissenschaftler erkunden und beschreiben können, ist Gottes gute Schöpfung; tatsächlich gibt es nichts anderes zu erforschen. Es gibt keinen besonderen Grund, weshalb unsere augenblickliche Unkenntnis über die Prozesse, durch die das Leben entstanden ist, Gottes kreatives Werk auf die eine oder andere Weise widerspiegeln sollte. Als Darwin 1859 seine
Entstehung der Arten
veröffentlichte, wusste man noch nichts über den Vererbungsmechanismus. Gerade mal 150 Jahre später wissen wir äußerst detailliert, wie die genetische Vererbung mittels der DNA abläuft. Es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, dass das Gleiche passieren wird, wenn die mechanistischen Abläufe für den Ursprung des Lebens erst einmal wesentlich klarer als heute sind, auch wenn das vielleicht weitere 150 Jahre dauern wird.
Die Schöpfung in der Bibel
In der Frage, ob Gott der Schöpfer aller Dinge ist, ist die Bibel eindeutig. »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde« (Genesis 1,1), berichtet sie uns. Der Psalmist bekräftigt: »Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt … Denn er hat sie gegründet.« Und »Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe« (Psalmen 24,1–2; 146,6). Paulus verkündete den Einwohnern von Athen: »Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr … er, der Herr über Himmel und Erde, er, der allen das Leben, den Atem und alles gibt« (Apostelgeschichte 17,24–25). Johannes berichtet, wie die himmlischen Wesen weinen: »Würdig bist du, unser Herr und Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie und wurde sie erschaffen« (Offenbarung 4,11).
Wenn wir Gott als Schöpfer anerkennen, müssen wir auch noch zwei wichtige Wahrheiten zur Kenntnis nehmen:
In der Bibel wird uns nur ganz selten etwas über die Mechanismen erzählt, die Gott für die Durchführung seiner Werke gebraucht.
Es ist ein riesengroßer logischer Irrtum, zu meinen, dass die Kenntnis einer Ursache eines Ereignisses bedeutet, wir würden sämtliche seiner Ursachen kennen.
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. wies Aristoteles darauf hin, dass es
Unterschiede zwischen der Material-, der Form-, der Bewegungs- und der Zweck- oder Zielursache gibt (siehe Kapitel
Biowissenschaften/ Teleologie
). Wir trennen alle vier Ursachen zwar selten auf diese Weise, dennoch unterscheiden wir meist unmittelbare von letzten Ursachen. Zum Beispiel wäre die unmittelbare Ursache einer Tasse Tee das Erhitzen von Wasser bis zum Siedepunkt, die letzte Ursache wäre es, den Durst einer Person zu stillen. Die unmittelbare Ursache einer Krankheit könnte ein Krankheitserreger im Blut sein, die letzte Ursache wäre ein Kontakt mit der Infektion über eine infizierte Nadel oder eine Tröpfcheninfektion. Es ist legitim, sich zum Zwecke der Analyse oder des Experiments auf eine besondere Ursache zu konzentrieren; das ist die normale Vorgehensweise in der Wissenschaft. Andererseits ist es wenig hilfreich und vermutlich sogar irreführend, darauf zu bestehen, dass die besagte Ursache die einzig relevante sei.
Wenn wir uns mit dem Handeln Gottes in der Welt befassen, ist es überhaupt kein Problem, ihn als den Urheber eines Geschehens anzuerkennen, gleichzeitig aber eine wissenschaftlich fassbare Kraft als Wirkmechanismus oder unmittelbare Ursache auszumachen. Genau das ist es, was der Astronom Johannes Kepler meinte, als er die Schlussfolgerungen seiner Studien durchsah und hocherfreut war, dass er »Gottes Gedanken nachdachte«. Wir können Gott als Schöpfer aller Dinge verehren, während wir gleichzeitig die Methode erforschen, die er möglicherweise bei seiner Schöpfungsarbeit eingesetzt hat. Charles Kingsley (Verfasser von
Die Wasserkinder
und Professor für Moderne Geschichte an der Cambridge University) ging auf die
Entstehung der Arten
in diesem Sinne ein: »Ich bin allmählich zu der Erkenntnis gelangt, dass es eine ebenso erhabene Vorstellung von Gott sei, zu glauben, dass er nur einige wenige Urtypen geschaffen habe, die zur Selbstentwicklung fähig sind, als dass er immer wieder neue Schöpfungsakte nötig gehabt habe, um die Lücken auszufüllen, die
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