Gottesstreiter
Luxemburger gegen die Türken
gezogen, um die Festung Golubac an der Donau zu belagern. Die Türken haben sie dort, bei Golubac, geschlagen, der Luxemburger
ist, wie das so seine Art ist, feig geflohen, Zawisza hat, wie das so seine Art war, den Rückzug gesichert. Und ist gefallen.
Es geht die Kunde, die Türken hätten ihn enthauptet. Das ist am achtundzwanzigsten Mai gewesen, am Freitag nach St. Urban,
meinem Schutzpatron, daher weiß ich das Datum noch so gut. Zawisza der Schwarze von Garbowo, der gute Ritter, weilt nicht
mehr in dieser Welt.
Sic transit gloria.
«
»Ich denke, noch viel, viel mehr. Viel mehr als
gloria
.«
Als sie in Schweidnitz ankamen, spürten sie sofort die Erregung, die in der Stadt herrschte. Nachdem sie durch das Untere
Tor und auf der im Schlamm versinkenden Langen Straße auf den Marktplatz gelangt waren, vermeinten sie, zu einem Volksfest
zu kommen – der Anlass für diese Erregung |648| schien eher ein freudiger zu sein. Bisclavret mischte sich unter die Leute, um herauszufinden, was los war, Reynevan aber
wurde sogleich an Prag im Sommer 1427 erinnert, als die Nachricht vom Sieg bei Tachau die Stadt in Erregung und in einen Freudentaumel
versetzt hatte. Diese Vorstellung erwies sich denn auch als überaus zutreffend. Und Bisclavrets Miene war, als er zurückkehrte,
eher säuerlich. Horns Gesicht verfinsterte sich, als er hörte, was ihm dieser ins Ohr flüsterte, und umwölkte sich zusehends,
je mehr er zu hören bekam.
»Was ist denn los?« Reynevan hielt es nicht mehr aus. »Was geht hier vor?«
»Später«, vertröstete ihn Horn, »später, Reynevan. Jetzt haben wir gleich ein Treffen. Und wichtige Gespräche. Bisclavret,
du suchst jemanden, der unser Vertrauter und gut infomiert ist. Ich will mehr wissen.«
Das Treffen fand in einer Schenke in der Bogengasse statt, unweit des gleichnamigen Tores, und bei den wichtigen Gesprächen
ging es um Lieferungen von Waffen und Pferden aus Polen. Ihr Gesprächspartner war ein Raubritter, ein Pole, den Reynevan kannte
und der Poraj Blażej Jakubowski hieß. Jakubowski erkannte Reynevan nicht. Kein Wunder. Es war viel Zeit seit damals vergangen.
Und es hatte sich inzwischen einiges ereignet.
Das Lärmen und die mehr als fröhliche Stimmung der anderen Gäste störten das Gespräch ein wenig. Die Schweidnitzer hatten
offenbar Grund zum Feiern. Nicht nur Reynevan war neugierig, was das wohl für ein Grund sein mochte.
»Es heißt, sie hätten euch geschlagen«, warf Jakubowski plötzlich ein und deutete mit einer Kopfbewegung auf die feiernden
Bürger. »In der Lausitz? Bei Kratzau oder so ähnlich? Angeblich haben euch dort die Herren Polenz und Kolditz eine empfindliche
Niederlage beigebracht, so heißt es. He? Rede schon, Horn, ich würde gerne Einzelheiten erfahren.«
»Dazu ist jetzt keine Zeit.«
|649| In diesem Moment kehrte Bisclavret zurück, Jakubowski erriet sofort, womit. Und er beharrte darauf, es sei sehr wohl an der
Zeit. Da war nichts zu machen.
»Die Waisen unter Jan Královec haben in Böhmen eine Festung belagert«, begann der Écorcheur nach einigem Zögern zu erzählen,
»mein Informant hat vergessen, welche und wo das war. Ihnen ist die Verpflegung ausgegangen, ein Ende der Belagerung war nicht
in Sicht, also beschlossen sie, mit einigen Rotten auf Raubzug zu gehen. In die Lausitz. Am sechsten November haben sie Friedland
verbrannt, an den darauffolgenden Tagen die Gegend um Görlitz, Löbau und Zittau. Sie haben die Wagen mit Beute beladen, die
Rinder zusammengetrieben und sich auf den Rückweg gemacht. Auf dem Weg über Grottau an der Lausitzer Neiße. Und hier ...«
»Haben sie sie überfallen, stimmt’s?«
»Sie haben sie überfallen«, gab Bisclavret, ungern, zu. »Královec war sich seiner Sache zu sicher ... Er hat die Deutschen falsch beurteilt, er hat sie unterschätzt. In der Zwischenzeit hat der Sechsstädtebund ein starkes
bewaffnetes Kontingent unter dem Kommando von Lothar von Gersdorf und Ulrich von Biberstein aufgeboten. Aus der Unterlausitz
ist ihnen Landvogt Hans von Polenz in einem Eilmarsch zu Hilfe gekommen, von Schweidnitz ist Albrecht von Kolditz herangezogen.
Herzog Johann von Sagan und sein Bruder, Herzog Heinrich von Glogau, haben sich ihnen schnell angeschlossen, Gottsche Schaff
von Burg Greiffenstein und seine Mannen haben das Ganze vervollständigt. Sie sind Královec hinterhergejagt und am St.-Martins-Tag
in der
Weitere Kostenlose Bücher