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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Firmamente der Literatur glänzen, und welche, wie die Morgensterne, zur Zeit der lichten Dämmerung der englischen Poesie, mit einander sangen.
    Diejenigen unter meinen Lesern, welche mit der schottischen Geschichte nicht vertraut sind (obgleich die Art, wie man sie in der neuern Zeit mit anziehender Dichtung durchwoben, das allgemeine Studium derselben veranlaßt hat), mögen neugierig sein, etwas von der spätern Geschichte Jakob’s und dem Schicksale seiner Liebe zu erfahren. Wie seine Leidenschaft für Lady Jane, der Trost seiner Gefangenschaft war, so beförderte sie auch seine Befreiung aus derselben, da der Hof glaubte, daß eine Verbindung mit einem Abkömmlinge aus dem königlichen Blute von England, ihn auch an dessen Interesse knüpfen würde. Er erhielt endlich seine Freiheit und seine Krone wieder, nachdem er vorher Lady Jane geheirathet, die ihn nach Schottland begleitete, und sein zärtliches treuergebenes Weib wurde.
    Er fand sein Reich in bedeutender Verwirrung, da die großen Lehnträger die Unruhen und Unordnungen einer langen Zwischenregierung benutzt hatten, um sich in ihren Besitzthümern zu befestigen und sich über den Bereich der Gesetze zu stellen. Jakob suchte seine Macht auf die Liebe seines Volks zu gründen. Er gewann sich die niederen Stände durch die Abschaffung von Mißbräuchen, durch eine milde und gerechte Handhabung der Gesetze, durch Ermunterung der Künste des Friedens und durch Beförderung alles dessen, was Behaglichkeit, Wohlstand und unschuldige Genüsse unter den geringsten Classen der Gesellschaft verbreiten konnte. Er mischte sich zuweilen verkleidet unter das Volk, besuchte die Leute in ihren Wohnungen, ging in ihre Sorgen, ihre Beschäftigungen, ihre Vergnügungen ein, unterrichtete sich über die mechanischen Künste und darüber, wie man sie am besten beschützen und verbessern könne, und war ein so alldurchdringender Geist, der mit wohlwollendem Auge über den geringsten seiner Unterthanen wachte. Nachdem er sich auf diese edle Art der Herzen des gemeinen Mannes versichert, unternahm er es, die Macht des aufrührerischen Adels zu beschränken; ihm jene gefährlichen Freiheiten zu nehmen, die er sich angemaßt hatte; die zu strafen, welche sich schreiender Vergehungen schuldig gemacht hatten, und alle zu gehörigem Gehorsam gegen die Krone zu bringen. Eine Zeit lang ertrug der Adel dieß mit äußerer Unterwerfung, aber mit geheimer Ungeduld und gährendem Unwillen. Es entspann sich zuletzt eine Verschwörung gegen sein Leben, an deren Spitze sein eigener Oheim, Robert Stewart, Graf von Athol, stand, der selbst zu alt, um die blutige That zu vollführen, seinen Enkel, Sir Robert Stewart, so wie Sir Robert Graham und mehrere andere weniger bekannte Männer, anreizte, die That zu begehen. Sie brachen in sein Schlafgemach in dem Dominicanerkloster zu Perth, wo er sich aufhielt, und ermordeten ihn mit vielen Stichen. Seine getreue Gemahlin, welche herbeistürzte, um ihn mit ihrem zarten Körper gegen das Schwert zu decken, ward bei dem fruchtlosen Versuche, ihn vor dem Morde zu schützen, zweimal verwundet, und erst, nachdem man sie mit Gewalt von ihm weggerissen, ward der Mord vollbracht.
    Die Erinnerung an diese romantischen Begebenheiten aus alter Zeit und an das goldene kleine Gedicht, dessen Geburtsort dieser Thurm war, machte, daß ich das alte Gebäude mit mehr als gewöhnlichem Antheil besuchte. Die Rüstung, welche in dem Saale hängt, reich vergoldet und verziert, als sollte sie bei dem Turnier glänzen, brachte das Bild des tapfern und romantischen Fürsten lebendig vor meine Seele. Ich durchschritt die verlassenen Gemächer, wo er sein Gedicht geschrieben hatte; ich lehnte mich auf das Fenster, und suchte mich zu überreden, daß es dasselbe sei, wo das Gesicht ihm erschienen war; ich sah hinaus auf den Fleck, wo er zuerst Lady Jane erblickt hatte. Es war derselbe belebende, fröhliche Monat; die Vögel wetteiferten wiederum mit einander in schmelzendem Gesange; alles sproßte frisch ins Leben auf und entknospte die zarten Hoffnungen des Jahres. Die Zeit, welche gern die stolzen Denkmale des menschlichen Hochmuths in Vergessenheit begraben mag, scheint leise über diesen kleinen Schauplatz der Poesie und Liebe hinweggegangen zu sein, und ihn mit schonender Hand gedeckt zu haben. Mehrere Jahrhunderte sind verflossen, und noch blüht der Garten am Fuße des Thurmes. Er nimmt den Platz ein, wo einst der Graben des Verließes war; und obgleich einige Theile

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