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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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sich der große Saal, in dem der Burgherr früher Recht sprach und hohe Würdenträger empfing, aber auch Festmahle ausrichtete. Hier wird später gesoffen, gefressen und gehurt, wie in alten Zeiten.« Der Professor lachte. »Dort drüben sehen Sie den Turm mit den Verliesen. Vor ein paar Jahren erst hat man dort eine Folterkammer entdeckt.« Sam nickte, für ihn war es schon Folter, über den Hof zu gehen und jeden Stein unter den dünnen Schnabelschuhen zu spüren.
    Â»Kommen Sie, ich zeig Ihnen etwas. Das wird Ihnen gefallen!« Der Professor grinste über das ganze Gesicht. Dabei wurden seine Augen zu kleinen Schlitzen, und seine Augenbrauen zogen sich schräg nach oben. Wie der Teufel persönlich, dachte Sam und konzentrierte sich dann darauf, auf dem unebenen Boden nicht zu stolpern. Ein kleines Steinchen hatte sich in das Leder seines Schuhs gebohrt und drückte sich unangenehm in seine Fußsohle, sodass er kurz stehen blieb und den Übeltäter entfernte. Sam verfluchte Juri, dass er ihm nicht ein bequemeres Kostüm besorgt hatte, und sah neidvoll auf die festen Stiefel, die Professor Patzold unter seiner Zaubererkutte trug. Endlich erreichten sie den Turm, wo das Pferdegespann mit dem inzwischen leeren Käfig vor einer offenen, mit Eisen beschlagenen Tür wartete. Ein Wachtposten ließ die beiden Männer nach einem kurzen abschätzenden Blick passieren. Sie folgten der steil nach unten führenden Treppe mit ihren unregelmäßigen Stufen, und je weiter sie nach unten stiegen, desto feuchter wurde die Luft. Plötzlich tat sich ein großer hoher Raum vor ihnen auf. An den Wänden waren Bänke wie Tribünen aufgebaut, auf denen Zuschauer saßen. Ein Schrei und Peitschenschläge hallten von den Mauern wider. Sam sah nach oben, wo an schweren Eisenketten zwei Käfige hingen, in denen zwei der drei Frauen saßen, die er vorher in dem Holzkäfig gesehen hatte. Sie rüttelten an den Eisenstäben und jammerten. Ein Mönch stand direkt unter ihnen und rief einer mit scharfer Stimme zu: »Gesteh, dass du dich mit dem Teufel vereinigt hast, sündiges Weib!«
    Sam sah sich um. Er traute seinen Augen nicht. Überall standenund lagen Folterwerkzeuge: ein Holzbock, ähnlich wie der, auf dem man Catharina Kil in Amsterdam gefunden hatte, und neben einer Feuerschale verschiedene Eisenzangen. Sam sah zu den Zuschauern, fast ausschließlich Männer, wie er feststellte, und dann zum Professor, der mit ihm zu einem Tisch ging, auf dem weitere Instrumentarien ausgestellt waren.
    Â»Hier, das ist ein Brustreißer, damit hat man den Frauen die Brüste verletzt, manchmal sogar ausgerissen. Und das hier ist eine Kopfzwinge.«
    Professor Patzold hielt einen eisernen Ring mit Dornen hoch.
    Â»Er wurde dem Ketzer, der Hexe oder wem auch immer um den Kopf gelegt und zusammengeschraubt, sodass sich die Eisendornen in den Schädel bohrten.«
    Der Professor schien mit den Instrumenten bestens vertraut zu sein und sprach über sie so heiter, als erläutere er Küchengerätschaften. Sam hoffte, dass der Mörder nicht über solche Instrumente verfügte und sie das nächste Mal einsetzte. Da hallte wieder ein Peitschenhieb durch den hohen Raum, gefolgt von lautem Geschrei. Sam zuckte zusammen.
    Â»Entspannen Sie sich, Herr O’Connor. Das sind nur Tonbandaufnahmen, um den Zuschauern die Atmosphäre im Folterkeller nahezubringen.«
    Â»Ich kann mir vorstellen, dass so mancher sich hier inspirieren lässt«, sagte Sam und betrachtete ein großes Holzrad.
    Der Professor folgte seinem Blick und zögerte nicht, auch hier eine detaillierte Erklärung abzugeben.
    Â»Ja, eine sehr wirkungsvolle Erfindung. Erst wurden die Knochen des Delinquenten zertrümmert, anschließend wurden seine Arme und Beine durch die Speichen geflochten. Dann ließ man ihn stehen. Der Tod trat erst nach Tagen ein. Die Leiche ließ man so lange auf dem Rad, bis sie endgültig verwest war. Zur Abschreckung, wissen Sie. Also Phantasie hatten sie damals, das muss man schon sagen.«
    Sam hatte genug gesehen. Die Vorstellung, dass vor genau einer Woche Isabella Longi mit Instrumenten wie diesen gefoltertworden war, ließ in ihm leichte Übelkeit aufsteigen. Die Luft hier unten war außerdem stickig und warm und erschwerte ihm das Atmen. Schweißperlen rannen ihm kitzelnd die Schläfe herunter. Er wollte nur noch weg

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