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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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ward es als störrisch und verstockt verrufen. Wie wahr ist es, daß wir uns von dem Aeußern und den Umständen täuschen lassen! Wie verschieden ist die Tugend, welche in Purpur gekleidet ist und im Prunke thront, von der Tugend, welche nackt und bloß ist und unbekannt in einer Wildniß untergeht!
    Doch ich enthalte mich, bei diesen düsteren Bildern zu verweilen. Die östlichen Stämme sind seit langer Zeit verschwunden; die Wälder, welche ihnen Schutz gewährten, sind niedergehauen worden, und kaum sind noch einige Spuren von ihnen in den dicht bevölkerten Staaten von Neu-England vorhanden, ausgenommen, daß hier und da ein Dorf oder ein Strom noch einen indianischen Namen führt. Und dieß muß früher oder später auch das Schicksal der übrigen Stämme sein, welche an den Grenzen hausen, und dann und wann aus ihren Wäldern hervorgelockt worden sind, um an den Kriegen der Weißen Theil zu nehmen. Nach einer kurzen Zeit werden auch sie den Weg gehen, den ihre Brüder vor ihnen gegangen sind. Die wenigen Horden, welche noch an den Ufern des Huronen-und Superior-See’s und der Nebenflüsse des Mississippi wohnen, werden das Schicksal der Stämme theilen, welche einst über Massachusetts und Connecticut verbreitet waren und an den stolzen Ufern des Hudson geboten; jenes riesenhaften Geschlechts, welches an den Ufern des Susquehannah gewohnt haben soll, und jener verschiedenen Völkerschaften, welche in der Gegend des Patowmac und des Rappahanoc blühten und die Wälder in dem großen Thale von Shenandoah bevölkerten. Sie werden wie ein Nebel von der Fläche der Erde verschwinden; selbst ihre Geschichte wird sich in Vergessenheit verlieren, und »die Orte, welche sie jetzt kennen, werden sie nimmer wieder kennen.« Wenn vielleicht noch irgend ein unbestimmtes Andenken von ihnen fortleben sollte, so wird dieß in den romantischen Träumen des Dichters sein, um in seiner Einbildungskraft Schluchten und Gebüsche, wie mit den Faunen und Satyrn und Waldgottheiten des Alterthums, zu bevölkern. Aber sollte er versuchen, die dunkele Geschichte ihrer Unbilden und ihres Elends zu enthüllen; sollte er erzählen, wie sie angegriffen, mißhandelt, vernichtet, aus ihren angestammten Wohnsitzen und von den Gräbern ihrer Väter vertrieben, gleich wilden Thieren auf der Erde gejagt und mit Gewalt und unter Gemetzel in das Grab gesandt worden; so wird die Nachwelt sich entweder voll Schauder und Unglauben von seiner Erzählung abwenden, oder vor Unwillen über die Unmenschlichkeit ihrer Voreltern erröthen. – »Wir werden zurückgetrieben,« sagte ein alter Krieger: »bis wir uns nicht weiter zurückziehen können, – unsere Streitäxte sind zerbrochen, unsere Bogen sind zerschnitten, unsere Feuer sind beinahe verlöscht, – noch eine kleine Weile, und die Weißen werden aufhören, uns zu verfolgen, – denn wir werden aufhören zu sein!«
    Philipp von Pokanoket.
    Ein indianischer Geschichtsbeitrag.

Wie Grabmal-Erz unwandelbar sein Blick:
Die Seele weich, doch stark im Mißgeschick:
Gewöhnt von seiner Baum-Wieg’ bis zur Bahr’,
Sich bloß zu stellen launenvollem Glück,
Und dessen Furcht die Schmach der Furcht nur war –
Ein Stoiker der Wälder – thränenbar.
Campbell .

    Man kann nur bedauern, daß jene früheren Schriftsteller, welche die Entdeckung und Bevölkerung von Amerika abgehandelt, uns keine ausführlichere, treuere Nachrichten von den ausgezeichneten Charakteren gegeben haben, welche in dem wilden Leben sich hervor thaten. Die spärlichen Anecdoten, welche uns erreicht haben, sind voller Eigenthümlichkeit und Interesse; sie lassen uns nähere Blicke in die menschliche Natur thun, und zeigen, was der Mensch in seinem verhältnißmäßig ursprünglichen Zustande ist, und was er der Civilisation zu danken hat. Es liegt etwas von dem Reiz einer Entdeckung darin, wenn man auf diese wilden, unbetretenen Spuren der menschlichen Natur stößt; wenn man gleichsam das Entstehen des moralischen Gefühls mit anschaut, und die großsinnigen, romantischen Eigenschaften, welche durch die Gesellschaft künstlich ausgebildet worden sind, in ursprünglicher Kraft und roher Pracht emporwachsen sieht.
    Im gebildeten Leben, wo das Glück, und, in der That, beinahe das Dasein des Menschen selbst so sehr von der Meinung seiner Mitmenschen abhängt, spielt er beständig eine eingelernte Rolle. Die kecken, eigenthümlichen Züge des angeborenen Charakters sind weggeschliffen, oder durch den gleichmachenden Einfluß der

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