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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Blei zu liefern   ... Oder Pferde, wie jene Dzier żka de Wirsing. Also sind die schwarzen Ritter unsere Verbündeten und nicht unsere Feinde,
     flüstern hinter dem Rücken des Inquisitors seine Leute. Warum sollten wir die ausfindig machen, warum sie stören? Ihnen verdanken
     wir es, dass wir weniger zu tun haben.«
    »Und der Überfall auf den Steuereinnehmer und seinen Zug, der die Steuereinnahmen mit sich führte? Die für den Krieg gegen
     die Hussiten bestimmt waren?«
    »Man weiß nicht, ob die Todesrotte den Steuereinnehmer überfallen hat. In dieser Angelegenheit ist alles unklar.«
    Der Eisenäugige schwieg ziemlich lange.
    »Mich interessiert«, sagte er schließlich, »ob jemand diesen Überfall überlebt haben könnte.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Du bist mit dem Leben davongekommen.«
    »Ich habe Übung darin«, antwortete Tybald Raabe mit einem flüchtigen Lächeln. »Ich verstecke mich unaufhörlich, oder ich nehme
     Reißaus, das habe ich schon so oft getan, dass ich einen eigenen Sinn dafür entwickelt habe. Seit der Zeit, als ich die Krakauer
     Alma Mater gegen die Wanderschaft, meine Laute und meine Lieder eingetauscht habe. Ihr wisst doch, wie das ist: Ein Poet ist
     wie der Teufel im Weiberkloster, stets fällt alles auf ihn zurück, immer ist er an allem schuld. Da muss man ausreißen können.
     Instinktiv, wie ein Reh; wenn irgendetwas geschieht, dann nicht nachdenken, sondern sich sofort flüchten. Außerdem   ...«
    »Was außerdem?«
    |167| »Ich habe damals am Steubernhau sehr viel Glück gehabt. Mich hat der Durchfall geplagt.«
    »Hä?«
    »Im Zug befand sich ein Fräulein, das habe ich Euch erzählt, die Tochter eines Ritters   ... Da ziemte es sich nicht, so in der Nähe des Fräuleins   ... Ich bin also ziemlich weit weg gegangen, um mich zu entleeren, ins Schilfrohr, dicht bei jenem Teich. Als der Überfall
     geschah, bin ich durch das Moor geflohen. Ich habe die Angreifer nicht einmal gesehen   ...«
    Der Eisenäugige schwieg lange.
    »Warum hast du mir früher nie erzählt«, fragte er schließlich, »dass dort ein Teich war?«
     
    Der Wassermann war äußerst wachsam. Selbst wenn er sich in jenem in den Wäldern verlorenen kleinen Teich in der Einöde am
     Steubernhau aufhielt, sogar bei Sonnenuntergang, wenn es so gut wie ausgeschlossen war, dort jemanden anzutreffen, bewegte
     er sich überaus vorsichtig. Beim Auftauchen bemühte er sich, kaum eine größere Welle als ein Fisch zu verursachen; wäre die
     Wasseroberfläche nicht so glatt wie ein Spiegel gewesen, hätte der im Gebüsch verborgene Eisenäugige die immer größer werdenden
     Wasserblasen nicht einmal bemerkt. Als das Wesen ans Ufer kam, plantschte es nicht, raschelte es kaum, man hätte denken können,
     das wäre ein Fischotter. Aber der Eisenäugige wusste, dass es kein Otter war.
    An Land und nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihm nichts drohte, gewann der Wassermann seine Selbstsicherheit zurück.
     Er richtete sich auf, watschelte mit seinen riesigen Füßen herum, sprang umher, und während er seine Sprünge vollführte, plätscherten
     Wasser und Schlamm unter seinem grünen Hütchen hervor. Schon fast übermütig geworden, drückte der Wassermann das Wasser aus
     seinen Kiemen, dass es spritzte, öffnete sein Froschmaul und quakte vernehmlich, die Natur ringsumher informierend, wer hier
     das Sagen hatte.
    Die Natur nahm keinerlei Notiz davon. Der Wassermann |168| wanderte ein wenig durch das Gras, wühlte im Schlamm und strebte schließlich weiter nach oben, dem Walde zu. Und tappte geradewegs
     in die Falle. Er begann zu quaken, als er vor sich den aus Sand aufgeschütteten Halbkreis sah. Er schob seine Flosse näher
     heran und zog sie dann verwundert wieder zurück. Plötzlich dämmerte ihm, was los war, er quakte laut auf, drehte sich um und
     wollte fortlaufen. Aber es war bereits zu spät. Der Eisenäugige war aus dem Gebüsch gesprungen und hatte den magischen Kreis
     mit Sand aus einem Säckchen geschlossen. Nachdem er dies erledigt hatte, setzte er sich auf einen Baumstumpf.
    »Guten Abend«, sagte er höflich. »Ich möchte mit dir reden.«
    Der Wassermann – der Eisenäugige wusste, dass diese Bezeichnung für den Wassergeist zutraf – versuchte noch ein paar Mal,
     den magischen Kreis zu überspringen, ohne Erfolg, versteht sich. Er kapitulierte und schüttelte energisch seinen flachen Kopf,
     wobei Wasser aus seinen Ohren rann.
    »Brekk – rek«, quakte er. »Bhrekk –

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