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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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jedes Stück ihres Anzuges gestritten. Die junge Dame hatte diesen Zwist benutzt, ihrem eigenen Geschmack zu folgen, und glücklicherweise war dieser ein guter. Sie sah so lieblich aus, als ein jugendlicher Bräutigam nur wünschen kann, und die Bewegung, welche die Erwartung ihr mittheilte, erhöhte ihre Reize um so mehr.
    Die Röthe, welche ihre Wangen und ihren Nacken übergoß, das leise Wogen des Busens, das Auge, welches dann und wann in Sinnen verloren schien; Alles verrieth die sanfte Erregung, die in ihrem Herzen vorging. Die Basen waren fortwährend um sie her beschäftigt; denn unverheirathete Basen pflegen immer großen Antheil an Angelegenheiten dieser Art zu nehmen. Sie gaben ihr eine unendliche Anzahl von klugen Rathschlägen, wie sie sich benehmen, was sie sagen, und in welcher Weise sie den erwarteten Geliebten empfangen solle.
    Der Baron war nicht weniger mit Vorbereitungen beschäftigt. Er hatte, die Wahrheit zu sagen, eigentlich nichts zu thun; allein er war von Natur ein feuriger, unruhiger, kleiner Mann, und konnte durchaus nicht müßig bleiben, wenn Alles in Bewegung war. Er lief, mit der Miene unendlicher Bedrängtheit, im Schlosse Trepp auf und ab; er rief beständig die Leute von ihrer Arbeit, um sie zu ermahnen, fleißig zu sein; und tummelte sich mit einer so unnützen Ruhelosigkeit, und so belästigend, wie eine große blaubauchige Fliege an einem Sommertage, in jedem Saale und jedem Zimmer umher.
    Mittlerweile war das gemästete Kalb geschlachtet worden; die Wälder hatten von dem Geschrei der Jäger wiedergehallt; die Küche war voll von Leckerbissen; der Keller hatte ganze Oceane von Rhein-und Firnewein hergeben müssen, und selbst das große Heidelberger Faß war in Contribution gesetzt worden. Alles war in Bereitschaft, den ausgezeichneten Gast mit Saus und Braus, in dem wahren Geiste deutscher Gastfreiheit zu empfangen – aber der Gast erschien noch immer nicht. Stunde auf Stunde verfloß. Die Sonne, welche ihre sinkenden Strahlen auf die reichen Forste des Odenwaldes geworfen hatte, glänzte jetzt gerade an den Gipfeln der Berge. Der Baron erstieg den höchsten Thurm, und strengte seine Augen an, in der Hoffnung, den Grafen und seine Begleiter in der Entfernung zu entdecken. Einmal glaubte er schon, sie zu sehen; Hörnerklang scholl aus dem Thale, von dem Widerhall in den Bergen verlängert. Eine Anzahl Reiter ward weit unten sichtbar, welche langsam den Weg entlang zogen; als sie aber beinahe den Fuß des Berges erreicht hatten, lenkten sie plötzlich in eine andere Straße ein. Der letzte Strahl der Sonne schied – die Fledermäuse begannen im Zwielicht zu schwirren – die Straße ward dunkler und dunkler, und man sah nichts sich darauf bewegen, als zuweilen einen Landmann, der sich von seiner Arbeit nach Hause schleppte.
    Während das alte Schloß von Landshort sich in einer so tödtlichen Unruhe befand, trug sich in einem andern Theil des Odenwaldes eine sehr bedeutende Begebenheit zu.
    Der junge Graf von Altenburg setzte seine Reise ruhig und in der nüchternen, schlendernden Weise fort, wie ein Mann seiner Vermählung entgegenreist, wenn seine Freunde ihn aller Mühe und Ungewißheit einer langen Bewerbung überhoben haben, und der so gewiß ist, eine Braut zu finden, als ein Mittagsessen am Ende seiner Reise. Er hatte in Würzburg einen jungen Waffengefährten getroffen, mit welchem er zusammen an der Grenze gedient hatte, Hermann von Starkenfaust, einen jungen Mann von dem kräftigsten Arme und dem bravsten Herzen unter der deutschen Ritterschaft, der nun von dem Heere zurückkehrte. Seines Vaters Schloß lag nicht weit von der alten Burg Landshort, allein eine alte Fehde hatte die beiden Familien entzweit, und sie einander fremd gemacht.
    In der ersten Wärme des Augenblicks der Erkennung, hatten die jungen Freunde einander alle ihre unterdessen bestandenen Abenteuer und Glücksfälle erzählt, und der Graf gab die ganze Geschichte seiner bevorstehenden Vermählung, mit einer jungen Dame, die er nie gesehen, von deren Reizen er aber die hinreißendsten Beschreibungen gehört.
    Da der Weg der Freunde nach derselben Gegend hinführte, so wurden sie einig, den übrigen Theil ihrer Reise zusammen zu machen; damit sie dieß aber mit um so größerer Bequemlichkeit thun könnten, waren sie frühzeitig von Würzburg aufgebrochen, und der Graf hatte seinem Gefolge den Befehl gegeben, ihm nachzukommen.
    Sie verkürzten sich die Zeit mit Erinnerungen auf ihren im Kriege

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