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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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der anderen eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie betrachtete eine Weile das Foto und schüttelte dann langsam den Kopf.
    Â»Nein, ich glaube nicht. Die Frau war jung, schlank und hatte blonde lange Haare, mehr konnte ich nicht erkennen. Ich kann mich an ihr Gesicht nicht erinnern. Es tut mir leid.«
    Sams Theorie, dass es zwischen der Frau in der Klinik und den Morden einen Zusammenhang gab, geriet ins Wanken. Er seufzte resigniert, bezahlte seinen Espresso, bedankte sich bei Frau Reimers und trat dann auf die Straße. Aber es musste eine Verbindung zwischen der Frau und den Morden geben! Die Bibelzitate, ihr kahl geschorener Kopf, das konnte kein Zufall sein. Oder klammerte er sich nur so fest daran, weil es die einzige Spur war, die er hatte?
    Was sollte er jetzt tun? Sam entschied, dass er als Erstes ins Büro fahren würde. Vielleicht war Juri inzwischen schon aus Bayern zurückgekehrt. Er ging zu seinem Auto. In seinem Kopf schwirrten Gedankenbruchstücke umher. Man hatte die Frau aus der Klinik vor etwa einem Jahr gefunden. Wie lange war sie in Gefangenschaft gewesen, um ihren Verstand völlig zu verlieren? Einen Monat, zwei, drei oder vier? Oder vielleicht ein ganzesJahr? War sie der Auslöser für die Morde? Dann dachte er wieder an Lina. Wer hatte sie entführt? Sie hatte ihm offenbar die Tür geöffnet. Hieß das, dass sie ihn kannte? Wo hatte sie ihn kennengelernt? Bei einem Speed-Dating, im Restaurant ihrer Mutter oder in einer der beiden Praxen, in denen sie arbeitete? Oder irgendwann auf der Straße oder in der U-Bahn? Es gab tausend Möglichkeiten. Aber immer wieder drängte sich ein Gedanke dazwischen. Lina war ein Medium, und sie war an dem einen Abend, als Isabella Longi umgebracht wurde, auch bei der Sitzung dabei gewesen.
    Als er im Polizeipräsidium ankam, gab er einem Beamten die Liste mit den Hamburger Autokennzeichen zur Überprüfung und schickte den Plastikbeutel mit dem Lappen aus Linas Mülleimer ins Labor. Er glaubte zwar nicht, dass dabei irgendetwas herauskommen würde, aber er wollte nichts unversucht lassen.
    Juri war bereits in dem kleinen Büro. Er saß direkt unter der nackten Glühbirne. In dem hellen Licht sahen seine blonden Haare noch blonder aus als sonst. Die Füße auf den Tisch gelegt, die Arme vor der Brust verschränkt, saß er am Tisch – und schnarchte.
    Sam schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Knall ließ Juri aus dem Schlaf hochschrecken. Wie ein Soldat sprang er auf und stand kerzengerade vor Sam. »O shit , tut mir leid, ich …«
    Â»Schon gut, beruhige dich wieder. Hast du denn gar nicht geschlafen?«
    Juris Grinsen reichte von einem Ohrläppchen zum anderen. »Zwischendurch.«
    Sam nickte nur. Warum hatte er auch gefragt? Heute war er noch weniger als sonst in der Stimmung für einen detaillierten Bericht über eine grandiose Sexnacht. Es erinnerte ihn nur an Lina und ihre gemeinsame Nacht.
    Juri schien zu verstehen und erzählte stattdessen, dass vorher Schwester Maria angerufen hatte. Sie hatte, wie versprochen,im Keller nach Schwester Augustinas Akte gesucht, dort war aber bedauerlicherweise der weltliche Name der Schwester mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht. Schwester Maria glaubte, dass die ehemalige Mutter Oberin in ihrem neuen Leben als Nonne ihren weltlichen Namen und ihre Vergangenheit ganz habe auslöschen wollen. Sie meinte, das sei kein Einzelfall, und erzählte, dass viele Nonnen und Mönche radikal mit ihrer Familie, ihren Freunden, ihrem Vorleben brachen und sich ganz der Ordensgemeinschaft hingaben. Immerhin hatte sie Juri den Namen des Klosters gegeben, in dem Schwester Augustina ihr Gelübde abgelegt hatte. Juri hatte dort bereits angerufen und wartete nun auf weitere Informationen.
    Sam hörte aufmerksam zu. Vielleicht hatten sie bald eine zweite Spur: den richtigen Namen der Nonne. Dann informierte er Juri ausführlich über den Stand der Dinge und hoffte, dass er ihm trotz seines Schlafmangels folgen konnte.
    Â»Du meinst also wirklich, dass diese Frau in der Klinik etwas mit unseren Fällen zu tun hat?« Juri rieb sich die Augen und sah sich das Foto auf Sams Handy an.
    Â»Die Narben auf dem Kopf, das würde doch zu unserem Psychopathen passen. Und meinst du, es ist purer Zufall, dass sie die Bibel rauf und runter kann? Ich nicht. Ich vermute, dass sie der Auslöser von allem

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