Gottesstreiter
...«
»Da kann ich auch so manches erzählen!« Spatz griff nach seinem Becher. Seine Wangen waren schon stark gerötet. »Denn auch
ich habe das schwarzkünstlerische Treiben Bielaus gesehen! Hexen habe ich gesehen, die zum Sabbat flogen! Und Erschlagene
auf dem Weg bei Frankenstein, am Erbsberg!«
|157| »Das kann nicht sein!«
»Doch, doch!«, versicherte Spatz selbstgefällig. »Ich sag die Wahrheit! Die Leute der Frau Dzier żka de Wirsing, der Pferdehändlerin,
sind von den schwarzen Reitern erschlagen worden. Von der Todesrotte. Von Teufeln! Nur Teufel dienen jenem Bielau! Ihr glaubt
nicht, was ich Euch alles erzählen kann!«
Der eisenäugige Priester versicherte, dass er ihm durchaus Glauben schenke. Der heiße Würzwein stieg ihnen in die Köpfe. Und
löste die Zungen.
»Wie sagtet Ihr, heißt Ihr, Hochwürden?« Fryczko Nostitz runzelte die Stirn und warf seinen Sattel auf einen Balken. »Wie
nennt Ihr Euch?«
»Pater Haberschrack«, wiederholte der Priester mit leiser Stimme. »Kanonikus an der Kirche der Allerheiligsten Jungfrau in
Ratibor.«
»Ach ja, ich habe von Euch gehört«, sagte Fryczko, ohne eine Miene zu verziehen. »Und was führt Euch zu mir? Was ist so dringend,
dass Ihr mich im Stall sprechen müsst? Wenn es um die Hedwig Strauch geht, die aus Ratibor, dann schwöre ich, der heilige
Antonius soll mich verbrennen, dass sie lügt. Ich kann auf keinen Fall der Vater ihres Bankerts sein, denn ich hab sie nur
einmal gevögelt, und zwar von hinten.«
»Aber nein, aber nein«, erwiderte der Priester rasch. »Ich versichere Euch, es geht um eine ganz andere Sache als um die Strauch.
Obwohl ich meinen möchte, um eine ebenso delikate. Ich würde gern ... Hmmm ... Ich würde gern Näheres über die Umstände des Todes eines nahen Verwandten erfahren. Ach, besser doch nicht ... Ich möchte wohl eher ...«
»Was wollt Ihr?«
»Mit jemand anders über die Sache reden. Denn ...«
»Was druckst du herum, Pater? Rede, oder mach dich von hier fort! Ich hab’s eilig, in die Wirtschaft zu kommen, meine Freunde
warten auf mich. Weißt du, was Freunde sind? Kumpane? Na also! Dann sag jetzt, worum es geht!«
|158| »Aber werdet Ihr mir auch antworten, wenn ich frage?«
»Das wird sich weisen.« Fryczko Nostitz spitzte die Lippen. »Denn ihr Pfaffen mischt euch zu oft in fremde Angelegenheiten
ein. Zu oft. Anstatt euch um eure eigene Nase zu kümmern. Und ums Brevier. Anstatt zu Gott zu beten, Armen zu helfen, wie’s
die Regel euch heißt.«
»Das habe ich mir gedacht«, entgegnete der Priester leise und hob die Augen, die, wie sich zeigte, die Farbe von Eisen hatten.
»Ich habe es vorhergesehen, dass Ihr so antworten werdet. Deshalb möchte ich Euch nur um eine Empfehlung bitten. Reden möchte
ich mit Eurem Freund, jenem Italiener ... Ihn hat man mir besonders empfohlen. Als den Klügsten und Erfahrensten von Euch allen.«
Fryczko brach in derart lautes Gelächter aus, dass die Pferde zu schnauben und zu stampfen begannen.
»Ah, das ist gut! Die haben dich hochgenommen, Pater, dich auf die Schippe genommen! Vitelozzo Gaetani soll der Erfahrenste
sein? Worin? Wohl im Saufen. Der Klügste? Dieser piemontesische Gimpel, das ist ein rechter Esel, ein saublöder Strohkopf!
Das Einzige, was der dir erzählen kann, ist sein ständiges
cazzo, fanculo, putana
und
porcamadonna
. Mehr weiß der nicht! Willst du die Wahrheit wissen? Dann frag die Schlauen! Mich, damit du nicht weiterhin suchen musst.«
»Wenn das Euer Wille ist«, der Priester blinzelte, »dann frage ich Euch. Wie und unter welchen Umständen ist Herr Hanusz Throst
ums Leben gekommen, ein Kaufherr, der vor zwei Jahren in der Gegend von Silberberg getötet wurde?«
»Ha!«, platzte Fryczko heraus. »So etwas Ähnliches habe ich erwartet. Aber ich hab’s versprochen, also sag ich’s.«
Er ließ sich auf einer Bank im Stall nieder und bedeutete dem Priester, sich auf eine andere zu setzen.
»Im September war das, vor zwei Jahren«, begann er zu erzählen. »Wir sind von Schönau weggeritten, plötzlich sehen wir, jemand
folgt uns. Da haben wir dem eine Falle gestellt und ihn ergriffen. Und wer ist uns da in die Hände gefallen? Das errätst |159| du nicht: Reynevan de Bielau. Dieser Zauberer und Verbrecher, der Mädchen vergewaltigt. Hast du schon von Reynevan de Bielau
gehört, dem Vergewaltiger?«
»Was hat die Vergewaltigung von Mädchen mit Throsts Tod zu
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