Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Ihnen.«
» DNA -Kontamination?«
»Ja.«
»Wir haben die Ausgrabung unterbrochen, als wir die Bedeutung des Fundes begriffen haben.«
»Trotzdem brauche ich Blutproben von jedem, der hier gegraben hat, und darüber hinaus von jedem, der sich den Knochen auch nur genähert hat. Ich werde die Proben morgen selbst nehmen.«
»Verstehe. Benötigen Sie sonst noch was?«
»Einsamkeit.« Paul lächelte. »Aus diesem Grund will ich, dass während meiner Untersuchungen niemand die Höhle betritt.«
Gavin nickte und ging. Paul holte seine Planen und Haken heraus. Es war immer das Beste, wenn derjenige, der die Proben nahm, auch die Person war, welche die Fossilien ausgrub – oder noch besser, die DNA -Proben nahm, wenn die Knochen noch im Boden lagen. Dann gab es weniger Kontaminierung. Und die Proben waren ganz sicher kontaminiert. Das waren sie immer. Ganz gleich, welche Vorsichtsmaßnahmen auch ergriffen, wie viele Abdeckplanen benutzt wurden oder wie wenig Leute an der Ausgrabungsstätte arbeiteten, es gab immer eine Kontaminierung.
Paul steckte die Planen an einem Ende fest in die Erde und glitt dann in das Loch. Er hatte sich eine Stirnlampe aufgesetzt, und sein weißer Papieroverall glitt über die feuchte Erde. Er hielt sich an der Leiter fest, als er in die dunkle Kälte hinabstieg. Die Bambussprossen bogen sich unter seinem Gewicht wie dünnes Eis. Er fragte sich, um wie vieles schwerer er war als der durchschnittliche Arbeiter an der Ausgrabungsstätte. Als er schließlich seinen Fuß auf die feuchte Erde setzte, drehte er sich um und hockte s ich hin. Ihm stand zum Arbeiten etwa eine Fläche von zwei mal zwei Metern zur Verfügung.
Von seiner Perspektive aus konnte er nicht erkennen, was für Knochen es waren. Er sah nur, dass es Knochen waren, die sich in ihrer natürlichen Lage befanden und halb in der Erde vergraben waren. Aber das war alles, worauf es ankam. Das Material war weich und noch nicht versteinert; er musste vorsichtig sein. Es galt als allgemein akzeptiert, dass Knochen ein paar tausend Jahre brauchten, bis sie zu Fossilien wurden. Diese hier waren jünger als die meisten anderen paläontologischen Funde.
Er brauchte beinahe sieben Stunden. Fachgerecht überzo g er die Oberfläche der Knochen mit Sodium Hyperchlorat und bohrte dann mit einem Dremel-Bohrer behutsam ein Loch, um an die innere Matrix zu gelangen. Dabei machte er zwei Dutzend Fotos, wobei er darauf achtete, den ursprünglichen stratigrafischen Kontext zu wahren. Es würde später wichtig sein, zurückverfolgen zu können, von welchen Exemplaren welche Proben stammten. Denn um was auch immer es sich bei diesen Wesen handeln mochte, sie waren klein. Er versiegelte die DNA -Proben in kleine, sterile Lozenges, rautenförmige Behälter, um sie transportieren zu können.
Es war bereits Nacht, als er unter der Zeltplane hervorkroch.
Draußen vor der Höhle sah Gavin ihn im Licht des Feuers zuerst. »Sind Sie fertig?«
»Jedenfalls für heute Nacht. Ich habe sechs unterschiedli che Proben von mindestens zwei verschiedenen Individuen. «
»Ja, das haben wir auch vermutet. Zwei Individuen. Bis jetzt.«
»Bis jetzt?«
»Wir sind nicht sicher, wie tief dieser Fundort hinabreicht. Wenn wir diese Knochen entfernt haben, könnten darunter noch mehr liegen.«
»Ist das hier üblich?«
Gavin zuckte mit den Schultern. »Das kann man nie wissen. Diese Ablagerungen erweisen sich manchmal als wider spenstig. Man stößt einige Meter lang auf gar nichts, nur auf sterile Erde, dann trägt man vorsichtig den nächsten Zentimeter ab, und die Erde ist die nächsten drei Meter sehr ergiebig: Rattenknochen, Knochen von Vögeln, Holzkohle, Steinwerkzeuge. Selbst Stegodons , eine Art von Pygmäenelefant, haben wir gefunden. Und manchmal noch interessantere Dinge.«
»Ich würde sagen, diese Knochen gehören zu den interessanteren Dingen«, sagte Paul.
»Das bedeutet, Sie bleiben bei uns?«
»Ja«, antwortete Paul. »Ich bleibe.«
Gavin reichte ihm eine Whiskyflasche.
»Ist es nicht ein bisschen zu früh, um schon zu feiern?«
»Feiern? Sie haben den ganzen Tag in einem Grab gearbeitet. Trinkt man in Amerika nichts bei Totenwachen?«
In dieser Nacht am Lagerfeuer lauschte Paul den Geräuschen des Dschungels und den Stimmen der Wissenschaftler und spürte, wie die Geschichte um ihn herum Gestalt anzunehmen schien.
»Nehmen wir an, sie wären es nicht«, sagte Jack. Jack war dünn, Amerikaner und sehr betrunken. »Nehmen wir an, sie hätten
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