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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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vorsichtig sein. Und er war vorsichtig. Er nahm seine Finger zu Hilfe. Und das Schiff bewegte sich wie im Rhythmus ihrer Bewegungen. Und es hörte nicht auf, es hörte alles nicht auf. Und dann hörte er nur noch den Polizisten sprechen. Und er schaute ihn an, und der Polizist schaute ihn an, vom Tisch aus, und dann stellte er eine Frage, und Rico antwortete und bemerkte, dass seine Mutter ihn ebenfalls ansah, als sei er an allem schuld.
    »Nein«, sagte Süden.
    Marlen und Rico drehten gleichzeitig den Kopf zu ihm. Er hatte schon wieder aufgehört zu sprechen.
    »Wir haben verstanden«, sagte Marlen. »Es geht Sie alles nichts an, aber trotzdem sind Sie hier und belästigen uns.«
    »Ja«, sagte Süden. »Trotzdem bin ich hier. Weil Sie mich anlügen.«
    »Wir lügen nicht!«, sagte Rico laut. Zum ersten Mal war Marlen mit seiner Lautstärke einverstanden.
    »Natürlich«, sagte Süden. »Sie wissen, wo Julika ist, aber Sie streiten es ab. Sie brauchen mir nicht zu sagen, wo sie ist, aber Sie müssen nicht abstreiten, es zu wissen.«
    »Sie wollen uns austricksen«, sagte Rico. »Wie alle Polizisten. Ich kenn mich aus mit Polizisten. Sie haben meine Mutter provoziert und versucht, aus ihr was rauszukriegen, und jetzt sind Sie sauer, weil Sies nicht geschafft haben. Aus mir kriegen Sie auch nichts raus. Und wenn Sie jetzt nicht gehen, ruf ich unsere Polizei an, und die nimmt Sie dann mit, darauf können Sie wetten!«
    »Sie meinen, Herr Halberstett kommt und führt mich in Handschellen ab?«
    Marlen musste grinsen, und weil sie sofort wieder ein ernstes Gesicht machte, fing sie ein zweites Mal an zu grinsen.
    »Rufen Sie ihn an«, sagte Süden.
    »Ich weiß nicht, wo Julika ist«, sagte Rico.
    »Wer hat Sie überfallen?«, fragte Süden.
    Rico zupfte am Verband über seiner Nase. »Weiß ich nicht, es waren vermummte Typen.«
    »Und was wollten die von Ihnen?«
    »Sie habens mir nicht gesagt.«
    »Sie sind nicht beraubt worden?«
    »Nein.«
    »War Julika dabei?«
    »Nein.«
    »Wo war sie zu dem Zeitpunkt?«
    »Weiß ich nicht. Hier in der Wohnung.«
    »Er hat die Angreifer wirklich nicht erkannt«, sagte Marlen. Süden sagte: »Das glauben Sie doch selber nicht.« Rico stand auf. »Verlassen Sie jetzt unsere Wohnung!
    Sie haben kein Recht, hier zu sein. Wir haben alles gesagt, was wir wissen.«
    »Für wen brauchen Sie eine Decke?«, fragte Süden.
    »Für einen Freund«, sagte Rico.
    »Ich gehe nicht«, sagte Süden.
    Auch Marlen stand auf. »Das ist… das ist Hausfriedensbruch… Ich ruf jetzt die Polizei an, Sie brauchen nicht zu meinen, Sie können zu uns kommen und uns so behandeln, wie Sie Ihre eigenen Leute behandeln, so funktioniert das hier nicht, mit uns können Sie nicht so umspringen!«
    »Wer sind meine eigenen Leute?«
    »Ihre Leute in… in… in…«
    »Im Westen?« Marlen sagte nichts.
    »Ich gehe nicht eher weg, bis Sie zugeben zu wissen, wo Julika de Vries sich aufhält«, sagte Süden.
    »Ich muss mit meinem Sohn allein sprechen«, sagte Marlen und gab Rico ein Zeichen. Sie gingen in die Küche. Süden stand auf, lehnte sich an die Wand, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Marlen kam ohne ihren Sohn ins Zimmer zurück.
    »Wir sind uns einig, dass wir Ihnen nichts weiter zu sagen haben. Gehen Sie jetzt!«
    Süden, der mit geschlossenen Augen zugehört hatte, sah Marlen an, ohne sich von der Wand zu entfernen.
    »Ich bin ein passiver Held«, sagte er. »Ich bleibe so lange hier stehen, bis Sie es sich anders überlegen. Ich tue nichts. Ich stehe nur da. Wenn ich müde werde, setze ich mich auf den Boden. Hausfriedensbruch wäre, wenn ich gegen Ihren Willen hier wäre, das bin ich nicht. Wäre ich es, könnten Sie mich anzeigen, und wenn ich Pech hätte, müsste ich ein Jahr ins Gefängnis oder eine Geldstrafe bezahlen.«
    »Wenn Sie so weitermachen, ist das schwerer Hausfriedensbruch«, sagte Marlen. Die Anwesenheit dieses Mannes versetzte sie in einen Zustand dubioser Erregtheit, die sie nicht im Geringsten gebrauchen konnte.
    »Ganz falsch«, sagte Süden. »Schweren Hausfriedensbruch können Sie nur als Gruppe verüben. Schwerer Hausfriedensbruch, das haben manche Ihrer Leute so empfunden, als ihre Betriebe von Chefs aus dem Westen übernommen wurden, damals.«
    »Damals, das war eher schwerer Landfriedensbruch.«
    »Ja?«
    »Es gibt Menschen, die haben das so empfunden.«
    Rico kam ins Zimmer, den Telefonapparat in der Hand, dessen Kabel sich über den Teppich

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