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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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durch kluge Taktik überraschend   ... Das sind Bedingungen, wie große Feldherren sie nutzen. So haben Žižka und Prokop gesiegt, Ruhm den Herren Landvögten,
     dass sie es verstanden haben, die Hussiten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Ich |669| beneide sie darum, ich beneide sie um den Triumph und den Ruhm. Und ich schäme mich dessen nicht.«
    »Der Sieg bei Kratzau hat uns mit neuem Geist erfüllt«, setzte Füllstein hinzu. »Die Hoffnung ist zurückgekehrt, die wir schon
     verloren hatten. Möge Gott uns einen zweiten solchen Sieg schenken!«
    »Möge Gott ihn uns geben«, erklärte, sich stolz aufrichtend, Johann von Münsterberg. »Und ich gebe ihn Euch. In den Kampf
     mit den Häretikern werde ich selbst Euch führen. Zu einem Sieg, der den Lausitzer Sieg verblassen lässt. Ich werde Euch zu
     einer solchen Glorie führen, dass Polenz und Kolditz darüber in Vergessenheit geraten. Sie haben bei Kratzau Královec kaum
     angekratzt. Wir werden ihn zu Pulver zerreiben. Aus den Leichen der Ketzer werden wir einen Scheiterhaufen errichten, und
     den Gefangenen werden wir auf dem Richtplatz die Haut in Streifen herunterreißen. Eben das schlage ich Euch vor, Euren Herzögen,
     Starosten und Räten. Dass wir uns verbünden, gemeinsam gegen die Böhmen ziehen und nach ihrer Vernichtung gemeinsam das Weihnachtsfest
     begehen. Wer ist mit mir? Und mit welcher Kraft? Ha? Was sagt Breslau? Schweidnitz? Troppau?«
    »Im Namen von Wenzel, Sohn des Przemko von Troppau und Herzog von Leobschütz und Grätz«, sagte Füllstein rasch, als befürchte
     er, jemand könne ihm zuvorkommen, »sage ich hundert Lanzenreiter der Troppauer Ritterschaft zu. Der edle Herzog selbst wird
     sie anführen.«
    »Bischof Konrad wird sich mit seinem ganzen Fähnlein stellen«, sagte Starost Tannenfeld nach einigem Überlegen. »Verstärkt
     durch die Kräfte aus Grottkau und Ottmachau. Insgesamt siebzig Lanzenreiter.«
    »Die Stadt Breslau stellt einhundertfünfzig Berittene.« Jörg Reibnitz stemmte die Hände in die Hüften. »Was ist mit Schweidnitz?«
    »Die Stadt Schweidnitz«, erklärte Oppeln stolz, »hat zum Sieg bei Kratzau erheblich beigetragen. Wenn jetzt Euer Herzogliche |670| Gnaden einen Sieg versprechen, der Kratzau in den Schatten stellt, darf Schweidnitz nicht fehlen. So leicht lassen wir uns
     nicht in den Schatten stellen oder auf den Blättern der Geschichte ausradieren. Schweidnitz stellt hundertfünfzig erstklassige
     Reiter unter dem Kommando von Unterstarost Stosch. Wir würden uns in Schweidnitz alle freuen, wenn wir sähen, wie die Hussiten
     zu Pulver zermahlen werden. Aber vielleicht geruhen Euer Hoheit uns zuerst zu erklären, mit welcher Methode Ihr dieses Zerreiben
     vorzunehmen gedenkt.«
    »Erstens gedenke ich all dies durch Stärke zu bewirken«, antwortete Johann von Münsterberg unverzüglich. »Aus Euren Zusagen
     zu schließen, beträgt unsere Streitmacht etwa tausend Berittene, darunter dreihundert schwer bewaffnete Reiter. Královec hat
     viertausend Mann Fußvolk und knapp zweihundert Reiter. Und da ein Ritter in Rüstung zehn Männer Fußvolk aufwiegt, haben wir
     die Übermacht. Zweitens werden wir sie auf dieselbe Art erledigen wie vor Kratzau. Wir greifen die Marschkolonne aus dem Hinterhalt
     an. Zuerst aber werden wir veranlassen, dass sie dorthin marschieren, wo wir auf sie warten.«
    »Wie wollen wir das denn veranlassen?« Oppeln runzelte die Stirn.
    »Wir haben da eine Methode.«
     
    Der krächzende und flügelschlagende riesige Mauerläufer am Fenster des Schlosses von Neisse überraschte den Bischof Konrad,
     aber man muss hinzufügen, dass der Bischof den Mauerläufer ebenso überraschte. In seiner Stube, die bewacht wurde, gab er
     sich erstaunlicherweise weder einer Orgie noch der Trunksucht oder dem Glücksspiel hin. Er ruhte auch nicht etwa von einer
     Orgie, einem Trinkgelage oder dem Glücksspiel aus. Nein. Er las. Er widmete seine Zeit der Lektüre.
    Hereingelassen verwandelte sich der Mauerläufer rasch in seine menschliche Gestalt. Er warf einen Blick auf die Schrift |671| auf dem Lesepult. Und schüttelte, grenzenlos verwundert, den Kopf. Nicht nur, dass es die Heilige Schrift war, eine herrlich
     illustrierte Bibel. Zu allem Überfluss auch noch in deutscher Sprache.
    »Ich weiß, womit du anmarschiert, oder besser, angeflogen kommst«, sagte Konrad, der Piast, Herzog von Oels, Bischof von Breslau
     und Statthalter König Sigismunds in Schlesien, den Mauerläufer

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