Gottes Werk und Teufels Beitrag
gerade in der Apotheke aus, schnüffelte etwas Äther und sammelte sich. Gingrich und Goodhall, sagte er zu sich selbst. Ginghall und Goodrich, murmelte er. Richhall und Ginggood! Goodging und Hallrich! Kichernd erwachte er.
»Warum sind Sie so fröhlich?« fragte Schwester Angela ihn spitz vom Flur draußen vor der Apotheke.
»Goodballs und Ding-Dong!« sagte Wilbur Larch zu ihr.
Wutentbrannt ging er in Schwester Angelas Büro. Er hatte Pläne für Fuzzy Stone. Er telephonierte mit dem Bowdoin-College (wo Fuzzy Stone seine Vorstudien erfolgreich abschließen sollte) und mit der Harvard Medical School (wo Fuzzy, so Larchs Absicht, sich sehr, sehr gut machen sollte). Dem Immatrikulationsbüro in Bowdoin erzählte er, daß dem Waisenhaus in St. Cloud’s eine Summe Geldes gestiftet worden sei, zu dem ausdrücklichen Zweck, die Kosten des Medizinstudiums für einen hervorragenden jungen Mann oder eine junge Frau zu bezahlen, der oder die bereit – ja, mehr als bereit: opferbereit – wäre, in St. Cloud’s zu wirken. Ob er, Dr. Larch, Einblick nehmen könnte in die Zeugnisabschriften von Absolventen, die in jüngster Zeit an die Medical School gegangen seien? Der Harvard Medical School erzählte er eine etwas andere Geschichte; er wünschte natürlich Einblick in die Zeugnisabschriften, aber in diesem Fall war die Geldsumme gestiftet worden, um ein Fortbildungsstipendium in Geburtshilfe einzurichten.
Es war die erste Reise, die Wilbur Larch unternahm, seit er hinter Clara hergejagt war, und das erste Mal seit dem Ersten Weltkrieg, daß er anderswo schlief als in der Apotheke; aber er mußte sich mit den Formularen der Zeugnisabschriften von Bowdoin und Harvard vertraut machen. Nur auf diese Weise konnte er eine Zeugnisabschrift für F. Stone fabrizieren. Er bat, eine Schreibmaschine benutzen zu dürfen, sowie um ein Blatt Papier – »eines ihrer Blankoformulare wird mir die Sache erleichtern« – und tat so, als tippte er die Namen und Noten von ein paar interessanten Kandidaten ab. »Ich sehe so viele, die ideal wären«, sagte er denen in Bowdoin und Harvard, »doch man kann unmöglich wissen, ob einer von ihnen es aushalten wird in St. Cloud’s. Wir liegen sehr abseits«, gestand er und dankte ihnen für ihre Hilfe und reichte ihnen ihre Zeugnisabschriften zurück (am richtigen Platz, unter ›S‹ die von Fuzzy).
Nach St. Cloud’s zurückgekehrt, schrieb Dr. Larch an Bowdoin und Harvard und erbat Kopien von den Zeugnisabschriften einiger hervorragender Absolventen; er habe die Auswahl auf diese wenigen eingegrenzt, teilte er ihnen mit. Eine Kopie von Fuzzys Zeugnis kam mit den anderen per Post.
Als Larch der Harvard Medical School seinen Besuch abstattete, hatte er in Cambridge ein Postfach auf Fuzzys Namen eröffnet. Jetzt schrieb er dem Postmeister dort und bat, die Post für F. Stone nach St. Cloud’s nachzusenden. Die Postfachadresse würde gegebenenfalls nützlich sein, sollte der junge Dr. Stone nämlich einmal seinem innigen Drang zur Mission in Übersee gehorchen. Dann schickte er ein leeres Kuvert an die Adresse in Cambridge und wartete darauf, daß es zurückkam.
Als der Brief zu ihm zurückkehrte – als er sicher war, daß das System funktionierte –, verfaßte er den Rest der Geschichte von F. Stone und seiner Adoptivfamilie (namens Eames) und übersandte sie dem Treuhänderausschuß, zusammen mit Fuzzys Adresse. Nichts zu erfinden brauchte er über Curly Day; er zuckte zusammen beim Niederschreiben des Namens Roy Rinfret; und die Wahrheit erzählte er über Snowy Meadows und die meisten anderen, auch wenn es ihm schwerfiel, »die Möbel-Marshs« hinzutippen, ohne laut aufzulachen, und als er zum Fall Homer Wells gelangte, besann er sich sehr eingehend, wie die Sache mit Homers Herz in Worte zu fassen sei.
Unter den Mitgliedern des Ausschusses gab es keinen Herzspezialisten oder Radiologen, nicht einmal einen Chirurgen; es gab einen sehr alten praktischen Arzt, der aus Prinzip nichts las. Dr. Gingrich zählte für Dr. Larch nicht als Arzt; Psychiater zählten für ihn überhaupt nicht, und Mrs. Goodhall, so glaubte er zuversichtlich, konnte er mit der dürftigsten Terminologie einschüchtern.
Er beichtete dem Ausschuß (fühlt sich nicht jedermann geschmeichelt durch Vertraulichkeit?), daß er es verabsäumt habe, die Sache mit Homers Herz diesem gegenüber zu erwähnen; er gestand, Ausflüchte gemacht zu haben, gab allerdings zu bedenken, daß eine Beunruhigung des Jungen sein Problem
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