Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
die ihm niemals passen konnten. Außerdem sah er überall Leute auf Fahr- und Motorrädern.
Dann fiel sein Blick auf ein Schmuckstück, das an einem Pfosten hing. Eine Perlenkette mit einem Haifischzahn in der Mitte. Er blieb nur eine Millisekunde stehen, zögerte kaum merklich, aber sofort ertönte eine Stimme aus der Bude. »Hallo, Mister.«
Paul drehte sich um. »Wie viel?«
Der Inhaber des Standes kam nach vorn. Er war alt, grauhaarig und ging gebückt. Mit einem Blick aus seinen entzündeten, blutunterlaufenen Augen schätzte er Paul kurz ein. »Bei allem gebührenden Respekt, Sir«, antwortete er in gutem Englisch und deutete auf zwei kleine Zeichen, die offenbar zwei unterschiedliche Preise für dieselbe Halskette anzeigten. Auf einem Schild stand 25.000 Rupien und auf dem anderen 15.000. »Das ist eine sehr hübsche Halskette. Mein Enkel hat den Haifisch eigenhändig gefangen.«
»Welcher Preis gilt?«
»Kommt darauf an«, erwiderte der alte Mann.
»Worauf?«
»Ob Sie feilschen wollen. Wollen Sie feilschen, beginnen wir mit diesem Preis.« Er deutete auf das Schild mit dem höheren Preis. Seine Knöchel waren knotig von Arthritis.
»Ich würde lieber hier anfangen«, sagte Paul und deutete auf das andere Schild.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, das ist der Preis, ohne zu feilschen. Wenn Sie feilschen wollen, fangen wir bei fünfundzwanzigtausend Rupien an. Aber keine Angst, wir werden den Preis herunterhandeln.«
»Wie weit?«
»Fast bis zu diesem Preis«, sagte er und deutete auf den niedrigeren Preis.
»Fast?«
»Ich kann nicht bis auf den Festpreis heruntergehen. Das müssen Sie doch verstehen, Sir. Ich muss etwas verdienen, für die Zeit, die das alles braucht, ja? Also, fangen wir an. Mister, das ist der Preis für die Halskette.« Der alte Mann deutete auf den höheren Preis. »Das ist eine sehr schöne Halskette. Mein Enkel hat den Haifisch eigenhändig gefangen. Ich kann leider nicht weiter im Preis heruntergehen. Was bieten Sie?«
Paul grinste und schüttelte den Kopf. »Ich nehme den Festpreis.« Er öffnete seine Brieftasche und zog zwei Zehntausend-Rupien-Scheine heraus. Er wusste, wann er seinen Meister gefunden hatte. »Behalten Sie das Wechselgeld.«
Als Paul ein paar Stunden später ins Hotel kam, wartete Gavin schon auf ihn.
»Ich habe mir Ihretwegen Sorgen gemacht«, sagte er zur Begrüßung. Er saß an einem Tisch in der Nähe der Eingangstreppe und trank Kaffee. Die Sonne stand jetzt höher am Himmel, aber die Markise an dem Gebäude warf einen schützenden Schatten über die Terrasse.
»Weshalb?«
»Weil Sie einfach so verschwunden sind.«
Paul deutete um sich. »Es gibt nicht viele Orte, an die man hier gehen kann. So groß ist diese Stadt nicht.«
»Nennen Sie es eine gesunde Paranoia. Um ehrlich zu sein, Sie hierherzubringen hat mehr Aufmerksamkeit erregt, als uns im Moment lieb sein kann. Ich hatte heute Morgen etliche Besprechungen – und einige davon kamen recht unerwartet. Bis jetzt ist es uns gelungen, unterhalb des Radars zu bleiben, aber seit heute …« Gavin beendete den Satz nicht.
»Was?«
»Tja, wir haben einen Wissenschaftler aus dem Ausland eingeflogen, und gewisse Leute wollen wissen, warum.«
»Welche Leute?«
»Offizielle Leute. Unerfreuliche Leute. Die staatlichen Stellen Indonesiens sind plötzlich sehr interessiert.«
»Und ich bin dieser ausländische Wissenschaftler?«
»Genau der.«
»Ich nehme an, dieses Interesse der offiziellen Stellen ist etwas Schlechtes?«
»Interesse von offizieller Seite ist immer schlecht.«
»Geht es dabei um irgendwelche Genehmigungen?«
»Wir haben selbstverständlich alle notwendigen Genehmigungen vom Ministerium für Kultur und Gesellschaft. Außerdem haben wir Genehmigungen von ARKENAS und der Erziehungsbehörde. Das ist ein ganzer Berg von Genehmigungen, kann ich Ihnen sagen, die Hälfte davon wurden doppelt erteilt. In Flores ist die Bürokratie eine Art Kampfkunst. Selbst unsere Genehmigungen brauchten Genehmigungen, und natürlich kosten sie alle Geld. Schlimmer noch, sie kosten Zeit. Unsere Visa kommen direkt von der indonesischen Wissenschaftsakademie. Aber vielleicht spielt all das jetzt keine Rolle mehr.«
»Warum nicht?«
»Weil gewisse Leute vielleicht beschließen, dass es keine Rolle mehr spielt. Mehr braucht es nicht.«
»Machen Sie sich Sorgen, dass man die Ausgrabungen einstellt?«
Gavin lächelte. Er schwieg eine Weile und nippte an seinem Kaffee. Paul glaubte schon, der Mann
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