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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Erscheinen einen Seufzer der Erleichterung aus, aber Bert ließ Senior nicht aus den Augen.
    »Schwierigkeiten Pop«, sagte Senior.
    »Er wurde wütend, als er das Hundefutter nicht finden konnte«, sagte Bert zu Wally, ohne den Blick von Senior zu wenden; Bert schien damit zu rechnen, daß Senior jeden Moment in einen anderen Teil des Ladens stürmte und ihn verwüstete.
    »Wozu brauchtest du Hundefutter, Pop?« fragte Wally seinen Vater.
    »Hundefutter Pop«, wiederholte Senior.
    »Es scheint, er erinnert sich nicht, Wally«, sagte Bert Sanborn.
    »Wir sagten ihm, er hat keinen Hund«, sagte Mildred.
    »Ich erinnere mich, wie ich’s mit dir getrieben habe, Milly«, brüllte Senior.
    »Da fängt er wieder an«, sagte Bert. »Senior, Senior«, sagte er sanft. »Wir alle hier sind deine Freunde.«
    »Ich muß Blinky füttern«, sagte Senior.
    »Blinky war sein Hund, als er ein kleiner Junge war«, sagte Milly Sanborn zu Wally.
    »Wenn Blinky noch am Leben wäre, Senior«, sagte Bert Sanborn, »dann wäre er älter als wir.«
    »Älter als wir«, sagte Senior.
    »Komm, fahren wir nach Hause, Pop«, sagte Wally.
    »Hause Pop«, sagte Senior, aber er ließ sich von Homer und Wally zum Lieferwagen führen.
    »Ich sage dir, Wally, es ist nicht der Schnaps«, sagte Warren Titus, der ihnen die Seitentür des Lieferwagens öffnete. »Er hat keine Fahne, diesmal nicht.«
    »Es ist etwas anderes, Wally«, sagte Bert Sanborn.
    »Wer bist du?« fragte Senior Homer.
    »Ich bin Homer Wells, Mr. Worthington«, sagte Homer.
    »Mr. Worthington«, sagte Senior.
    Als sie an die fünf Minuten schweigend gefahren waren, brüllte Senior: »Schnauze halten, ihr alle!«
    Als sie nach Ocean View kamen, trat ihnen Olive schon auf der Einfahrt entgegen; sie übersah Senior und sprach zu Wally: »Ich weiß nicht, was er heute morgen zu sich genommen hat, wenn nicht Wodka; er hatte keine Fahne, als er fuhr. Ich hätte ihn niemals den Lieferwagen nehmen lassen, wenn ich geglaubt hätte, daß er getrunken hat.«
    »Ich fürchte, es ist etwas anderes, Mom«, sagte Wally. Mit Homers Hilfe führte er Senior ins Schlafzimmer, zog ihm die Schuhe aus und redete ihm gut zu, damit er sich auf das Bett legte.
    »Weißt du, ich habe Milly einmal dressiert«, sagte Senior zu seinem Sohn.
    »Klar, hast du, Pop«, sagte Wally.
    »Ich hab Milly dressiert! Ich hab Milly dressiert!« sagte Senior. Wally versuchte Senior mit einem Limerick aufzuheitern; Senior hatte Wally eine Menge Limericks beigebracht, aber Senior hatte jetzt Schwierigkeiten, sich an einen zu erinnern, auch wenn Wally ihn ihm vorsagte, Zeile für Zeile.
    »Erinnerst du dich an die Gräfin von Kent, Pop?« fragte Wally seinen Vater.
    »Klar«, sagte Senior, dann aber sagte er nichts mehr.
    »Wie schlimm für die Gräfin von Kent!« fing Wally an, aber Senior lauschte nur.
    »Ihr Schlitz ist so furchtbar verklemmt«, sagte Wally.
    »Verklemmt?« sagte Senior.
    Wally versuchte es abermals, zwei Zeilen auf einmal.
Wie schlimm für die Gräfin von Kent!

    Ihr Schlitz ist so furchtbar verklemmt … 

    »Furchtbar verklemmt!« schmetterte Senior los.
Wie schlimm für die Gräfin von Kent

    Ihr Schlitz ist so furchtbar verklemmt.

    Die Maid sagt: »O Jammer,

    Ich brauch einen Hammer,

    ’nen Mann reinzuklopfen, wenn’s brennt.« 

    Mein Gott! dachte Homer Wells. Doch Senior schien verblüfft; er sagte nichts. Wally und Homer ließen ihn allein, als sie dachten, daß er eingeschlafen sei. Unten sagte Homer Wells zu Olive und Wally, daß er glaube, es sei etwas Neurologisches.
    »Neurologisches?« sagte Olive.
    »Was bedeutet das?« fragte Wally.
    Oben hörten sie Senior losbrüllen. »Brennt!« schrie er.
    Homer Wells, der die Angewohnheit hatte, die Enden der Sätze zu wiederholen, wußte, daß Seniors Wiederholungen krankhaft waren. Diese Angewohnheit war das erste Symptom, das er Dr. Larch in seinem Brief über Senior Worthington schilderte. »Er wiederholt alles«, schrieb er an Larch. Homer erwähnte auch, daß Senior anscheinend die Namen der gewöhnlichsten Dinge vergaß; er rief sich ins Gedächtnis, wie der Mann in Verwirrung geraten war, als er Wally um eine Zigarette bat – er hatte nur dauernd auf Wallys Brusttasche gedeutet. »Ich glaube, das Wort für Zigarette war ihm entfallen«, schrieb Homer Wells. Homer hatte auch beobachtet, daß Senior, als Homer ihn wegen einiger simpler Einkäufe zu Sanborn gefahren hatte, das Schnappschloß des Handschuhfachs nicht bedienen konnte. Und

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