Gottesgericht
Bandenmitglieder eine SMS bekommen. Darin steht, dass sie vor Sizilien ankern.«
»Warum sollte jemand von der Bande mit ihr Kontakt aufnehmen?«
»Anscheinend hat sie sich dafür entschuldigt, wie die Geiseln behandelt wurden, und schrieb, sie suche nach einem Weg, es wiedergutzumachen. Ich war natürlich misstrauisch, aber der US -Geheimdienst konnte das Handy orten, von dem die SMS abgeschickt wurde, und das Schiff identifizieren. Sie versuchen, es unter Beobachtung zu halten, bis es irgendwo in einen Hafen einläuft. An diesem Punkt wird es sein Identifikationssignal wieder einschalten müssen.«
»Ich hoffe, KOSS kommt dieser Frau nicht auf die Schliche. Verrätern gegenüber kennen sie kein Pardon.«
»Vielleicht kommt sie damit durch.« Orhun sagte, er würde am nächsten Tag anrufen, und sie verabschiedeten sich.
Jane hatte jetzt eine Menge Arbeit vor sich: Kleidung für sich und die Kinder auswählen und schließlich die Koffer für alle packen. Es war eine willkommene Gelegenheit, einmal an etwas anderes zu denken, und sie stürzte sich in die Aufgabe und lauschte dazu einer Auswahl von Opernarien, gesungen von Cecilia Bartoli.
Vielleicht war es der Zusammenhang mit Italien, aber schließlich gingen ihre Gedanken doch wieder zu den Geschehnissen in Neapel zurück. Sie machte sich Sorgen wegen Giuseppe, und der Umstand, dass er sich nicht gemeldet hatte, trug nicht zu ihrer Beruhigung bei. Dann fiel ihr ein, dass sie ihm noch keine SMS geschickt hatte. Sie brauchte einige Versuche, ehe sie es richtig hinbekam – sie wollte nichts schreiben, wozu sie nicht stehen konnte, aber es sollte dennoch eine deutliche Warnung sein. Am Ende schrieb sie:
Sei vorsichtig. Ikone von Collalba ist interessant für Sekte, die Ben getötet hat. Erkläre alles, wenn du anrufst.
Während sie die Nachricht formulierte, kam ihr der Gedanke, sie sollte Perselli eine E-Mail schicken und ihn wissen lassen, was sie mithilfe der von ihm geschickten Informationen herausgefunden hatte. Sie suchte seine E-Mail mit dem Anhang heraus und verfasste eine Antwort, in der sie ihm dankte und ihm mitteilte, nachdem sie die Aufzeichnungen gelesen habe, könne sie bestätigen, dass Gormans Ikone in Italien gelandet sei. Sie erklärte, wie sie von einer Familie der Arbëresh über die Jahrhunderte bewacht worden sei und dass sie jetzt gerade von einem Kunsthändler in Neapel geschätzt werde. Es hatte keinen Sinn, sich noch genauer zu verbreiten, und sie wollte es schon dabei belassen, aber dann fügte sie noch an, der Gegenstand der Ikone sei das Jüngste Gericht. Sie beendete die E-Mail mit der Bemerkung, dass sie für ein paar Tage verreise und sich nach ihrer Rückkehr mit weiteren Einzelheiten bei ihm melden werde.
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Das Säbelrasseln zwischen Israel, Iran und Russland erreichte am folgenden Tag einen neuen Höhepunkt. Russland hatte erklärt, es werde am Wochenende Seemanöver zusammen mit den Iranern in internationalen Gewässern vor Israel durchführen. Israel seinerseits hatte Berichten zufolge seine Langstreckenraketen vom Typ Jericho 3 in Bereitschaft versetzt und ein mit Nuklearraketen bewaffnetes U-Boot in den Persischen Golf geschickt.
Die Vereinigten Staaten sagten, sie hätten Schritte unternommen, um ihre »Vermögenswerte und ihre Verbündeten« im Nahen Osten zu schützen, und stellten Eingreiftruppen aus der 5. Flotte im Golf und der 6. Flotte im Mittelmeer zusammen. Zusätzlich hieß es, seien die in Kuwait, nicht weit von der irakisch-iranischen Grenze stationierten US-Truppen in Alarmbereitschaft versetzt worden.
In diesem Zusammenhang erschien Jane die Vorstellung, ein langes Wochenende mit fünf Kindern in Disneyland zu verbringen, plötzlich sehr viel verlockender. Es würde sicherlich eine Wohltat werden im Vergleich zu dem unreifen Benehmen von Weltmächten und der Berichterstattung der Medien – einschließlich ihrem eigenen Sender –, die das kriegerische Gehabe täglich in die Welt posaunten.
Sie erzählte dem Team, die Gelegenheit zu der Reise habe sich kurzfristig ergeben – was stimmte – und hinge mit Karls Marketing-Unternehmen zusammen – was eine Lüge war, aber etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Sie wollte nichts davon sagen, dass die türkische Botschaft dahintersteckte – es würde aussehen, als würde sie für geleistete Dienste belohnt.
Zu der Zeit, da sie abgeholt werden sollten, hatte Giuseppe noch immer nicht geantwortet. Sie entschied sich dagegen, Lucia noch einmal anzurufen – es
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