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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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allein war. Er spähte durch die erleuchtete Küche und schaute in den schattigen Schlafsaal, als Candy schuldbewußt ins Licht trat.
    »Missus Worthington!« sagte Mr. Rose.
    »Mister Rose!« sagte Candy und schüttelte ihm die Hand. »Wir sind gerade rechtzeitig gekommen«, sagte sie zu Homer und puffte ihn. »Wir haben eben erst alle Bettlaken fertig«, sagte sie zu Mr. Rose, aber Mr. Rose bemerkte, daß da kein Auto und kein Lieferwagen war – daß sie zu Fuß zum Ciderhaus gegangen waren. Hatten sie sämtliche Decken und Laken hergetragen?
    »Eben erst haben wir alles zusammengefaltet, meine ich«, sagte Candy.
    Homer Wells dachte, daß Mr. Rose vielleicht das Licht im Apfelmarktbüro gesehen hatte, als er vorbeigefahren war. »Wir haben Überstunden im Büro gemacht«, sagte Homer, »und dann fiel uns ein, daß das Bettzeug hier draußen war – alles auf einem Haufen.«
    Mr. Rose nickte und lächelte. Dann schrie das Baby. Candy zuckte zusammen.
    »Ich habe Wally geschrieben, daß ich die Tochter mitbring«, erklärte Mr. Rose, während eine junge Frau, etwa in Angels Alter, ins Licht trat – ein Baby in ihren Armen.
    »Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du ein kleines Mädchen warst«, sagte Homer Wells zu der jungen Frau, die ihn ausdruckslos anstarrte; es mußte eine ermüdende Fahrt gewesen sein mit dem kleinen Kind.
    »Meine Tochter«, stellte Mr. Rose vor. »Und ihre Tochter«, fügte er hinzu. »Missus Worthington«, stellte Mr. Rose vor, »und Homer Wells.«
    »Candy«, sagte Candy und schüttelte der jungen Frau die Hand.
    »Homer«, sagte Homer. Er konnte sich an den Namen der Tochter nicht erinnern, und darum fragte er nach. Sie wirkte etwas verschreckt und schaute ihren Vater ratsuchend an.
    »Rose«, sagte Mr. Rose.
    Alle lachten – die Tochter ebenfalls. Das Baby hörte auf zu schreien und guckte verwundert. »Nein, ich meine deinen Vornamen!« sagte Homer Wells.
    »Rose ist ihr Vorname«, sagte Mr. Rose. »Du hast ihn schon gehört.«
    »Rose Rose?« fragte Candy. Die Tochter lächelte; sie wirkte nicht sehr sicher.
    »Rose Rose«, sagte Mr. Rose stolz.
    Wieder lachten alle; das Baby wurde fröhlich, und Candy spielte mit den Fingern des kleinen Mädchens. »Und wie ist ihr Name?« fragte Candy Rose Rose. Diesmal antwortete die junge Frau selbst.
    »Sie hat noch keinen Namen«, erwiderte Rose Rose.
    »Wir denken uns noch einen aus«, sagte Mr. Rose.
    »Was für eine gute Idee«, sagte Homer Wells, der wußte, daß allzu viele Namen leichtsinnig gegeben wurden oder nur zeitweilig – oder daß sie, wie in den Fällen von John Wilbur und Wilbur Walsh, nur phantasielos wiederholt wurden.
    »Das Ciderhaus ist eigentlich nicht eingerichtet für ein Baby«, sagte Candy zu Rose Rose. »Wenn Sie wollen, kommen Sie zum Haus, ich müßte noch ein paar Babysachen haben – sogar ein Laufställchen in der Bodenkammer, nicht wahr, Homer?«
    »Wir brauchen nichts«, sagte Mr. Rose freundlich. »Vielleicht wird sie morgen einmal hinüberkommen.«
    »Ich könnte einen ganzen Tag schlafen, glaube ich«, sagte Rose Rose geziert.
    »Wenn Sie möchten«, sagte Candy zu ihr, »könnte ich mich für Sie um das Baby kümmern – damit Sie schlafen können.«
    »Wir brauchen nichts«, wiederholte Mr. Rose. »Nicht heute jedenfalls«, sagte er lächelnd.
    »Brauchen Sie Hilfe beim Auspacken?« fragte Homer ihn.
    »Heute nicht jedenfalls«, sagte Mr. Rose. »Was ist in der Tasche, Homer?« fragte er, als alle sich Gute Nacht gesagt hatten und Homer und Candy gehen wollten.
    »Äpfel«, gestand Homer.
    »Das ist doch sonderbar«, sagte Mr. Rose. Homer machte den Reißverschluß der Tasche auf und zeigte ihm die Äpfel.
    »Bist du ein Apfel-Doktor?«
    Beinahe hätte Homer gesagt: »Richtig.«
    »Er weiß Bescheid«, sagte Homer zu Candy, während sie zurück zum Büro gingen.
    »Natürlich weiß er Bescheid«, sagte Candy. »Aber was macht es, wo wir doch aufhören?«
    »Ich schätze, es macht nichts«, sagte Homer.
    »Nachdem du schon bereit warst, es Wally und Angel zu sagen«, erwiderte sie, »wird es, schätze ich, nicht so schwierig sein, es wirklich zu tun.«
    »Nach der Ernte«, sagte er. Er nahm ihre Hand, doch sowie sie in die Nähe des Apfelmarktes und des Büros kamen, ließen sie sich los und gingen jeder seinen Weg zurück.
    »Wofür ist die Tasche?« fragte ihn Candy, bevor sie ihm einen Gutenachtkuß gab.
    »Sie ist für mich«, sagte Homer Wells. »Glaube ich jedenfalls.«
    Kurz vor dem Einschlafen

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