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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Fürsten streut. Welch ein leerer Prunk ist am Ende die Unsterblichkeit eines Namens! Die Zeit wendet, unaufhörlich, schweigend ihre Blätter um; die Geschichte der Gegenwart beschäftigt unsere Aufmerksamkeit zu sehr, als daß wir an die Charaktere und Anecdoten denken sollten, welche der Vergangenheit etwas Anziehendes geben; und jedes Jahrhundert ist ein Band, welcher auf die Seite geworfen wird, um stillschweigend vergessen zu werden. Der Götze des heutigen Tages verdrängt den Helden von gestern aus unserm Gedächtniß, und wird dagegen von seinem morgenden Nachfolger verdrängt. »Unsere Vorväter,« sagte Sir Thomas Brown, »finden ihr Grab in unserm kurzen Gedächtniß, und lehren uns die traurige Wahrheit, wie wir wiederum in dem der Ueberlebenden werden begraben werden.« Die Geschichte verbleicht zur Fabel; Thatsachen werden durch Zweifel und Bestreitung verdunkelt; die Inschrift verlöscht von der Tafel; die Bildsäule fällt vom Fußgestelle. Säulen, Bogen, Pyramiden, was sind sie anders, als Sandhaufen, und was sind ihre Inschriften anders, als Züge, die in den Sand geschrieben sind? Was ist die Sicherheit eines Grabes, oder die Dauer der Einbalsamirung? Die Ueberbleibsel Alexander’s des Großen sind in den Wind zerstreut, und sein leerer Sarkophag ist jetzt die bloße Merkwürdigkeit eines Museums. »Die ägyptischen Mumien, welche Cambyses oder die Zeit verschont hatte, verzehrt jetzt die Habsucht; Mirazim muß Wunder heilen und Pharao wird als Balsam verkauft.«
    Was soll nun dieß Gebäude, das sich jetzt hoch über meinem Haupte erhebt, davor sichern, daß es das Schicksal mächtigerer Mausoleen theile? Die Zeit muß kommen, wo die vergoldeten Gewölbe, welche sich jetzt so kühn erheben, in Trümmern unter den Füßen der Wandelnden liegen; wo, statt der Töne des Wohllauts und des Preises, der Wind durch die zertrümmerten Bogen pfeifen und die Eule von dem verfallenen Thurme schreien wird – wo der freundliche Sonnenstrahl in diese düsteren Wohnungen des Todes brechen, der Epheu sich um die gefallene Säule ranken, und der Fuchsschwanz seine Blüthen um die namenlose Todtenurne hängen wird, als ob er des Todten spotte. So geht der Mensch dahin; sein Name verliert sich aus der Erinnerung und aus dem Gedächtniß; seine Geschichte ist wie ein Mährchen, das erzählt wird, und sein Denkmal selbst wird zur Ruine.
    Weihnachten.

Aber ist die alte, alte, gute alte Weihnachtszeit dahin? Nichts als das Haar ihres guten, grauen, alten Kopfes und Bartes ist geblieben. Gut, so will ich das haben, da ich sehe, daß ich doch nicht mehr von ihr bekommen kann.
Lärm und Schreien nach Weihnachten.

Es war zur Weihnachtszeit
Für Groß und Klein im Saal
Ein gutes Feu’r bereit,
Und jeder fand ein Mahl.
Die Nachbarn lud man ins Haus,
Bewillkommt jeden treu,
Und stieß den Armen nicht aus,
Als diese alte Mütze noch neu.
Altes Lied .

    Nichts übt in England einen angenehmern Zauber über meine Einbildung aus, als die Ueberbleibsel der Festtagsgebräuche und der ländlichen Spiele früherer Zeiten. Sie rufen die Bilder zurück, welche sich meine Phantasie an dem Maimorgen des Lebens zu schaffen pflegte, als ich die Welt nur aus Büchern kannte und sie ganz für so hielt, wie die Dichter sie schilderten; und in ihrem Geleite ist all das Liebliche jener ehemaligen rechtlichen Zeit, wo ich mir, vielleicht eben so unrichtig, die Welt weit häuslicher, geselliger und vergnügter denke, als jetzt. Ich bedaure, sagen zu müssen, daß sie alle Tage schwächer und schwächer werden, indem die Zeit sie allmählig wegspült, noch mehr aber durch die neueren Moden verdrängt. Sie gleichen jenen malerischen Bruchstücken der gothischen Baukunst, welche wir an verschiedenen Orten im Lande, theils von der verzehrenden Zeit angegriffen, theils, in den Zusätzen und Veränderungen späterer Tage verloren, untergehen sehen. Die Dichtkunst hängt indessen mit liebevoller Zärtlichkeit an den ländlichen Spielen und den Festtags-Lustbarkeiten, von denen sie so manche ihrer Gegenstände entlehnt hat – wie der Epheu sein reiches Laub um den gothischen Bogen und den verfallenden Thurm windet, indem er ihre wankenden Ueberbleibsel zusammenhält und sie gleichsam in sein Grün einhüllt.
    Unter allen alten Festen jedoch erweckt das Weihnachtsfest die eindringlichsten und innigsten Gedankenverbindungen. Es ist ein Anklang von feierlichem, heiligen Gefühle darin, welches sich in unsere gesellschaftliche Fröhlichkeit mischt,

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