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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Lebenshilfe gegeben, die Zukunft vorausgesagt, und du hast das Gefühl, dass …«
    Jetzt fiel es Sam wieder ein, und er sagte ernst: »Lach jetzt nicht, aber ich glaube, dass die Kirche irgendetwas damit zu tun hat.«
    Argault schmunzelte und sah auf den See hinaus, wo gerade eine Fähre über das spiegelklare Wasser glitt.
    Â»Das ist dein Karma, mein Freund. Bis du deinen inneren Frieden mit der Kirche gemacht hast, wirst du immer wieder mit ihr zu tun haben. Denk an meine Worte, Sam. Aber wie kommst du darauf?«
    Â»Er hat mir ein Souvenir hinterlassen. Eine Bibel in Salzburg und wahrscheinlich auch eine in Rom. Auf der Innenseite steht: ›Eigentum der katholischen Gemeinde Winterhude, Hamburg‹.«
    Ein Vogel hüpfte auf dem Rasen umher und pickte in der Erde, bis er sich mit einem Wurm im Schnabel in die Lüfte erhob und hinter den Bäumen verschwand.
    Nur Argaults leichtes Schmatzen durchbrach die Stille. Sam musste innerlich lachen. Claudette hätte ihrem Mann jetzt einen strafenden Blick zugeworfen, und er hätte seinen dritten Zähnen die Schuld gegeben. Da die beiden keine Kinder hatten,würde Claudette bald allein sein. Sam fragte sich, wie sich das für sie wohl anfühlen würde, nachdem sie so lange Tisch und Bett mit ihrem Mann geteilt hatte. Er dachte besser nicht weiter darüber nach und schob sich stattdessen einen Keks in den Mund.
    Â»Er legt also Spuren. Zu sich oder zu anderen. Er macht auf sich aufmerksam.«
    Â»Dann hat man bei zwei Opfern Spuren von Salz, Kräutern und Wachs gefunden, die ich nicht einzuordnen weiß.«
    Â»Du solltest mit jemandem reden, der sich mit Magie auskennt. Vielleicht benutzen sie diesen Quatsch für bestimmte Rituale, schwarze Messen vielleicht. Ich kenne da jemanden. Ich suche dir nachher die Nummer raus.«
    Sam wurde nachdenklich. Vielleicht steckte tatsächlich ein Ritual dahinter.
    Â»Irgendeine sexuelle Motivation erkennbar?«, fragte Argault mit vollem Mund und nahm einen Schluck Tee.
    Â»Ist nicht eindeutig. Zwei Frauen wurden auf öffentlichen Plätzen halb beziehungsweise ganz verbrannt. In ihren Schlafzimmern wurde nichts gefunden, keine Spuren, keine Spermien.«
    Â»Was ist mit der Dritten?«
    Â»Die hat er nicht verbrannt. Das ist das Merkwürdige.« Sam hatte die heiße Tasse mit beiden Händen umschlossen und starrte in den schwarzen Kaffee, als könnte der ihm die Antwort geben. »Er ist von seiner üblichen Vorgehensweise abgewichen. Dafür hat er ihr den Kopf abgetrennt, und den haben wir bisher nicht gefunden.«
    Argault nickte nachdenklich, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte müde auf den See. Die Fähre hatte inzwischen ihr Ziel Ouchy erreicht. Der See lag wieder ruhig da, und die einbrechende Dunkelheit verwandelte ihn langsam in einen großen schwarzen Tintenklecks mit kleinen goldenen Punkten am Rand, den Lichtern von der anderen Seite des Sees.

13
    MÜNCHEN
    Sam hatte die Nacht in der Villa verbracht und am späten Abend lange mit Claudette gesprochen. So hatte er erfahren, dass Argault an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt war und es keine Chancen auf Heilung gab. Wie der Nachhall eines Glockenschlags dröhnte das Wort »unheilbar« in seinem Kopf.
    Weil er beinahe einen ganzen Tag und die Nacht am Genfer See verbracht hatte, konnte Sam es sich nicht leisten, mit dem Zug oder dem Auto nach München zu fahren und noch mehr Zeit zu verlieren. Es gab zu viel zu tun. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als erneut in sein liebstes Verkehrsmittel zu steigen.
    Vom Flughafen München fuhr er direkt in seine Wohnung. Er hatte kaum die Tür geöffnet, da schlug ihm schon diese unerträgliche Leere aufs Gemüt. Die ehemals lebendige Wohnung war tot und seelenlos, und er war froh, dass er nicht lange bleiben musste. Ohne seinen Mantel auszuziehen, räumte er seine dreckige Kleidung aus der Reisetasche und stopfte schnell ein paar saubere Klamotten hinein. Dann verließ er die Wohnung, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Bevor er ins Auto stieg, rief er Nina Vigna an. Er musste Gewissheit über zwei Dinge haben.
    Sie war nach dem zweiten Klingeln am Apparat. » Pronto !«
    Â»Signora Vigna, hier ist Sam O’Connor.« Wie es Sams Art war, kam er gleich ohne große Umschweife zur Sache. »Die Bibel, die auf dem Tischchen lag, haben Sie die zur Hand?«
    Â»Nein, aber gleich. Ich melde

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