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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Kühlungen, alles für Schiffe natürlich.«
    »Natürlich«, sagte Julika. Sie schwiegen.
    »Ich muss rein«, sagte Rico. Sie erwiderte nichts.
    Er sagte: »Morgen macht Juri ein Fest, da sind wir eingeladen, du auch.«
    »Wer ist Juri?«
    »Ein alter Freund, kenn ich schon ewig, er feiert die Verlobung mit Ale.«
    »Heiratet er einen Fisch?«, sagte Julika wie aus Versehen. Rico lachte. Julika sah ihn zum ersten Mal lachen, und es kam ihr vor, als gehöre das Lachen nicht ihm, sondern bloß zu seinem Mund und einem Teil seiner Stimmbänder.
    »Er heiratet keinen Fisch«, sagte Rico ernst. Nichts in seinem Gesicht deutete darauf hin, dass er sich gerade gefreut hatte.
    »Aber jeder sagt Ale zu ihr, schon immer. Sie war auch dabei, damals bei…«
    Mehr wollte er nicht sagen. Julika sah ihn an.
    »Wir sind eingeladen«, wiederholte er. »Du auch.«
    »Der kennt mich doch gar nicht«, sagte Julika.
    »Er war auch im ›Eisenhans‹, im Dezember, genau wie Steffen und die anderen, erinnerst du dich nicht mehr?« Julika zog ihr Handy aus der Tasche.
    »Wen rufst du an?«, fragte Rico.
    »Niemand«, sagte Julika. Das gefiel ihr nicht, dass Rico über ihre Zeit verfügte.
    »Hast du Lust, meine Mutter zu besuchen?«, fragte Rico und sah auf die Uhr. Inzwischen war er in der Werkshalle seit fünfzehn Minuten überfällig.
    »Nein«, sagte Julika. Das Handy piepte, und sie hielt es ans Ohr. Jemand hatte auf die Mailbox gesprochen, vermutlich Miriam, die sie gerade anrufen wollte.
    »Sie hat gesagt, sie würd sich über deinen Besuch freuen.«
    Ungeduldig steckte er die Hand in die Kitteltasche, zog sie aber gleich wieder heraus. Julika nahm das Telefon vom Ohr.
    »Wo arbeitet deine Mutter?«
    »Ihre Bibliothek ist im Hansa-Viertel, du fährst mit der Straßenbahn…«
    »Ich geh zu Fuß.«
    »Das dauert ein bisschen.«
    »Rico?«
    Er zuckte zusammen.
    »Du darfst mich nicht verplanen.«
    Er verstand nicht, was sie meinte. Er schaute sie an, als hätte sie ihn aufgefordert, das Wort Rhododendron zu schreiben.
    »Du musst mich fragen, bevor du über mich bestimmst.« Er schaute sie immer noch an.
    »Ich mach schon, was du willst«, sagte sie. »Aber du musst mit mir vorher sprechen.«
    »Ja«, sagte er und wunderte sich, wo das Wort herkam. Sie küsste ihn auf den Mund, flüchtig.
    »Gehst du heut Abend mit mir in eine Kneipe?«, fragte sie. Der Mann mit den blauen Sportschuhen kam aus dem Büro, ohne Koffer.
    »Immer noch Urlaub, Keel? Zack jetzt, ja?«
    »Ja, Herr Spahn«, sagte Rico.
    »Fiesling«, sagte Julika.
    »Er ist in Ordnung«, sagte Rico.
    »Hauptsache, du hast deine Ruhe.«
    Er wollte etwas sagen, aber bevor er dazu kam, strich ihm Julika übers Gesicht, und er war augenblicklich versöhnt.
    »Sag mir, wie ich zu deiner Mutter komme.«
    »Das ist nicht schwer«, sagte er.
    Als säße sie jeden Tag an diesem Schreibtisch, schrieb sie mit vier Fingern auf der Tastatur des Computers, flinker als Marlen Keel es mit zehn Fingern schaffte, überflog die Zeilen und druckte sie aus. Unter die letzte Zeile setzte sie ihre Unterschrift.
    »Ich muss das faxen«, sagte Julika.
    Marlen zeigte auf das Gerät. Julika legte das Blatt ein und wählte die Nummer. Außer Marlen schaute ihr noch eine zweite Frau zu, die dick war und eine starke Brille trug.
    »Die war heute Mittag im Fernsehen«, sagte die dicke Frau zu Marlen.
    »Das hast du mir schon erzählt, Paula.«
    »Die Polizei sucht die.«
    Julika riss das Blatt in Fetzen und warf diese in den Papierkorb.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Marlen zu ihr. Paula ließ Julika nicht aus den Augen.
    »Lass uns bitte allein, Paula«, sagte Marlen.
    »Rufen Sie die Polizei nicht an«, sagte Julika. »Ich hab denen ein Fax geschickt, dass es mir gut geht. Und mit dem zuständigen Kommissar hab ich telefoniert.«
    Paula nahm die Brille ab. »Dann ist es ja gut.«
    »Ja«, sagte Julika.
    Als sie allein waren, sagte Marlen: »Ich will keine Polizei in meiner Wohnung, hast du das begriffen? Ich hatte schon zu oft die Polizei im Haus.«
    »Niemand wird mich suchen«, sagte Julika.
    »Paula erzählte, dein Vater hat dich in der Sendung aufgefordert zurückzukommen. Hast du mit ihm auch telefoniert?«
    »Nein.«
    »Dann tu es.«
    »Nein.«
    Marlen setzte sich an ihren Schreibtisch. Julika blieb stehen, die Hände in den Taschen ihrer Jacke.
    »Gut«, sagte Marlen, schob den Stapel Bücher, der vor ihr lag, zur Seite und kniff die Augen zusammen. »Sag mir, warum du ausgerechnet zu uns

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