Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
herumsaßen, erklärte ihm einer der Forscher, dass dieser Name »badet lange« bedeutete. Der Name spielte auf Pauls Gewohnheit an, am Ende eines Arbeitstages im Fluss zu baden. Er ging zwischen ihnen hin und her, schleppte in jeder Hand Eimer mit Erde. Er konnte mehr tragen als sie, aber er konnte sich nicht hinhocken und im Dreck knien, stundenlang über die Siebe gebeugt. Die Arbeiter wechselten sich bei ihren Aufgaben ab; zuerst trugen sie Eimer, dann lösten sie sich an den feinmaschigen Sieben ab. Nach wenigen Minuten dort schmerzten Pauls Knie, seine Waden brannten wie Feuer. Er war zu groß und zu schwer, um sich so zusammenzukauern, also tauschte er den Arbeitsplatz mit einem der Träger, den sein Angebot zu verwirren schien. Paul begriff, dass die Manggarai das Tragen der Eimer als Arbeit und das Sieben als eine Pause betrachteten.
In den Vereinigten Staaten war Pauls hauptsächliche sportliche Betätigung gewesen, Kajak zu fahren. Er war drei Viertel des Jahres durch das kalte Wasser des Chesapeake gepaddelt, wobei er sich nur mit der Kraft seiner Arme fortbewegte.
Jetzt schleppte Paul Eimer hin und her und stellte dabei fest, dass sein Körper für die Rolle des Packesels sehr gut geeignet war.
Die einheimische Bevölkerung von Flores bestand aus einem halben Dutzend Stämmen: den Lio, den Sikka, den Bajawa, den Endenses, den Ngadha und den Nagekeo. Einige Stämme waren miteinander verwandt, andere nicht. Paul hatte auf dem langen Flug hierher ein Buch über die Geschichte der Insel gelesen. Flores lag in einer Zwischenzone zwischen den aufeinander zuströmenden Wellen von Asiaten im Osten und den älteren, einheimischen Gruppen der Australoiden im Westen. Die Männer, mit denen er zusammenarbeitete, repräsentierten eine komplexe Mischung aus beiden. Sie hatten alle dunkle Haut, und viele von ihnen sahen fast so aus wie Filipinos oder Kambodschaner. Sie hatten glattes, schwarzes Haar und einen zierlichen Körperbau; andere wirkten äußerlich eher austronesisch, hatten lockiges Haar und große, ausgeprägte Nasen. Sie alle kauten Betelnüsse bei der Arbeit und spuckten ihren blutroten Speichel in den Dreck. Jeder von ihnen sprach zwei oder drei Dialekte und verstand noch erheblich mehr.
Mittags aßen sie einfache Mahlzeiten aus Reis und Fisch und sogen kleine gepunktete Eier aus. Zum Essen tranken sie Reiswein. Einer von ihnen hielt Paul einen Krug hin. »Das ist sicherer als das Wasser«, sagte er in perfektem Englisch.
Paul trank durstig.
Als sie die Ausgrabungen für diesen Abend beendeten, half Paul Gavin, den Jeep für eine Fahrt nach Ruteng zu be laden. »Ich fahre zwei von unseren Arbeitern zurück in die Stadt«, sagte Gavin. »Sie arbeiten immer nur eine Woche und haben dann eine Woche Pause. Wollen Sie mitkommen?«
»Na klar«, sagte Paul.
Die Fahrt das Tal hinauf war genauso gefährlich, wie der Trip hinab es gewesen war. Möglicherweise war die Straße noch schlammiger geworden.
Gavin mietete ein Hotelzimmer für Paul und drückte ihm Geld in die Hand – drei Zehntausend-Rupien-Scheine. »Das sind etwa sechzig amerikanische Dollar«, erklärte er, als er Pauls fragenden Blick bemerkte.
Paul duschte ausgiebig, rasierte sich seinen Viertagebart ab und warf sich dann aufs Bett. Nachdem er die letzten Nächte im Lager verbracht hatte, in einem Schlafsack in einem Zelt, fühlte sich dieses Bett einfach himmlisch weich an.
Nachdem er früh am nächsten Morgen erwacht war, unternahm er einen Spaziergang. Er schlenderte über die bereits belebten Straßen zum Basar. Die Sonne stand hoch an einem klaren blauen Himmel. Vom mehrere Meilen entfernten Ozean blies ein kühler Wind, der den Geruch des Dschungels mitbrachte. Große schwarze Echsen, abgehäutet und gekocht, hingen wie gruselige Bananenbündel von den Zeltpfosten der Händler.
»Hallo, Mister, hallo, Mister!«
Er ging weiter und ignorierte die Rufe, tauchte in der Menge unter. Helle bunte Stoffe schmückten die kleinen Läden. Der Geruch von Gewürzen und frischen Früchten lag in der Luft. Viele der Verkäufer kochten ihre Produkte auf winzigen, dreibeinigen Kochstellen, die qualmten und die sie aus strategischen Gründen den Fußgängern mitten in den Weg gestellt hatten. Im Hintergrund der kleinen Stände plärrten Radios und markierten akustisch das Territorium, den jeweiligen Einflussbereich des einzelnen Verkäufers.
Paul sah chinesische Nudeln, blaue Sarongs, Kokosnüsse, Fisch, westliche T-Shirts, Feuerzeuge und Schuhe,
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