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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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von diesem großzügigen Geschenk profitieren würden. Deshalb kritisierte er so vehement, dass die Ehre des gerechten Krieges an Söldner verkauft und durch Korruption beschmutzt wurde.
Die siebte E-Mail
    Soll ich Schuldgefühle empfinden oder mir dumm vorkommen, weil ich Deine Andeutungen nicht verstanden habe? Meine Situation hier erlaubt mir nicht, Rätsel zu lösen.
    Wie auch immer, es scheint nicht nur aussichtslos, das zu erreichen, weswegen ich gekommen bin, sondern aussichtslos, dem auch nur näher zu kommen. Unerwartete Hindernisse sind aufgetaucht. Die Zeit arbeitet nicht für mich. Samer könnte mit einer einzigen Aktion alles zunichtemachen.
    Ich kann Dir nur eines raten: Verknüpfe Dein Schicksal nicht mit meinem. Denn was mir hier noch bevorsteht, weiß ich nicht.
    Das stattliche Gebäude des Verteidigungsministeriums war gefangen in Stacheldraht und umstellt von amerikanischen Panzern und Militärfahrzeugen. Es lag am Ende der Rashid-Straße, aber hier wollten wir unsere Tour noch nicht beenden. Wir machten gerade einen unserer fast täglichen Ausflüge und hatten eigentlich vor, weiter bis zum Al-Mutanabbi-Markt zu gehen, wo Fadhil mich zum Mittagessen in das berühmte Saray-Restaurant einladen wollte. Aber als wir aus einem Café kamen und uns in Richtung Restaurant wandten, vereitelte der Späher unseren Plan.
    Fadhil stieß mich plötzlich mit der Schulter an und zog mich am Arm in die entgegengesetzte Richtung. Widerwillig folgte ich ihm im Laufschritt durch eine Menge gleichgültiger Menschen. Er zerrte mich so grob hinter sich her, dass ich glaubte, er erwarte eine Bombenexplosion. Ich drehte mich um, und er blieb plötzlich stehen, als hätte er gesehen, dass jemand die Bombe entschärft hatte. Bevor ich ihn fragen konnte, warum wir so gerast waren, sagte er: »Haben Sie nicht bemerkt, dass wir beobachtet wurden?«
    Ich dachte, dass mich der Major vielleicht unter Bewachung gestellt hatte. »Ist doch nicht so schlimm«, sagte ich. »Doch«, beharrte Fadhil, »ein Späher hat Sie beobachtet.«
    Späher, so hieß im Irak jemand, der ein menschliches Ziel auswählte und Informationen über diese Person sammelte, erklärte mir Fadhil. Das Auswahlkriterium war, dass sich eine Entführung des Betreffenden lohnte. Am besten war ein Ausländer, zum Beispiel ein Soldat, ein Söldner oder ein Journalist, es konnte aber auch ein Iraker sein, der der Besatzung zuarbeitete, ein Geschäftsmann, ein Universitätsprofessor oder der Sohn einer begüterten Familie. Der Späher verkaufte die Informationen über seine Zielperson zu einem Preis, der von Angebot und Nachfrage und den speziellen Eigenschaften des Opfers abhing, an eine Bandevon Entführern. Diese verschleppte den Betreffenden dann und bot ihn zum Weiterverkauf an. Wer das beste Angebot machte, erhielt den Zuschlag: islamische Widerstandsgruppen, al-Qaida, eine schiitische oder sunnitische Miliz oder der Mittelsmann eines ausländischen Geheimdienstes. »Vom Späher geht die Zielperson an einen Entführer, und irgendwann fordert eine Gruppe Lösegeld und droht bei Nichtzahlung mit der Ermordung der Geisel. Dann wird gefeilscht. Und wenn der Entführte Pech hat, wird er getötet.«
    Ich erinnerte mich an einen Mann, der im Gleichschritt neben mir hergegangen war. Ich hatte in jenem Moment gedacht, dass ich ihn packen und nicht mehr loslassen würde, sollte auch er versuchen, mir etwas ins Ohr zu flüstern. Aber er hatte mich nur von der Seite angeblickt und war dann weitergegangen. Ich hatte ihm nicht nachgesehen. Das also war ein Späher.
    »Er muss Ihren Akzent gehört haben. Vielleicht haben auch Ihr Gesicht und Ihre Kleidung seine Aufmerksamkeit erregt. Er hat gemerkt, dass Sie kein Iraker sind, und falls er Sie schon beim Verlassen der Grünen Zone gesehen hat, dachte er wohl, er hätte eine besonders dicke Beute aufgetan.«
    »Er sammelt also noch Informationen über mich«, sagte ich.
    »Er hat gerade versucht, Sie mit seinem Handy zu fotografieren, deswegen habe ich Sie weggezogen. Ich glaube nicht, dass es zu spät war. Ich hoffe es, denn wenn er Sie fotografiert hat …«
    Wenn der Späher ein Foto von mir hatte, konnte er mich jetzt mehreren Interessenten zum Kauf anbieten, die dann weitere Informationen über mich anfordern würden. Hätte ich sicher sein können, dass ich an al-Qaida verkauft würde, ich hätte mich, ohne zu zögern, als Geisel angeboten.
    »Er müsste seine Leute nur anrufen und ihnen sagen, woSie sich befinden.

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