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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Pferd in Panik
     versetzte und Reynevan aus dem Sattel schleuderte. Noch bevor er wieder auf den Füßen war, sprang ein gutes Dutzend Männer
     aus den Gräben und hinter den Bäumen hervor und warf sich ihm entgegen. Er konnte gerade noch den Dolch herausziehen, den
     er in seinem Stiefelschaft aufbewahrte, erwischte zwei von ihnen mit weit ausholenden Bewegungen und traf einen Dritten mit
     einem kurzen Stoß ins Gesicht. Doch die anderen bekamen ihn zu fassen. Sie verpassten ihm harte Schläge und warfen ihn zu
     Boden. Traten ihn. Warfen sich auf ihn. Überwältigten ihn. Banden ihm die Hände auf dem Rücken zusammen.
    »Fester!«, hörte er eine bekannte Stimme sagen. »Fester den Strick, bloß kein Mitleid! Wenn ihr ihm was brecht, ist es auch
     nicht schlimm. Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack von dem, was ihn erwartet.«
    Sie rissen ihn hoch. Er öffnete die Augen. Und erschauderte.
    Vor ihm stand der Mauerläufer. Birkhart von Grellenort.
    Durch einen Schlag ins Gesicht zuckten Blitze vor seinen Augen, seine Wange und sein Auge brannten, als hätte man sie mit
     einem glühenden Eisen berührt. Der Mauerläufer holte aus und versetzte ihm einen weiteren Schlag, diesmal von links, mit der
     Außenseite seiner behandschuhten Hand. Reynevan spürte den Geschmack von Blut in seinem Mund.
    »Das sollte nur deine Aufmerksamkeit erregen«, erklärte der Mauerläufer leise. »Damit du gut aufpasst. Du passt doch gut auf?«
    Reynevan antwortete nicht. Er drehte den Kopf, um zu sehen, |658| was sich hinter der Klosterpforte tat, was das für Reiter und Knechte waren, die dort umherstreiften. Eines war sicher – dies
     waren nicht die schwarzen Reiter. Die Männer, die ihn festhielten, sahen wie gewöhnliche Strauchdiebe aus. Neben ihnen stand
     ein kleiner Mann mit rundem Gesicht, dessen Kleidung ihn als Wallonen auswies. Und seine Augen als Magier. Der Wallone war
     es, mutmaßte Reynevan, dessen Beschwörung ihn aus dem Sattel geworfen hatte.
    »Hast du wirklich geglaubt«, stieß der Mauerläufer zwischen den Zähnen hervor, »ich würde dich vergessen? Oder dich nicht
     finden? Ich habe dir doch gesagt, dass ich meine Augen und Ohren überall habe.«
    Er holte aus und schlug Reynevan noch einmal, mitten auf die bereits angeschwollene Wange. Das noch vom letzten Schlag schmerzende
     Auge begann zu tränen. Das andere auch. Dazu floss es ihm aus der Nase. Der Mauerläufer beugte sich zu ihm vor. Sehr nahe.
    »Mir kam es so vor«, zischte er, »als würdest du mir noch immer nicht deine ganze Aufmerksamkeit schenken. Ich bestehe aber
     darauf. Also, streng deinen Grips an! Und hör dir meinen Vorschlag an. Du sitzt in der Falle! Lebend kommst du hier nicht
     mehr heraus. Aber ich kann dir helfen, deine Haut zu retten. Wenn du mir versprichst, mich zu ihm zu bringen   ... Du weißt schon, zu wem. Zu diesem Astralwesen, das die Gestalt von diesem großen Schwachkopf angenommen hat. Du kannst
     dein Leben retten, wenn du mich zu ihm führst   ...«
    »Holla, Herr Grellenort!«
    Ein Ritter in einem Plattenpanzer blickte vom Rücken seines Pferdes auf sie herab. Sein Pferd trug eine schachbrettartig blau
     und silbern gemusterte Satteldecke. Reynevan kannte ihn. Er erinnerte sich an ihn.
    »Der Herzog verlangt, ihn zu sehen. Sofort.«
    »Entscheidest du dich?«, zischte der Mauerläufer noch. »Bringst du mich zu ihm?«
    »Nein.«
    |659| »Das wirst du bereuen.«
    Im Innenhof des Klosters wimmelte es geradezu von Reitern und Knechten. Im Gegensatz zu dem bunt gekleideten und reichlich
     heruntergekommenen Haufen des Mauerläufers waren die Bogenschützen und Knechte auf dem Innenhof ordentlich und einheitlich
     in Schwarz und Rot gekleidet. Die meisten Berittenen waren Panzerreiter, sowohl Waffenknechte wie auch wappengeschmückte Ritter.
    »Her mit ihm! Her mit dem Hussiten!«
    Reynevan kannte diese Stimme. Er kannte die Statur und das männlich schöne Gesicht und den nach Ritterart modisch ausrasierten
     Nacken. Und er kannte den schwarz-roten Adler.
    Der Anführer der berittenen Schar auf dem Innenhof des Klosters war Herzog Johann von Münsterberg höchstpersönlich, in einem
     hermelinverbrämten Mantel über seiner Mailänder Rüstung.
    »Bringt ihn hierher, noch näher!« Er machte eine gebieterische Kopfbewegung. »Herr Marschall Borschnitz! Herr Grellenort!
     Hierher mit ihm! Und schafft mir diesen Wallonen aus den Augen! Ich kann Zauberer nicht ausstehen!«
    Reynevan wurde zu ihm geführt. Der Herzog

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