Gotterbarme (German Edition)
Rauch. Ihre Hände wedelten ihn unbewusst zur Seite. Artus schnupperte und pinkelte gegen die Sträucher. Sie ging einige Meter weiter und der Rüde genoss seinen eigenen Ritus.
»Ganz schön makaber«, sagte sie zu sich selbst.
»Maja?«, fragte jemand in der Dunkelheit.
»Ja, wer ist da?«, fragte sie.
»Ich, Darel«, sagte er und kam auf sie zu.
»Wir haben dich überall gesucht. Mary wird gerade verhört«, sagte Maja.
»Chris geht es schlecht, sie wollte sich wieder das Leben nehmen. Sie leidet unter Depressionen«, sagte Darel.
»Ich weiß«, sagte Maja und zog an ihrer Zigarette.
»Ich geh gleich zu ihnen, ich komme gerade von zuhause und wollte mir noch was aus dem Labor holen.«
»Mary hat erzählt, dass ihr was miteinander habt.«
»Ja, das ist Mist, das weiß ich selbst. Seit fünf Jahren schlafen Chris und ich nicht mehr miteinander und«, er stockte.
»Kein Problem, da bist du nicht der Einzige«, beruhigte ihn Maja.
»Jetzt denken die ich habe was mit der Sache zu tun. David hat mich genauso erpresst.
Ich musste für ihn Unterlagen aus unseren Forschungen kopieren«, sagte Darel.
»Erzähl das Hamp«, sagte Maja und wollte mit ihm reingehen.
»Maja, ich schäme mich, weil alle dachten, dass ich mit Chris eine gute Ehe führe«, sagte er.
»Es wirkt weniger verdächtig, wenn du mit kommst«, sagte Maja.
»Ich brauche noch Unterlagen, die mich entlasten, Mails, die David mir geschrieben hat und Kopien. Ich habe gerade mit Sandra gesprochen, sie berichtete mir, dass Mary verhaftet ist.«
»Die können wir zusammen besorgen, wenn das Verhör beendet ist«, sagte Maja und sah in sein attraktives Gesicht.
»Ich könnte es nicht ertragen, dass ich jetzt auch noch verhaftet werde«, sagte er.
»Ich komme mit, dann holen wir die Unterlagen zusammen und gehen wieder zurück«, sagte Maja und folgte ihm.
»Das brauchst du nicht, ich bin gleich wieder da«, sagte er und ging weiter.
»Nein, dann geht das schneller, ich rauche solange und warte vor der Tür«, sagte sie.
Sie durchquerten den üppigen Garten, der mit kleinen Laternen schimmernd leuchtete. Die Sauziegen grunzten aus der Ferne.
»Von hier aus ist der Weg viel kürzer, als durch die Gänge«, sagte er und lächelte.
In der Dunkelheit konnte Maja das Gebäude nicht erkennen, um welchen Trakt es sich handelte.
»Das sind die Labore für die Aufzucht, hier arbeiten Toni und ich und andere Mitarbeiter«, sagte er.
»Dann hole die Unterlagen«, sie zog noch eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an.
»Willst du nicht lieber mitkommen, wegen der Sanjos«, fragte er.
»Nein, Artus wird mich warnen, wenn sie kommen«, sagte sie und lächelte Darel an.
»Chris kann keine Kinder bekommen, hast du Kinder?«
»Nein, mein Sohn ist gestorben«, sagte sie, ihre Kehle war sowieso ausgetrocknet.
»Das tut mir leid, ich weiß, wie das ist keine Kinder zu haben, ich liebe Kinder. Chris ist deswegen durch die Hölle gegangen. Sie wiegt nur noch achtunddreißig Kilo«, bestürzt sah er sie an.
»Ist es nicht besser sie in die Klinik zu bringen?«, fragte sie.
»Sie war schon hundert Mal in der Klinik. Sie will nicht mehr.«
»Kann ich verstehen«, sagte Maja.
»Ich habe mir auch schon Kontakte zu einer Klinik in Deutschland rausgesucht, wo sie mit Frauen, die unter starken Depressionen leiden besondere Therapien durchführen. Sie lehnt alles ab. Sie isst nichts und leidet unter Brechsucht«, sagte Darel, er legte seine Hand auf Artus Kopf.
»Habt ihr hier keine Psychiater?«, fragte Maja.
»Doch, aber hier sind so wenig Fälle, dass sich die Spezialisierung nicht lohnt.«
»Wieso habt ihr keine Kinder adoptiert?«
»Sie will nur eigene Kinder, ich wollte die Kinder von Mike adoptieren, aber sie wollte nicht«, sagte er enttäuscht.
»Mike hatte Kinder?«
»Ja. Wir sind da, ich fahre schnell mit dem Aufzug.«
»Warte, ich komme doch mit«, sagte sie und trat die Zigarette aus. Ein lautes Knacken im Gebüsch ließ sie ihre Meinung ändern.
»Wie alt ist Chris?«
»Sie sieht älter aus, sie ist achtunddreißig«, sagte Darel.
»Da wiegt sie so viel, wie sie alt ist. Makaber«, sie klopfte ihm auf die Brust.
»Ja, das ist entsetzlich, sie wird noch verhungern, wenn sie so weiter macht«, sagte er.
»Wie alt ist dein Hund.«
»Drei Jahre alt, er ist ein Findelkind«, sagte Maja und kraulte ihn.
»Jetzt hole ich schnell die Unterlagen und dann auf zu den anderen«, sagte Darel und stieg aus.
»Wo sind wir?«, fragte
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