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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Wunderbares darin, so waren seine Zuhörer ganz voll Erstaunen, und war irgend etwas scherzhaftes darin, so lachten sie gewiß zur rechten Zeit. Der Baron stand freilich wie die meisten großen Männer zu hoch, um andere als sehr schale Scherze zu machen; allein jeder derselben war mit einem vollen Glase vortrefflichen Hochheimers gewürzt, und selbst ein schwerfälliger Scherz wirkt, mit gutem alten Wein vorgesetzt, unwiderstehlich.
    Aermere und schlauere Witzlinge sagten Manches, das sich nur etwa bei ähnlichen Gelegenheiten wiederholen lassen dürfte; den Frauen ward mancher kecke Scherz in die Ohren geflüstert, worüber sie, bei unterdrücktem Lachen, beinahe ersticken wollten; und ein armer, aber lustiger, dickköpfiger Vetter des Barons sang ein paar Lieder, bei denen sich die Basen durchaus die Fächer vorhalten mußten.
    Bei all diesem lustigen Treiben behauptete der fremde Gast einen höchst sonderbaren und unzeitigen Ernst. Je tiefer es in die Nacht ging, desto düsterer ward seine Miene, und so seltsam es auch scheinen mag, selbst die Scherze des Barons schienen ihn nur noch schwermüthiger zu machen. Zuweilen war er in Gedanken verloren, zuweilen deutete das verstörte, rastlose Umherirren seines Auges auf ein unruhig bewegtes Gemüth. Seine Unterhaltungen mit der Braut wurden immer ernster und geheimnißvoller. Dichte Wolken umhüllten die schöne Heiterkeit ihrer Stirne und ein leises Zittern begann ihre zarten Glieder zu durchzucken.
    Alles dieß konnte der Aufmerksamkeit der Gesellschaft nicht entgehen. Ihre Fröhlichkeit ward durch die unerklärliche Düsterkeit des Bräutigams erstickt; diese steckte an; man flüsterte mit einander und warf sich Blicke zu, die von Achselzucken und zweifelhaftem Kopfschütteln begleitet waren. Gesang und Lachen wurden seltner und seltner, und es entstanden öde Pausen in der Unterhaltung, welchen endlich phantastische Erzählungen und Legenden von übernatürlichen Dingen folgten. Eine traurige Geschichte veranlaßte die andere noch traurigere, und der Baron brachte die Damen beinahe zu Krämpfen durch die Geschichte von dem gespenstischen Reiter, der die schöne Leonore entführte; eine schreckliche, aber wahre Geschichte, welche seitdem in vortreffliche Verse gebracht worden ist, und an die alle Welt glaubt.
    Der Bräutigam hörte diese Erzählung mit gespannter Aufmerksamkeit an. Er hielt seine Augen fest auf den Baron geheftet, begann, als die Geschichte zu Ende ging, allgemach von seinem Sitze aufzustehen, und ward immer größer und größer, bis er, in des Barons verzücktem Auge, beinahe Riesengröße zu erreichen schien. In dem Augenblicke, wo die Erzählung geendigt war, stieß er einen tiefen Seufzer aus, und nahm von der Gesellschaft feierlich Abschied. Alles war erstaunt. Der Baron war vollkommen wie vom Donner gerührt.
    »Wie! um Mitternacht das Schloß verlassen? Wie, da Alles zu seinem Hierbleiben eingerichtet, und ein Gemach für ihn bereit ist, wenn er sich zurückzuziehen wünscht?«
    Der Fremde schüttelte düster und geheimnißvoll den Kopf: »ich muß mich diese Nacht in einem andern Gemache betten!«
    Es lag etwas in dieser Antwort und in dem Tone, womit sie gegeben wurde, was des Barons Herz erbeben machte, allein er faßte sich und wiederholte seine gastfreundliche Einladung.
    Der Fremde schüttelte bei diesem Antrage schweigend, aber entschieden, den Kopf, und der Gesellschaft ein Lebewohl zuwinkend, schritt er langsam aus der Halle. Die Basen waren durchaus versteinert, – die Braut ließ den Kopf hängen und eine Thräne schlich sich in ihr Auge.
    Der Baron folgte dem Fremden in den großen Hof des Schlosses, wo das schwarze Streitroß stand, mit dem Fuße scharrend und voll Ungeduld schnaubend. – Als sie das Portal erreicht hatten, dessen tiefer Bogen durch ein Feuerbecken nur schwach erhellt wurde, blieb der Fremde stehen und redete den Baron mit einer hohlen Stimme an, welche in dem Gewölbe nur noch grabähnlicher klang.
    »Nun, da wir allein sind,« sagte er, »will ich Euch die Ursache meines Weggehens mittheilen. Ich habe eine feierliche, eine unauflösliche Verpflichtung –«
    »Nun, könnt Ihr nicht,« sagte der Baron, »irgend Jemanden an Eurer Stelle senden?«
    »Sie läßt keinen Stellvertreter zu – ich muß in eigner Person erscheinen – ich muß fort, in die Cathedrale von Würzburg« –
    »Ja,« sagte der Baron, indem er sich ein Herz faßte, »aber nicht eher als morgen – morgen sollt Ihr Eure Braut dahin

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