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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Unglücklichen im Augenblick erheischte, und da die Armen einander am besten in ihren Leiden zu trösten wissen, so wollte ich mich nicht zudrängen.
    Am nächsten Sonntag war ich in der Dorfkirche; da sah ich, zu meinem Erstaunen, die arme alte Frau, den Seitengang hinunter, ihrem gewohnten Sitze auf den Stufen des Altars zuwanken.
    Sie hatte eine Art von Trauer für ihren Sohn angelegt, und nichts konnte rührender sein, als dieser Kampf zwischen frommer Liebe und gänzlicher Armuth. Ein schwarzes Band oder dergleichen – ein verschossenes schwarzes Halstuch, und noch ein oder zwei ärmliche Zeichen der Art deuteten den Schmerz an, welchen kein äußerer Beweis an den Tag legen kann. Als ich auf die geschichtlichen Denkmale umherblickte, die stattlichen Wappenschilder, den kalten Marmorprunk, womit die Größe den hingeschiedenen Stolz prachtvoll betrauert, betrachtete, und mich zu dieser armen Wittwe wandte, wie sie am Altare ihres Gottes, von Alter und Kummer gebeugt, verweilte, und das Gebet und den Preis eines frommen, obgleich gebrochenen Herzens darbrachte, fühlte ich, daß dies lebende Denkmal wirklichen Schmerzes jene alle zusammen aufwiege.
    Ich erzählte ihre Geschichte einigen reichen Mitgliedern der Gemeinde, und sie wurden dadurch gerührt. Sie bemühten sich, ihre Lage behaglicher zu machen, und ihre Trauer zu mildern. Sie konnten indeß nur die Bahn für ihre wenigen Schritte zum Grabe ebenen. Nach einem oder zwei Sonntagen sah ich sie nicht mehr auf ihrem gewöhnlichen Sitze in der Kirche, und ehe ich die Gegend verließ, erfuhr ich mit einem Gefühl von Freude, daß sie ruhig ihren letzten Athemzug ausgehaucht habe und hinübergegangen sei zu denen, die sie liebte, in eine Welt, wo man keinen Kummer mehr kennt, und Freunde nimmer getrennt werden.
    Die Schenke zum Eberkopfe in Eastcheap.
    Eine Shakspeare’sche Untersuchung.

Eine Schenke ist der Zusammenkunftsort, die Börse, der Stapelplatz guter Gesellen. Ich habe meinen Urgroßvater erzählen hören, wie sein Ururgroßvater zu sagen pflegte: es habe, als sein Urgroßvater ein Kind gewesen sei, ein altes Sprichwort gegeben, »daß es immer ein guter Wind sei, der einen Menschen zum Weine hinweht.«
Mutter Bombie .

    Es ist, in einigen katholischen Ländern, ein frommer Gebrauch, das Andenken der Heiligen durch geweihte Lichter zu ehren, welche man vor ihren Bildern anzündet. Die Beliebtheit eines Heiligen kann demnach an der Zahl dieser Opfer erkannt werden. Der eine vermodert vielleicht in der Dunkelheit seiner kleinen Capelle; ein anderer hat eine einzelne Lampe, welche ihre schwachen Strahlen schräg auf sein Bild wirft, während der volle Glanz der Anbetung an dem Schrein irgend eines berühmten heiliggesprochenen Vaters strahlt. Der reiche Fromme bringt seine gewaltige Wachskerze dar; der eifrige Gottesfürchtige seinen siebenarmigen Leuchter, und selbst der bettelnde Pilger glaubt nicht, daß der Verstorbene von hinreichendem Licht umgeben sei, wenn er nicht ebenfalls seine kleine dampfende Oellampe davor aufgehängt hat. Die Folge ist, daß sie in dem Eifer, zu beleuchten, den Gegenstand ihrer Verehrung oft verfinstern, und ich habe gelegentlich gesehen, wie ein solcher unglücklicher Heiliger bei der Dienstbeflissenheit seiner Anhänger beinahe im Rauch umgekommen ist.
    Eben so ist es dem unsterblichen Shakspeare ergangen. Jeder Schriftsteller hält es für seine heilige Pflicht, einen Theil seines Charakters oder seiner Werke zu beleuchten, und irgend eines seiner Verdienste der Vergessenheit zu entreißen. Der Erklärer, an Worten reich, bringt dicke Bände von Erläuterungen ans Licht; die gewöhnliche Schaar der Herausgeber läßt eine Dunstwolke von Dunkelheiten aus ihren Anmerkungen unten auf jeder Seite aufsteigen, und jeder Gelegenheitsschmierer bringt sein Pfenningsdochtlicht des Lobes oder der Untersuchung dar, um die Weihrauchs-oder Dampfwolke noch zu vergrößern.
    Da ich alle hergebrachten Gewohnheiten meiner Brüder von der Feder ehre, so hielt ich es nur für meine Schuldigkeit, auch mein Scherflein der Verehrung vor dem Altare des unsterblichen Barden niederzulegen. Eine Zeit lang war ich indessen in großer Verlegenheit, auf welche Weise ich mich dieser Obliegenheit entledigen sollte. Bei jedem Versuche, eine neue Lesart vorzuschlagen, war man mir schon längst zuvorgekommen; jede zweifelhafte Zeile war bereits auf ein Dutzend verschiedene Arten erklärt, und so verdunkelt, daß jede Aufhellung unmöglich war; und was

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