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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Schluckbeschwerden hat. Die Ärzte vermuten Tollwut, aber die Familie sagt, dass sie von keinem Tier gebissen wurde. Bis sie sich daran erinnern, dass vor ein paar Monaten eine Fledermaus in seinem Zimmer herumgeflattert ist. Aber bis dann ist es zu spät. Lieschen hat das Zeitliche gesegnet.«
    »Ich weiß, dass es hier in der Gegend Fledermäuse gibt, aber -«
    »Warten Sie’s ab. Das Gesundheitsamt hat Beweise für die Anwesenheit von Fledermäusen in Jorgensens Dachstuhl gefunden. Guano, Sie wissen schon, Kot. Der ganze Boden war damit gesprenkelt.« Sie rümpfte die Nase. »Die Fledermäuse waren durch ein Loch zwischen Schornstein und Dachziegeln eingedrungen. Pikanterweise war das Loch mit Topfreinigern zugestopft.«
    Ich konnte Jorgensens Dachstuhl vor mir sehen. Weiße Sprenkel auf dem Boden, braune Fellbündel, die sich im Gebälk zusammendrängten. Dieses Bild hatte ich schon mal irgendwo gesehen. Ich versuchte mich zu erinnern, wo, aber es gelang mir nicht.
    »Stahlwolle ist das Einzige, womit man ein Loch versiegeln kann, damit keine Tiere in den Dachstuhl eindringen«, sagte ich. »Sie können den Geruch nicht ertragen.«
    »Sie verstehen das falsch. Die Topfreiniger haben dafür gesorgt, dass die Fledermäuse in Jorgensens Dachstuhl blieben. Er hat die Tiere in seinem Haus eingesperrt und so sein eigenes Todesurteil besiegelt.«
    Sie redete wie ein Wasserfall. Die Titelseite. Das war Kokain in ihren Journalistenadern. Inzwischen versuchte ich mich zu erinnern, wo ich das Bild schon einmal gesehen hatte … Ich packte sie am Arm.
    »Was ist?«
    Angel’s Landing. In der Scheune. Die weißen Spritzer auf den alten Autos, die Nester im Gebälk.
    »Jorgensens Tod hatte nichts mit zufälligem Schädlingsbefall zu tun. Wir müssen beim Gesundheitsamt anrufen.«
     
    Ich ließ mich mit dem Beamten verbinden, der mich schon einmal befragt hatte. Sally hörte über die Telefonanlage an ihrem Schreibtisch mit.
    »Ich habe von den Fledermäusen und der Stahlwolle in Neil Jorgensens Dachstuhl gehört.« Ich holte tief Luft. »Das Loch, durch das die Tiere eingedrungen sind – war das eine natürliche oder eine künstlich angebrachte Öffnung?«
    Unangenehmes Schweigen am anderen Ende. »Ich glaube, Sie erklären mir besser, was Sie mit dieser Bemerkung bezwecken.«
    Volltreffer. Sally riss die Augen auf.
    »Jemand hat ein Loch in Dr. Jorgensens Dach gebohrt oder gehackt, stimmt’s? Ich wette, Sie haben Mörtel und Ziegelstücke auf dem Boden gefunden.«
    »Ich werde dazu keinen Kommentar abgeben. Unsere Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Würden Sie mir jetzt bitte erklären, wie Sie auf diese Theorie kamen?«
    »Sagen wir mal, es war eine Eingebung.«
    »Das müssen Sie mir schon näher erläutern.«
    »Nein, ich denke, Sie kommen da auch selbst drauf.« Ich legte auf.
    »Oh, mein Gott«, rief Sally. »Woher haben Sie das gewusst? Wo wollen Sie hin?«
    Ich war schon halb auf dem Weg nach draußen. »Zur Polizei. Bevor das Gesundheitsamt dort anruft, dass ich die tollwütigen Fledermäuse in Jorgensens Dachstuhl ausgesetzt habe. Und, Sally – jetzt sind wir quitt.«
     
    Detective Chris Ramseur war ein gelassen wirkender junger Mann mit den gepflegten Händen eines Bankangestellten. Er saß hinter einem ramponierten Metallschreibtisch auf der Polizeiwache und trank Kaffee aus einer fleckigen Star-Trek -Tasse. Er hörte sich meine Theorien an und warf gelegentlich einen Blick in die Lobby, wo sich eine Polizeibeamtin mit Luke beschäftigte. Ramseur trug einen Strickschlips, ein kariertes blaues Hemd und sah aus wie ein Englischlehrer, der eine schwere Woche hinter sich hatte. Bis auf seine Augen. Sein Blick war unnachgiebig und berechnend. Momentan schien er abzuwägen, was er von mir halten sollte.
    Ich legte ihm alles, so gut ich konnte, dar. Die Standhaften stellten ein Waffenarsenal zusammen, und dazu gehörten nicht nur Feuerwaffen, sondern auch biologische Kampfstoffe. Kevin Eichner hatte sich geweigert, Medikamente für Chenille zu stehlen, aber Glory war das Botox in die Hände gefallen, und das hatte Mel Kalajian das Leben gekostet.
    Er hatte ein Foto von Glory vor sich auf dem Schreibtisch liegen. »Diese Frau ist nicht bei ihrer Arbeitsstelle erschienen. Wir können sie nicht finden.«
    Was bedeutete, dass sie ihre Beteiligung an der Tat weder bestätigen noch ausschließen konnten.
    Dann machte ich ihn auf die nächste Ebene aufmerksam. Das Gesundheitsamt würde sich bei ihm melden und ihm

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