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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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damit das klar ist, reden werde nur ich. Spielen, wenn
     es um Karten oder Würfel geht, werde nur ich.«
    »Klar«, Samson hob ein Stöckchen von der Erde auf, »klar, Scharley.«
    »Dich habe ich damit nicht gemeint.«
    »Ich bin kein Kind mehr.« Reynevan verzog das Gesicht. »Sprechen kann ich, ich weiß, was ich sage, und wann. Und würfeln kann
     ich auch.«
    »Nein, kannst du nicht. Nicht mit Hunzleder und seinen Falschspielern. Keine weitere Diskussion. Richte dich danach.«
     
    Als sie eintraten, verstummte das Stimmengewirr. Es wurde still, und mehrere nicht eben freundlich dreinblickende Augenpaare
     hefteten sich auf sie wie Blutegel an eine tote Plötze. |209| Es war ein peinlicher und beunruhigender Moment, aber er dauerte zum Glück nicht lange.
    »Scharley? Bist du das?«
    »Ich freue mich, dich zu sehen, Berengar Tauler. Sei auch du mir gegrüßt, Herr Hunzleder. Als Wirt.«
    Hinter dem Tisch saß in Gesellschaft von drei Kumpanen in ledernen Wämsern ein breitschultriger, feister Mann mit einer großen
     Nase und einem durch eine große Schramme verunstalteten Kinn. Sein Gesicht war mit Pockennarben bedeckt, allerdings seltsamerweise
     nur auf einer, nämlich auf der linken Seite. Als hätten die Furche über der Nase, die Nase selbst und das missgestaltete Kinn
     eine Demarkationslinie gebildet, die auch die Krankheit nicht zu überschreiten gewagt hatte.
    »Herr Scharley«, erwiderte er den Gruß. »Ich traue meinen Augen nicht. Noch dazu in Gesellschaft von Leuten, die ich nicht
     kenne. Aber da sie Euch begleiten   ... Wir sehen hier Gäste sehr gern. Nicht, weil wir sie mögen. Ha, oft mögen wir sie überhaupt nicht. Aber wir leben von ihnen!«
    Die in den Lederwämsern prusteten. Bei den übrigen Anwesenden waren keinerlei Zeichen von Heiterkeit zu entdecken, zweifellos
     hörten sie Hunzleders Scherz nicht zum ersten Mal. Weder der am Schanktisch stehende große Kerl mit dem roten Kelch auf dem
     Lendner noch der Bärtige, schwarz gekleidet wie ein hussitischer Prediger, der ihm Gesellschaft leistete, lachten. Auch keines
     der sehr freizügig gekleideten Frauenzimmer, die mit Kannen und Krügen durch die Schankstube eilten, lachte. Auch nicht jener
     Mann mit den dunklen, mehrere Tage alten Bartstoppeln und dem Wams, auf dem der Brustpanzer Rostspuren hinterlassen hatte,
     und der seinen Becher streichelte, jener Berengar Tauler, der Scharley gleich beim Eintreten begrüßt hatte. Den Tisch jenes
     Tauler, dem noch drei andere Gesellschaft leisteten, steuerte der Demerit an.
    »Sei mir gegrüßt und nimm Platz!« Berengar Tauler wies auf die Bank und warf einen neugierigen Blick auf Reynevan und Samson.
     »Stell uns deine   ... Freunde vor!«
    |210| »Nicht nötig«, ließ sich ein rotgesichtiger Dicker hinter seinem Humpen vernehmen. »Den jüngeren Herrn habe ich schon gesehen,
     in der Schlacht bei Aussig, bei den Hauptleuten. Sie sagten, das sei ihr Leibmedicus.«
    »Reinmar von Bielau.«
    »Wir sind geehrt. Und jener?«
    »Jener«, antwortete Scharley mit der ihm eigenen Lässigkeit, »ist eben jener. Er stört nicht und fällt keinem zur Last. Jener
     schnitzt.«
    Tatsächlich hatte Samson Honig seine Idiotenmiene aufgesetzt, sich an der Wand niedergelassen und begonnen, ein Stöckchen
     zu schneiden.
    »Da wir schon einmal dabei sind, uns vorzustellen«, Scharley nahm Platz, »dann sei auch du so freundlich, Berengar   ...«
    Die drei hinter dem Tisch deuteten eine Verbeugung an. Neben dem rotgesichtigen Dicken saßen ein stolz aussehendes Herrchen,
     für einen Hussiten übertrieben prächtig und bunt gekleidet, und ein kleiner, schmalgesichtiger, dunkler Kerl, der wie ein
     Ungar aussah.
    »Amadeus Bata«, stellte der Dicke sich vor.
    »Ich bin der Ritter Manfred von Salm«, erklärte das bunt gescheckte Herrchen, und der übertriebene Stolz, mit dem er das sagte,
     verriet, dass er ein Ritter unter den Rittern war wie ein Ziegenarsch eine Trompete unter den Trompeten, mit Taufnamen hieß
     er wohl Zdenek, und neben einem von Salm hatte er im Leben weder gesessen noch gestanden.
    »Istvan Seczy«, sagte der Magyar, den äußeren Eindruck bestätigend. »Trinken wir einen? Ich warne euch, in diesem Räuberbordell
     kostet der Krug Wein drei Groschen und die halbe Pinte Bier fünf.«
    »Aber der Wein ist gut.« Tauler nahm einen Schluck aus seinem Becher. »Zumindest für ein Räuberbordell und eine Spielhölle.
     Womit wir schon beim Thema wären. Welche der genannten

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