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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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tanzend Marston,
Spukend Hillbro’, hungrig Grafton,
Finster Exhall, päbstisch Wicksford,
Aermlich Broom und trunken Bedford.
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    Das alte Herrenhaus von Charlecot und der Park umher sind noch im Besitz der Familie Lucy, und vorzüglich anziehend, weil sie mit diesem sonderbaren, aber erfolgreichen Umstande in der wenig bekannten Geschichte des Barden im Zusammenhang stehen. Da das Haus wenig mehr denn drei Meilen von Stratford entfernt war, beschloß ich, einen Spaziergang dahin zu machen, um mit Muße einige von den Gegenden zu durchstreifen, aus welchen Shakspeare seine frühesten Gedanken über die Darstellung ländlicher Bilder geschöpft haben muß.
    Die Gegend war noch nackt und blätterlos; aber die englischen Landschaften sind immer grün, und die plötzliche Veränderung der Temperatur hatte eine überraschend belebende Wirkung auf die Landschaft gehabt. Es war begeisternd und aufregend, dieses erste Erwachen des Frühlings zu beobachten; seinen warmen Hauch zu fühlen, wie er sanft die Sinne überschlich; zu sehen, wie die feuchte, lockere Erde anfing, den grünen Sproß und den zarten Halm hervorkeimen zu lassen, und wie die Bäume und Sträucher, in ihren Lebenstinten und mit ihren schwellenden Knospen die Rückkehr der Blätter und Blumen verkündeten. Das kalte Schneeglöckchen, dieser kleine Grenznachbar an dem Saume des Winters, war mit seinen keuschen weißen Blumen in den kleinen Gärten vor den Bauerhäusern zu sehen. Von den Feldern her hörte man schwach das Blöken der neugefallenen Lämmer. Der Sperling zwitscherte um die Strohdächer und die knospenden Hecken; das Rothkehlchen mischte eine lebendigere Weise in seinen früheren klagenden Wintergesang; und die Lerche, sich aus dem dampfenden Schooße der Wiese erhebend, schwang sich hinauf in die glänzende, flockige Wolke, Ströme von Wohllaut ergießend. Als ich die kleine Sängerin betrachtete, wie sie höher und höher stieg, bis ihr Körper ein bloßer Fleck auf dem weißen Busen der Wolke erschien, während ihr Gesang noch immer das Ohr füllte, da fiel mir Shakspeare’s herrliches kleines Lied aus Cymbeline ein:
Horch! Horch. Die Lerch’ am Himmelsthor singt hell
Und Phöbus steigt empor,
Seine Rosse zu tränken an diesem Quell
An dem Kelch der Blumenflor.
    Das holde Ringelblümchen nickt,
Sein goldnes Aug’ schlägt’s auf;
Mit allem, was so schön sich schmückt,
Mein süßes Lieb, wach auf!
    In der That, die ganze Gegend umher ist dichterischer Boden, in Alles mischt sich der Gedanke an Shakspeare. Jede alte Bauerhütte, die ich sah, schien mir ein Aufenthaltsort seiner Knabenzeit zu sein, wo er seine genaue Kenntniß des Landlebens und der ländlichen Sitten erlangt, und jene Mährchen und die abergläubischen Träume gehört hatte, die er wie Zauberei in seine Schauspiele verwebt hat. Denn in seinen Tagen war es, wie man sagt, ein gewöhnlicher Zeitvertreib an Winterabenden, »um das Feuer her zu sitzen und sich lustige Geschichten von irrenden Rittern, Königen, Liebhabern, Herrn und Damen, Riesen, Zwergen, Dieben, Zauberern, Hexen, Feen, Kobolden und Mönchen zu erzählen.« [Fußnote: Scott zählt in seiner »Entdeckung der Hexerei« ein Heer von diesen Kamindichtungen auf.]
    Mein Weg führte eine Zeit lang Angesichts des Avon dahin, der eine Menge der abenteuerlichsten Krümmungen und Windungen durch ein breites und fruchtbares Thal macht; zuweilen zwischen den Weiden, welche seine Ufer begrenzten, hindurchschimmerte, zuweilen unter Bäumen oder hinter grünen Ufern verschwand; und zuweilen vollkommen sichtbar dahinfloß und einen blauen Streif um einen Abhang von Wiesenland zog. Dieser schöne Landbusen wird das Thal des rothen Rosses genannt. Eine entfernte Kette welliger blauer Hügel scheint die Grenze derselben zu sein, während die ganze dazwischenliegende liebliche Landschaft gleichsam in den silbernen Banden des Avon gefangen zu liegen scheint.
    Nachdem ich die Straße ungefähr drei Meilen lang verfolgt hatte, schlug ich einen Fußpfad ein, welcher die Grenzen der Felder entlang und an Hecken vorbei nach einem Seitenthore des Parks führte; es war indessen für den Fußgänger ein Pfad da, indem ein öffentlicher Weg durch die Besitzung ging. Ich freue mich immer dieser gastfreien Grundstücke, an welchen Jedermann eine Art von Antheil hat – wenigstens so weit es den Fußpfad betrifft. Es versöhnt gewissermaßen einen armen Mann mit seinem Schicksale, und, was mehr ist, mit dem bessern Loose seines Nächsten,

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