Gottesstreiter
Zisterziensern, die zu seiner Begrüßung herbeigelaufen kamen, dankte der Herzog jedoch für ihre Gastfreundschaft und ordnete
an, ein Biwak am Waldrand unter einer riesigen Eiche zu errichten. Hier wurde ein großes Feuer entfacht, man begann, die von
den Mönchen herbeigetragenen Speisen zuzubereiten sowie die Fässer anzustechen. Reynevan besah sich all das auf seinem Pferd
sitzend, denn man hatte ihm nicht gestattet abzusteigen. Drei Bewaffnete bewachten ihn die ganze Zeit. Weil die Fesseln in
seine Arme und Beine einschnitten, wurde er steif, steif geworden, begann er zu frieren.
Er hatte keine Möglichkeit, Jutta zu sehen. Sie wurde auf einem der mit Planen bedeckten Wagen gefangen gehalten, und ihr
wurde nicht erlaubt, den Wagen zu verlassen. Unterwegs war der Herzog ein paar Mal herangeritten und hatte unter die Plane
geschaut. Ein paar Mal hatte auch der Mauerläufer nach ihr gesehen. Reynevan schauderte, er machte sich auf das Schlimmste
gefasst.
Bald darauf wurde auch klar, was dieser Halt bedeutete und warum er genau unter der Eiche vorgenommen worden war. Vom Ortsrand
näherten sich Berittene. Ritter in voller Rüstung. Begleitet von Waffenknechten, Schützen und Knechten.
Hintsche von Borschnitz, der Marschall des Herzogs, begrüßte die Ankömmlinge. Johann von Münsterberg selbst |665| spitzte nur die Lippen, mit kaum merklichem Kopfnicken gab er zu verstehen, dass er geruht hatte, ihre respektvollen Verbeugungen
zu bemerken. Nur einem der Ritter gestand Johann ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu. Auf seinem Schild trug dieser einen grünen,
von drei Schwertern durchbohrten Apfel. Das Wappen derer von Füllstein.
»Seid mir gegrüßt, Ihr Herren«, bequemte sich Herzog Johann endlich zu sagen. »Ich schulde jenen Dankbarkeit, denen Ihr dient,
dass sie Euch auf meine Bitte hin hierher gesandt haben. Dank auch Euch für die Mühe. Seid mir in meinem Lande willkommen.
Ich grüße Troppau und das Herzogtum Leobschütz in der Person des edlen Herrn von Füllstein. Ich grüße die Abgesandten des
Bischofs von Breslau und der Stadt Grottkau in der Person des Herrn Starosten von Tannenfeld. Ich grüße Breslau, ich grüße
Schweidnitz.«
Die Genannten verneigten sich. Die Abgesandten von Breslau trugen keine heraldischen Zeichen, aber in einem von ihnen erkannte
Reynevan zu seiner Verwunderung den Raubritter Hayn von Czirne. Schweidnitz war durch einen Ritter vertreten, der auf seinem
Wappen den silbernen Haken derer von Oppeln trug. Der Abgesandte des Bischofs, Tannenfeld, der Starost von Grottkau, trug
an seinem Sattel einen Schild mit einem grünen Rautenkranz auf schwarz-goldenen Bändern, ein Zeichen, das an das Wappen der
Askanier erinnerte.
»Weshalb Euch der edle Herzog zu sich gerufen hat«, sagte Hintsche von Borschnitz zu den Versammelten, »könnt Ihr Euch gewiss
denken, edle Herren. Die böhmischen Häretiker sind erneut in unser Land eingefallen. Wieder bedrohen sie die Stadt Glatz.
Und sie werden wieder gegen uns ziehen, sobald sie mit Glatz fertig sind. Daher ist es an der Zeit, die Kräfte zu bündeln.
Widerstand zu leisten!«
»Mit Glatz werden die Hussiten nicht fertig«, meinte der Abgesandte von Schweidnitz, Herr von Oppeln mit dem Haken auf dem
Schild. »Herr Puta von Czastolovice hat die Befestigungen der Stadt verstärkt, er hat eine mächtige und |666| kampfbereite Mannschaft. Durch Verrat können sie die Stadt auch nicht einnehmen, denn er hat die hussitischen Spione wie Krebse
aus dem Teich gefischt. Jetzt spannt er sie auf die Folterbank und lässt einen nach dem anderen hinrichten, dazu hat er unseren
Schweidnitzer Henker angestellt. Ich sage euch, haha, der Meister hat alle Hände voll zu tun mit den Hussiten.«
»Und wir erhalten dadurch viel bessere Informationen.« Borschnitz zwirbelte seinen Schnurrbart. »Wir wissen über den Feind
Bescheid! Wolltet Ihr noch etwas dazu sagen, werter Herr Reibnitz?«
»Nur so viel«, sagte der Abgesandte von Breslau, ein Gefährte von Hayn von Czirne, »dass es kein Geheimnis ist, was wir über
die Hussiten wissen, und dass nicht nur Ihr über dieses Wissen verfügt. Alle wissen alles über sie. Jan Královec von Hrádek
führt sie an, den haben wir schon kennen gelernt. Er hat zweihundert Berittene unter seinem Kommando, viertausend Mann Fußvolk
und zweihundert Wagen mit Feuerwaffen. Worüber wir uns hier beraten werden, kann ich mir wohl denken. Und daher frage ich:
Wird es
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