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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Computerausdrucke und nahm den obersten Bogen in Augenschein. Es handelte sich um die Daten der PPT-Studie, ganz wie sie erwartet hatte. Einen Moment lang erwog sie, die Ausdrucke mitzunehmen, aber der Gedanke, daß Thomas sie bei ihr finden könnte, ließ sie zögern. Später war immer noch Zeit genug.
    Davon abgesehen: Wenn sie Roberts neue Theorie ernst zu nehmen gedachte, war es kaum die richtige Lektüre für die Nacht vor einer Operation.
     
    Thomas öffnete die Tür zu seiner Praxis und durchquerte das Wartezimmer. Er nickte den Patienten einen Gruß zu und verfluchte den Architekten, weil er nicht an einen separaten Eingang gedacht hatte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er ungesehen kommen und gehen konnte. Doris lächelte ihn an, als er an ihrem Schreibtisch vorbeikam, erhob sich jedoch nicht. Der gestrige Zwischenfall steckte ihr noch immer in den Knochen, und sie reichte ihm nur wortlos die Liste mit den Telefonanrufen.
    Im Sprechzimmer fuhr er in den weißen Kittel, den er stets trug, wenn er Patienten empfing. Der weiße Mantel bewirkte nicht nur Respekt, sondern auch Gehorsam und manchmal sogar Ergebenheit. Die Anrufe waren auf schmalen rosafarbenen Streifen notiert, die Thomas rasch durchsah, bis er auf den von Cassi stieß. Zimmer 1740. Er runzelte die Stirn; der Raum lag direkt gegenüber dem Schwesternzimmer und gehörte zur zweiten Klasse.
    Er riß den Hörer ans Ohr und wählte die Nummer von Grace Peabody, der Leiterin der Aufnahme. »Miss Peabody«, sagte er scharf. »Ich habe gerade erfahren, daß meine Frau auf die zweite Klasse gelegt worden ist. Ich möchte gern, daß sie ein Zimmer für sich allein bekommt.«
    »Ich verstehe, aber im Augenblick sind wir hier etwas überfüllt, und sie wurde gewissermaßen als halber Notfall eingewiesen.«
    »Nun, ich bin sicher, Sie können ihr dennoch ein Einzelzimmer besorgen, denn mir ist wirklich sehr daran gelegen. Wenn nicht, werde ich mich mit Vergnügen an die Klinikdirektion wenden.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Dr. Kingsley«, erwiderte Miss Peabody eingeschnappt.
    »Tun Sie das!« sagte Thomas und knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Verdammt!« Er haßte die Spatzengehirne, die heutzutage alle wichtigen Posten in den Krankenhäusern innehatten. Wie konnte jemand so dämlich sein, der Frau des berühmtesten Chirurgen am Boston Memorial ein Einzelzimmer zu verweigern!
    Er warf einen Blick auf die Liste der wartenden Patienten, wobei er sich die Schläfen massierte. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer in letzter Zeit.
    Nach einem kurzen Zaudern öffnete er die zweite Schublade. Angesichts der drei by-pass -Operationen, die heute bereits hinter ihm lagen, und der zwölf Patienten im Wartezimmer hatte er sich etwas Unterstützung verdient. Er nahm eine der pfirsichfarbenen Tabletten heraus und schluckte sie hinunter. Dann drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage und bat Doris, den ersten Patienten hereinzuschicken.
    Es lief besser, als Thomas erwartet hatte. Von den zwölf Patienten waren zwei nur zur Nachuntersuchung gekommen, für die jeweils zehn Minuten benötigt wurden. Fünf weitere ließen sich schnell von der Notwendigkeit einer by-pass- Operation überzeugen, und einer brauchte dringend eine neue Herzklappe. Die anderen vier Patienten waren nicht operabel und hätten gar nicht erst zu Thomas in die Praxis geschickt werden dürfen. Er wurde sie schnell wieder los. Nachdem er einige Briefe diktiert und unterzeichnet hatte, rief er noch einmal Miss Peabody an.
    »Was halten Sie von Zimmer 1752?« fragte sie.
    Zimmer 1752 war ein Eckraum am Ende des Ganges auf der Privatstation. Seine Fenster wiesen nach Westen und Norden, und der Blick auf den Charles River war überwältigend. Thomas hätte sich kein besseres Zimmer für Cassi wünschen können und brachte das auch zum Ausdruck. Miss Peabody legte auf, ohne sich zu verabschieden.
    Anschließend zog Thomas seinen Kittel aus und das Jackett an, erklärte Doris, daß er noch einmal zurückkommen würde, und ging zum Sherington-Gebäude hinüber. Er unternahm einen Abstecher in die Röntgenabteilung, um einen Blick auf die neuentwickelten Aufnahmen zu werfen, ehe er zum siebzehnten Stock hinauffuhr. Mit einigem Erstaunen stellte er fest, daß Cassi immer noch auf 1740 lag. Er trat ein, ohne anzuklopfen.
    »Warum bist du noch nicht verlegt worden?« wollte er wissen.
    »Verlegt?« fragte sie verwirrt.
    »Ich habe dafür gesorgt, daß du ein Einzelzimmer bekommst«, sagte Thomas

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