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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Vatersein distanzieren konnte, habe ich mir gewünscht, ich würde ihn als verstümmelte Leichen finden, als Opfer, nicht als Mörder.
    Kannst Du Dir vorstellen, wie schmerzlich es für mich war, das alles zu sehen? Ich bin verzweifelt.
    Es war die einzige ehrliche E-Mail, die ich bislang an Sana geschrieben hatte.
    Ich blieb den gesamten nächsten Tag über auf meinem Zimmer, quälte mich und war wie gelähmt. Erst abends, kurz vor meinem Termin mit Miller, ging ich in die Lobby. Ich brauchte Ablenkung und schlug Miller vor, durch den Garten des Hotels zu schlendern, der so schön und groß sein sollte. Aber zu sehen war nur ein Abglanz davon. Die Springbrunnen waren abgestellt, die Wasserbecken leer, die mitschwarzem Marmor ausgelegten Wasserläufe waren staubig, die Myrtensträucher vertrocknet. Die Statue eines Fischers mit Meerjungfrau sah aus, als wäre sie auf einer Anhöhe über einem ärmlichen Küstendorf langsam verfallen. Wir sprachen kein Wort. Es war ein deprimierender Spaziergang.
    Danach setzten wir uns in die Empfangshalle. Das Licht war schummrig, manche Lampen waren abgeschaltet, um Strom zu sparen. Wir mussten die Sessel wechseln, weil unsere kaputt waren. An die Wand hatte jemand The Marines were here geschrieben, und am Deckenfries las ich auf verblassten Keramiktafeln einen Vers des alten arabischen Dichters Umar ibn Abi Rabia: Würde Hind nur ihr Versprechen halten … Alles um uns herum verströmte morbide Ruhe, nur aus der Ferne kam Musiklärm, wahrscheinlich aus dem Nightclub des Hotels. Der Major war nicht mit sich im Reinen. Er sagte: »Das ist Karaoke. Magst du Karaoke?« – »Nein«, sagte ich. – »Ich auch nicht.«
    Er fragte mich, wie meine gestrige Runde durch die Stadt gewesen sei. »Nicht gut«, sagte ich. Aber Miller hatte auch Erfreuliches zu berichten. Er hatte jetzt einen förmlichen Auftrag, in meiner Angelegenheit zu handeln, und seine Maßgaben seien dabei berücksichtigt worden. Niemand würde ihm bei der Arbeit hineinreden, und falls er Mitarbeiter anforderte, würden diese ihm unterstehen. In anderen Missionen waren ihm nie so günstige Konditionen zugestanden worden, immer hatte er zahlreiche Anweisungen zu befolgen gehabt, der eine Stab tat das eine, der andere etwas anderes, wenn es gut ausging, stritten alle um den Erfolg, und wenn nicht, wollte keiner schuld sein. Er wolle nun einen Plan ausarbeiten, um al-Qaida davon in Kenntnis zu setzen, dass ich in Bagdad sei und meinen Sohn Samer treffen wolle. Eine ausgereifte Planung hierfür würde aber einige Zeit in Anspruch nehmen, und trotz der Hoffnungen,denen er Ausdruck gab, entschuldigte er sich auch gleich dafür, dass es nicht sofort losgehen könne. Denn es war ihm nicht entgangen, dass die Erleichterungen, die ihm für meine Mission gewährt wurden, als Anreiz dafür zu werten waren, dass er seine Ermittlungen in Sachen des Massakers an der Familie schnell abschloss. Er musste also geschickt vorgehen.
    Er hatte mittlerweile eindeutige Hinweise auf die Verwicklung der Söldnergruppe in das Massaker. Die Fahrzeugkontrolle an der Zufahrt zur Grünen Zone hatte an mehreren Tagen hintereinander die zwei Jeeps und den Schützenpanzer eingetragen. Sie waren jeweils kurz vor Mitternacht ausgerückt und im Morgengrauen zurückgekommen, und sie waren mit M-4-Maschinengewehren und Lasersichtgeräten ausgestattet gewesen. Verschiedene Zeugen hatten die Fahrzeuge mit ausgeschalteten Scheinwerfern auf der Autobahn von Bagdad entlangrasen sehen, und auch in dem Dorf, in dem die Morde begangen wurden, waren die Besatzungen der Jeeps beobachtet worden, wie sie das betroffene Haus betraten und etwa zwei Stunden darin zubrachten, während die Insassen des Bradley draußen Wache hielten.
    Bis jetzt hatte Miller noch kein Motiv für die Morde gefunden und auch noch niemanden überführen können. Während die Soldaten sich mit dem Argument in Schweigen hüllten, sie hätten nichts Ungesetzliches getan, traten die angeheuerten Sicherheitsleute frech auf, als Miller ihnen vorhielt, sie hätten vor ihrem Anschluss an die Gruppe strenge Anweisungen erhalten, keine übermäßige Gewalt anzuwenden, nachdem zivile Sicherheitsdienste vorher bereits Iraker erschossen und Häuser zerstört hatten, nur weil sie deren Bewohner verdächtigten, zum Widerstand zu gehören. Wenn ihm am Leben von Irakern etwas liege, hatten sie entgegnet, dann solle man an ihrer Stelle eben UN-Friedenstruppenins Land holen, und wenn er Mitleid mit Irakern habe,

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