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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Leben bist. Ich hätte so gern gelesen, was du mir geschrieben hast   ... Mein Reinmar   ...«
    »Meine Nicolet   ... Jutta   ... Ich liebe dich, Jutta!«
    »Ich liebe dich, Reinmar«, antwortete sie und wandte den Kopf ab. »Aber das ändert nichts.«
    »Das ändert nichts?«
    »Bist du nur meinetwegen nach Schlesien gekommen?«, fragte sie wieder. »Liebst du mich unsterblich, und wünschst du, dich
     mit mir zu verbinden, bis ans Ende unserer Tage? Wenn ich einverstanden bin, wirfst du dann alles hin, und wir beide fliehen
     bis ans Ende der Welt? Gleich, sofort, so, wie wir hier stehen? Vor zwei Jahren, als ich mich dir hingegeben habe, war ich
     dazu bereit. Aber du hattest Angst. Jetzt steht wohl gerade eine wichtige Mission zwischen uns, die du erfüllen musst. Gib
     es zu! Hast du eine Mission zu erfüllen?«
    »Das habe ich«, bekannte er und errötete, ohne eigentlich zu wissen, warum. »Diese Mission ist wirklich wichtig, und die Pflicht,
     die es zu erfüllen gilt, ist eine heilige Pflicht. Was ich tue, tue ich auch für dich. Für uns. Meine Mission wird das Aussehen
     der Welt verändern, sie besser und schöner machen. In solch einer Welt, im wahren Königreich Gottes, wenn es hereinbricht,
     werden wir leben, du und ich, leben und uns lieben, bis ans Ende unserer Tage. Das wünsche ich mir, Jutta. Davon träume ich.«
    »Ich bin fast zwanzig Jahre alt«, sagte sie nach längerem Schweigen. »Meine Schwester ist fünfzehn und heiratet an Heiligdreikönig.
     Sie blickt voller Überlegenheit auf mich herab und hielte mich wohl für verrückt, wenn sie erführe, dass ich ihr den Ehestand
     keineswegs neide, umso mehr, als ihr Bräutigam fast dreimal so alt ist wie sie und ein Säufer und Einfaltspinsel obendrein.
     Aber vielleicht bin ich wirklich nicht normal? Vielleicht hatte mein Vater Recht, als er mir die Bücher der Hildegard von
     Bingen und der Christine de Pisan |451| wegnahm und sie verbrannte? Ja nun, mein geliebter Reinmar, erfülle du also deine Mission, kämpfe um deine Ideale, suche den
     Gral, verändere und verbessere die Welt. Ich kehre in mein Kloster zurück.«
    »Jutta!«
    »Mach kein so entsetztes Gesicht. Ja, ich bin gegenwärtig im Klarissenkloster in Weißkirchen. Auf eigenen Wunsch. Wenn ich
     mich entscheiden muss, was weiter geschieht, werde ich auch dies aus freiem Willen tun. Vorläufig bin ich nur eine
conversa
  ... Und auch das nicht ganz   ... Ich denke nach. Darüber, wie es weitergeht   ...«
    »Jutta   ...«
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich habe dir meine Liebe gestanden, Reinmar, weil ich dich wirklich und wahrhaftig liebe. Du geh
     deine Welt verändern, und ich werde warten. Weil ich, ehrlich gesagt, keine andere Möglichkeit habe   ...«
    Er brachte sie zum Schweigen, beugte sich vor und fasste sie um die Hüfte. Er hob sie auf seine Arme, zog sie aus dem Sattel,
     streifte die Steigbügel von ihren Füßen, und zusammen ließen sie sich in eine tiefe Schneewehe fallen. Sie blinzelten, strichen
     sich gegenseitig den trockenen Schnee von Wangen und Wimpern und blickten sich in die Augen. Ins verlorene und wiedergefundene
     Paradies.
    Mit zitternden Fingern liebkoste er ihr Wams, streichelte den feinen Samt und die zarte Struktur des Stoffes, entzückte sich
     an der Rauheit der floralen Stickereien, spürte den Geheimnissen der Plisseefalten und der gröberen Nähte nach, berührte diese
     mit den Fingerkuppen, griff, drückte und streichelte die aufreizend harten Knöpfe und Knöpfchen, die geheimnisvollen Schließen,
     Haken, Ösen und Schnüre. Unter Seufzern bedachte er das dicke Wollgeflecht des Schals, das seine Finger so angenehm reizte,
     mit zartem Streicheln und liebkoste eifrig die göttliche Zartheit des teuren türkischen Koftyrs. Er vergrub sein Gesicht in
     ihrem Pelzkragen, der von allen Wohlgerüchen Arabiens lieblich duftete. Jutta atmete |452| und stöhnte heftig, sie wand sich in seinen Armen, drückte ihre Fingernägel in die Ärmel seines Wamses und ihre Wange an das
     Pikee des Stoffes.
    Mit einer heftigen Bewegung riss er ihre Kappe herunter, knüpfte zitternd den Schal auf, der sich wie die Schlange Jörmungander
     um ihren Hals wand, schob ungeduldig das seidene Tuch beiseite und gelangte, wie Marco Polo nach China, an ihre nackte Haut,
     an die nackte Wange, die köstliche Nacktheit ihres Ohres, das unter dem Seidengewebe herausschaute. Er berührte das Ohr mit
     seinen ungeduldigen Lippen. Jutta stöhnte, wand sich, fasste ihn

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