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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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gekommen bist, dann kannst du bis Ende der Woche bleiben. Danach fährst du, und ich versprech dir, ich werd dich nicht fragen, wohin du fährst.«
    »Ich wollte Rico wiedersehen«, sagte Julika.
    »Das ist alles?«
    »Ich hab immer an ihn denken müssen, ich hab ihm sogar geschrieben.«
    »Hat er dir geantwortet?«, fragte Marlen überrascht.
    »Nein.«
    Dann sagte Marlen: »Nein, er ist nicht besonders gut in… im Schreiben.«
    »Das weiß ich.«
    »Das weißt du also schon. Habt ihr zusammen geschlafen, im Dezember, auf diesem Schiff, oder sonst wo?«
    »Geht Sie das was an?«
    »Nein.«
    »Wir haben nicht zusammen geschlafen.«
    Es war Marlen unmöglich, in Julikas Gesicht zu lesen.
    »Hat Rico was angestellt?«, fragte Julika.
    »Wieso denn?«
    »Weil Sie die Polizei so oft im Haus hatten.«
    »Das ist alles vorbei.«
    »Okay«, sagte Julika und nahm die Hände aus den Taschen.
    »Ich war bei dem Haus mit den Sonnenblumen. Was ist da passiert, über das Rico nicht sprechen will?«
    »Warum warst du bei dem Haus?«
    »Zufällig.«
    »Zufällig.«
    »Ja.«
    Nach einem Schweigen sagte Marlen: »Hat er dir von der Feier morgen erzählt? Von seinem Freund Juri?«
    »Ja«, sagte Julika. »Und von Ale.«
    »Dann werdet ihr also hingehen.«
    »Rico möchte, dass ich mitkomme.«
    »Und du tust, was er möchte?«
    »Ja.« Die Antwort klang so entschieden, dass Marlen sich vorbeugte, wie um Julika besser in die Augen sehen zu können.
    »Das Haus hat gebrannt, alles andere soll dir Rico erzählen, wenn er möchte .« Sie stand auf und nahm den Bücherstapel in beide Hände.
    »Ich krieg schon raus, was damals passiert ist«, sagte Julika.
    »Und hinterher wirst du dir wünschen, es nicht rausgekriegt zu haben«, sagte Marlen.
    »Warum denn?«
    Auf dem Flur stand Paula, hauchte ihre Brille an und putzte die Gläser mit einem Geschirrtuch.

11
    D ie Namen, die Rico ihr nannte, vergaß sie sofort wieder. An die Leute, denen sie angeblich schon einmal begegnet war, konnte sie sich nicht erinnern. Auf Deck des Motorschiffs »Markgraf« drängten sich mehr als hundert Gäste zwischen Anfang zwanzig und Ende dreißig, manche Männer trugen Anzüge, einige Frauen teure Kleider, über die sie bei denen, die gewöhnliche Sachen anhatten, Rechenschaft ablegen mussten.
    »Hast du eine Gehaltserhöhung gekriegt, oder hat dir dein Mann mal was gegönnt?«
    »Das Kleid ist aus dem Sonderangebot, achtzig Euro.«
    »Achtzig Euro? Na, viel Stoff ist ja nicht dran.«
    »Hallo, ich bin Annalena.«
    Julika lehnte, eine Bierflasche in der Hand, an der Eisentreppe, die zum Oberdeck führte.
    »Du bist die neue Freundin von Rico?«
    »Ich bin Julika.« Die andere gab ihr die Hand. Julika fand, dass die junge Frau krank aussah. Sie trug ein rotes Kleid mit schwarzen Punkten und darüber eine Jeansjacke. Ihre blonden Haare hatte sie hochgesteckt, einige fielen ihr ins Gesicht, und sie entfernte sie mit einer fahrigen Bewegung.
    »Willst du einen Schluck?«, fragte Julika.
    »Danke«, sagte Annalena. »Hab heut schon Sekt getrunken, ich vertrag nichts, weißt du, ich muss aufpassen.«
    »He, Ale, komm hoch, Juri will mit dir tanzen!« Über das Geländer auf dem Oberdeck beugte sich ein junger Mann, der wie einige Männer auf dem Fest einen fast kahl rasierten Kopf hatte. Auch seinen Namen und sein Gesicht hatte Julika vergessen.
    »Beeil dich!«, schrie er. Dann klopfte er mit seiner Bierflasche gegen eine Metallleiste und verschwand.
    »Jeder nennt dich Ale«, sagte Julika.
    »Ich hasse den Namen, ich sag allen, sie sollen mich nicht so nennen, aber sie machens trotzdem. Früher wars mir egal, jetzt find ich ihn nur noch blöd.«
    »Warum zwingst du sie nicht, dich bei deinem richtigen Namen zu nennen?«
    »Wie denn zwingen?«
    »Du redest einfach nicht mehr mit ihnen. So lange, bis sie es kapiert haben.«
    »Das kann ich nicht. Ich denk dann, ist ja egal, ich weiß ja, dass ich gemeint bin.«
    »Aber es gefällt dir nicht«, sagte Julika.
    »Nein. Du bist aus dem Westen, stimmts?« Julika sagte ihr, woher sie kam.
    »Das ist eine schöne Stadt«, sagte Annalena und zog die Schultern hoch, ihr war kalt. »Ich war noch nicht dort, aber ich seh das immer im Fernsehen, schöne Häuser und die Seen, ich würd gern mal hinfahren. Aber Juri hat nie Zeit, er ist jetzt Meister geworden, er wird die Werkstatt bald übernehmen, da kann er keinen Urlaub machen, weißt du, da muss man dann anwesend sein. Vielleicht arbeite ich dann bei ihm anstatt im

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