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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Wozu, frag ich dich, gibt es schließlich Liebesmagie? Wozu gibt es die
philia

    »Wenn ich versuchte, sie mit Hilfe der
philia
zu gewinnen, würde das sie und mich abhängig machen.«
    »Wichtig ist die Wirkung, junger Mann, die Wirkung! Schließlich ist das eine Frage der sexuellen Anziehungskraft, die man
     für gewöhnlich dadurch befriedigt, dass man, entschuldige den banalen Ausdruck, etwas dort hineinsteckt, wo es hingehört.
     Mach kein solches Gesicht! Es gibt nichts anderes, das hat die Natur nicht vorgesehen. Aber wenn du so keusch bist, so ein
preux chevalier
, will ich nicht weiter in dich |438| dringen. Dann beeindrucke sie auf klassische Weise. Zaubere ihr im Winter Blumen herbei, ein Dutzend Rosen, kauf im Städtchen
     zwanzig Kuchenstückchen mit Zuckerguss, und auf ins Vergnügen!«
    »Das Problem ist nur   ... Ich weiß nicht, wo ich sie suchen soll.«
    »Ha!« Der Mamun schlug sich auf den Oberschenkel. »Dieses Problem werden wir in drei Minuten gelöst haben! Einen geliebten
     Menschen finden? Das ist eine Kleinigkeit. Dazu benötigt man nur ein wenig Magie. Steh auf. Wir reiten.«
    »Ich reite nicht zu den Hexen.«
    »Das ist dein eigener Schaden, dich soll doch gleich der Kuckuck! Ich für mein Teil reite, esse Bigos   ... Hmmm   ... Und das Wichtigste, ich bringe die Zutaten für einen Zauber mit   ... Sobald ich zurückkomme, gehen wir die Sache an. Damit wir keine Zeit verlieren, zeichne schon mal eine Sheva hier auf
     den Fußboden.«
    »Also das Vierte Pentagramm der Venus?«
    »Ich sehe, du kennst dich aus. Die Inschriften kennst du auch?«
    »Elohim und El Gebil in hebräischer Schrift, Schii, Eli und Ayib nach dem Alphabet der Malachier.«
    »Bravo! Gut, ich reite. Erwarte mich   ... Was für einen Tag haben wir heute?«
    »Den achtundzwanzigsten November. Der Freitag vor dem ersten Advent.«
    »Erwarte mich also am Sonntag.«
     
    Der Mamun hielt Wort und auch den Termin. Am dreißigsten November, dem ersten Adventssonntag, erschien er am frühen Morgen.
     Und machte sich unverzüglich ans Werk. Mit kritischem Auge betrachtete er das Pentagramm, das Reynevan gezeichnet hatte, überprüfte
     die Inschriften und nickte, zum Zeichen, dass alles richtig war. Er stellte in den Ecken rote Wachskerzen auf und entzündete
     sie und schüttelte die Elemente |439| aus seiner Tasche, überwiegend Kräuterbüschel. Auf einem Dreifuß befestigte er eine kleine eiserne Schale.
    »Ich habe gedacht, du würdest die Magie des alten Volkes verwenden«, Reynevan konnte sich nicht mehr zurückhalten, »eure eigene.«
    »Ich nutze sie.«
    »Das Vierte Pentagramm der Venus entstammt aber doch dem Kanon der menschlichen Magie.«
    »Was glaubst du wohl, woher die Menschen ihre magischen Kanones genommen haben?«, entgegnete ihm Malevolt. »Glaubst du vielleicht,
     die haben sie erfunden?«
    »Aber immerhin   ...«
    »Aber immerhin«, unterbrach ihn der Mamun und schüttete Salz, Kräuter und Pulver in die Schüssel, »verbinden wir jetzt das,
     was nötig ist, mit dem, was notwendig ist. Die menschlichen Arkana kenne ich auch. Die hab ich studiert.«
    »Was? Wo?«
    »In Bologna und in Padua. Und wie? Ganz normal. Was hast du denn gedacht? Ach, ich verstehe. Mein Äußeres. Das wundert dich,
     was? Dann lass dir gesagt sein: Wenn man etwas will, ist nichts unmöglich! Hauptsache, du denkst positiv.«
    »Vielleicht erleben wir es noch«, seufzte Reynevan, »dass sie auch Mädchen an der Universität aufnehmen   ...«
    »Jetzt übertreibst du wohl ein bisschen«, meinte der Mamun verdrießlich. »Mädchen werden an der Universität nicht zugelassen,
     und wenn wir noch ein ganzes Jahrhundert lang darauf warten. Schade, ehrlich gesagt. Aber jetzt basta, genug mit dem Phantasieren,
     lass uns etwas tun   ... Zum Teufel   ... Wo ist denn bloß der Flakon mit dem Blut hingeraten   ... Ach, da ist er ja!«
    »Blut? Malevolt? Schwarze Magie? Wozu?«
    »Zum Schutz. Bevor wir mit der Sheva beginnen, müssen wir uns schützen.«
    »Wovor?«
    »Na, was meinst du wohl? Vor der Gefahr!«
    »Vor welcher?«
    |440| »Wenn wir in den Astral eindringen und den Äther berühren«, erklärte der Mamun geduldig, wie man einem Kind etwas erklärt,
     »setzen wir uns der Gefahr aus. Wir sind dann schutzlos. Wir werden zu einem leichten Ziel für den
malocchio
, den bösen Blick. Man darf nicht ohne Absicherung in den Astral eindringen. Das habe ich in der Lombardei gelernt, bei den
     Frauen von der Stregheria. Lass uns

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