Gottesstreiter
rekekex.«
»Spuck den Schlamm aus und sag’s noch einmal, bitte.«
»Bhrekek-greg-greg-greg.«
»Willst du einen Idioten aus dir machen? Oder aus mir?«
»Quaax-quaaax.«
»Schade um dein Talent, Herr Wassermann. Mich täuschst du nicht. Ich weiß sehr wohl, dass Wesen wie ihr die menschliche Sprache
verstehen und sprechen.«
Der Wassermann blinzelte mit seinen doppelten Augenlidern und öffnete das Maul, das so breit wie das einer Kröte war.
»Die menschliche Sprache ...«, gurgelte er und spuckte Wasser aus, »die menschliche, jawohl. Aber warum soll ich Deutsch sprechen?«
»Der Punkt geht an dich. Darf es Böhmisch sein?«
»Jawohl.«
»Wie heißt du?«
|169| »Lässt du mich frei, wenn ich es dir sage?«
»Nein.«
»Dann zieh Leine!«
Eine Zeit lang war es still. Die Stille unterbrach der Eisenäugige.
»Ich will dir einen Handel vorschlagen, Herr Wassermann. Ich möchte, dass du mir etwas gibst. Nein, nicht gibst. Sagen wir,
du überlässt es mir.«
»Scheiße überlasse ich dir!«
»Ich habe auch nicht einen Augenblick lang daran geglaubt«, lachte der Eisenäugige, »dass du sofort einwilligst. Ich habe
vorausgesehen, dass wir daran noch arbeiten müssen. Ich bin geduldig. Ich habe Zeit.«
Der Wassermann sprang auf und klatschte zornig mit seiner Flosse auf den Boden. Unter seinem Hütchen rann wieder Wasser heraus,
er schien dort noch eine ganze Menge davon vorrätig zu haben.
»Was willst du?«, quakte er. »Warum quälst du mich? Was habe ich dir getan? Was willst du von mir?«
»Von dir nichts. Eher von deiner Frau. Sie hat auch unser Gespräch mit angehört, sie ist da, dicht beim Ufer, ich sehe, wie
sich die Binsen bewegen und die Mummeln wackeln. Guten Abend, Frau Wassermann! Bitte, geht nicht weg, ich brauche Euch!«
Vom Ufer erklang ein Plätschern, als wäre ein Biber ins Wasser geglitten, über das Wasser zogen kleine Wellen. Der gefangene
Wassermann knurrte laut, wie eine Rohrdommel, wenn sie mit ihrem Schnabel im Schlamm wühlt. Dann blähte er seine Kiemen gewaltig
auf und gab ein lautes Quaken von sich. Der Eisenäugige beobachtete ihn reglos.
»Vor zwei Jahren«, sagte er dann, »im Monat September, den ihr
mheánh
nennt, sind hier am Steubernhau ein Überfall, ein Kampf und ein Mord geschehen.«
Der Wassermann blähte sich erneut auf und prustete. Aus seinen Kiemen quoll reichlich Wasser.
|170| »Was geht mich das an? Ich mische mich nicht in eure Angelegenheiten ein!«
»Die Opfer hat man, mit Steinen beschwert, in diesen Teich geworfen. Ich bin sicher, weil es gar nicht anders sein kann, dass
eines der Opfer noch lebte, als es ins Wasser geworfen wurde. Dass es erst durch Ertrinken starb. Und wenn dem so war, dann
hast du es dort, auf dem Grund des Teiches, in deinem
rehoengan,
deinem Lager und deiner Schatztruhe. Du hast es dort als
hevai.
«
»Als was? Ich verstehe nicht.«
»Aber sicher verstehst du. Das
hevai
desjenigen, der ertrunken ist. Das hast du in deiner Schatztruhe. Schick deine Frau hinunter, damit sie es heraufholt. Sag
ihr, sie soll es herbringen.«
»Du schwafelst hier herum, du Mensch«, röchelte das Wesen theatralisch, »und mir trocknen die Kiemen aus ... Ich kriege keine Luf ... Ich sterbe ...«
»Versuch nicht, einen Idioten aus mir zu machen. Du kannst genauso lange wie ein Krebs Luft atmen, und es geschieht dir nichts.
Aber wenn die Sonne untergeht und Wind aufkommt ... Wenn deine Haut zu platzen anfängt ...«
»Jad żkaaa!«, brüllte der Wassermann. »Bring das
hevai
her! Du weißt schon, welches!«
»Ach, du sprichst auch Polnisch?«
Der Wassermann hustete und ließ Wasser aus seiner Nase laufen.
»Meine Frau ist Polin«, gab er unwillig zu. »Aus dem Goplo-See. Können wir ernsthaft miteinander reden?«
»Sicher.«
»Also hör zu, du sterblicher Mensch. Du hast Recht. Von den sechzehn Menschen, die sie hier ermordet und in den Teich geworfen
haben, war einer, obwohl reichlich mit Wunden bedeckt, noch nicht tot. Sein Herz schlug noch, als er in einer Wolke von Blut
und Luftblasen auf den Grund sank. Er bekam die Lungen voller Wasser und starb, aber ... auch das hast du richtig herausgefunden ... ich habe es geschafft, bei ihm zu |171| sein, bevor dies geschah, und ich habe sein ... Ich habe sein
hevai
. Wenn ich es dir gebe ... Schwörst du mir dann, dass du mich freilässt?«
»Ich schwöre es, ich schwör es dir!«
»Selbst wenn sich erweist ... Obwohl du so viel
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