Gottesstreiter
uns gelingen, so viele Männer aufzubieten, dass wir uns mit Královec messen können?«
»Das werden wir gleich erfahren«, entgegnete darauf Johann von Münsterberg. »Und zwar von Euch, werte Herren. Man hat Euch,
nehme ich an, mit guten Nachrichten hierher gesandt. Tragt sie mir also vor. Einer nach dem anderen. Ihr als Erster, Reibnitz,
da Ihr nun schon einmal angefangen habt zu reden.«
»Herzog«, der Breslauer reckte sich, »vergebt, aber ich wollte nicht reden, sondern fragen. Ich, Jörg Reibnitz von Falkenberg,
bin ein einfacher Dienstmann. Ich tue das, was man mir befiehlt. Und mir haben die Herren vom Rat der Stadt in Breslau befohlen,
nicht zu reden, sondern zuzuhören. Also werde ich mir zuerst anhören, was die anderen zu sagen haben. Denn auf Befehl des
Rates der Stadt muss ich erst in Erfahrung bringen, wer von den hier Vertretenen |667| daran denkt, gegen die Hussiten zu kämpfen. Und wer es wie üblich vorzieht, mit ihnen zu verhandeln und einen Waffenstillstand
zu schließen.«
Füllstein errötete leicht, schwieg aber und hob nur stolz den Kopf. Johann von Münsterberg kräuselte die Lippen. Oppeln hielt
es nicht mehr aus.
»Was gewesen ist, ist gewesen!«, brauste er auf. »Aber nun ist alles anders! Schweidnitz hat bewiesen, dass es gegen die Ketzer
kämpfen kann. So eindeutig bewiesen wie keiner von denen, die hier stehen. Wer hat denn bei Kratzau die Hussiten besiegt,
demselben Královec, der heute Glatz belagert, aufs Haupt geschlagen? Wir! Herr Starost Albrecht von Kolditz und Herr Unterstarost
Stosch! Die Schweidnitzer Ritterschaft hat bei Kratzau gekämpft, sie hat die häretischen Schweinehunde bekämpft. Keiner von
denen, die bisher vor den Hussiten davongelaufen sind, hat das Recht, über Schweidnitz herzuziehen.«
»Gut gesprochen!« Herzog Johanns klangvolle Stimme übertönte das Gemurmel. »Gute und wichtige Worte hat Ritter von Oppeln
gesprochen. Einen wichtigen Namen genannt. Kratzau, meine Herren Ritter. Merkt Euch das: Kratzau!«
»Aber ein Kratzau macht noch keinen Sommer«, bemerkte Tamsch von Tannenfeld, der Starost des zum Herrschaftsbereich des Bischofs
gehörenden Grottkau, der bisher geschwiegen hatte. »Seit der Schlacht ist kaum ein Monat vergangen, und der angeblich besiegte
Královec macht uns vor Glatz erneut Schwierigkeiten. Kratzau war eine wichtige Schlacht, das will ich nicht bestreiten, aber
es wäre vernünftiger, sie als glücklichen Zufall anzusehen.«
»Oder wie das Korn«, warf Reibnitz ein, »das selbst ein blindes Huhn einmal findet.«
Die Ritter lachten. Oppeln wurde rot.
»Aus euch spricht der Neid!«, schrie er. »Ihr neidet Schweidnitz und den Lausitzern den Ruhm und die Ehre! Die Herren Kolditz
und von Polenz sind kühn in den Kampf |668| gezogen, erhobenen Hauptes und mit wehenden Standarten zum Kampf zu Pferd wie Richard Löwenherz vor Askalon, und da
audentes fortuna iuvat
, haben sie die Ketzer im Felde geschlagen, ihnen ein Blutbad bereitet, ihnen Beute und Wagen abgenommen und sie durch die
Lausitz gejagt. Und ihr beneidet sie hier! Denn ihr habt hier im Frühjahr Prügel bezogen und seid wie Hasen vor den Hussiten
davongelaufen ...«
»Gib Acht, was du sagst!«, zischte Hayn von Czirne.
»Was denn, ist das etwa nicht wahr?« Oppeln, durch Czirnes bösen Gesichtsausdruck keinesweg entmutigt, stemmte die Fäuste
in die Hüften. »Prokop hat halb Schlesien in Rauch aufgehen lassen, und ihr habt euch hinter den Mauern von Breslau vor Angst
in die Hosen geschissen!«
Czirne schoss dunkle Röte in die Wangen, Jörg Reibnitz hielt ihn rasch zurück und legte ihm seine Hand auf die Schulter.
»Kolditz und Polenz haben bei Kratzau eine lang gezogene Marschkolonne überfallen«, sagte er, »und Wagen, die so schwer mit
Beute beladen waren, dass sie kaum vom Fleck kamen. Mit einem plötzlichen Sturmangriff haben sie das hussitische Heer auseinander
getrieben, die völlig Überraschten und in Panik Geratenen zerhauen, ihnen keine Zeit gelassen, die Büchsen zu laden und zu
benutzen. Sonst hätte es dort kein Askalon gegeben, sondern ein Hattin. Und in Schweidnitz statt Siegesfeiern große Trauer.«
»Aber eben dafür gebührt den Schweidnitzern und den Lausitzern der Ruhm!« Marschall von Borschnitz lachte laut heraus. »Dass
sie den Ort, die Zeit und ihre Überlegenheit wohl genutzt und die Situation zu ihren Gunsten gewendet haben und unverhofft
auf den Feind eingedrungen sind, ihn
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