Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
sie brauchte keine Minute in den achtzehnten Stock. Roberts Tür war geschlossen. Cassi klopfte leise.
    Eine schläfrige Stimme sagte: »Herein.«
    Robert war wach, aber immer noch schlapp und kraftlos.
    Er versicherte Cassi, daß es ihm nie besser gegangen sei als im Moment, lediglich sein Mund fühle sich etwa so an, als ob darin zwei Stunden lang Hockey gespielt worden wäre.
    »Hast du schon etwas gegessen?« fragte sie und musterte den Computerausdruck, der jetzt auf dem Nachttisch lag.
    »Machst du Witze?« fragte Robert. Er hielt den Arm mit dem Infusionsschlauch hoch. »Ich bin auf Diät. Flüssiges Penicillin, mehr gibt’s hier nicht zu essen.«
    »Morgen komme ich an die Reihe«, sagte Cassi.
    »Du wirst hingerissen sein«, versicherte Robert ihr, während ihm immer wieder die Augen zufielen.
    Cassi lächelte, strich ihm über die Stirn und kehrte in ihr Zimmer zurück.
     
    Der Schmerz war so heftig, daß Thomas beinahe laut aufgeschrien hätte. Er suchte nach seiner Unterwäsche, die Doris überall im Zimmer verstreut hatte, und war dabei mit dem nackten Fuß gegen die antike Truhe am Fußende des Betts gestoßen. Mit einem leisen Fluch knipste er das Licht an, denn jetzt war es ihm egal, ob er seine Sekretärin weckte.
    Nachdem er seine Kleider beisammen hatte, schaltete er das Licht wieder aus und ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer, wo er sich schnell anzog. So leise wie möglich schlich er sich dann aus der Wohnung. Erst als er unten im Freien war, blickte er auf die Uhr: kurz vor ein Uhr morgens.
    Er ging direkt ins Krankenhaus und dort in den Umkleideraum, wo er die Kleider, die er gerade angezogen hatte, gegen das grüne Chirurgengewand vertauschte. Er schlenderte den Korridor hinunter und verhielt vor dem Operationssaal, der gerade in Betrieb war. Er band sich eine Maske um und stieß die Tür auf. Der Anästhesist erklärte ihm, daß der Patient im Anschluß an eine versuchte Herzkatheterisierung am Nachmittag ein Aneurysma in der Bauchhöhle entwickelt hatte.
    Einer der festangestellten Unterleibschirurgen der Klinik führte die Aufsicht. Thomas gesellte sich zu ihm und fragte: »Harte Sache?«
    Der Arzt drehte sich um und erkannte Thomas. »Grauenhaft. Wir wissen noch nicht einmal, wie weit hinauf die Arterienerweiterung reicht. Möglicherweise bis in die Brust. Wenn das der Fall sein sollte, wären Sie ein Geschenk des Himmels. Stehen Sie zur Verfügung?«
    »Sicher«, sagte Thomas. »Ich werde mich wahrscheinlich im Umkleideraum etwas hinlegen. Lassen Sie mich ausrufen, wenn Sie mich brauchen.«
    Er verließ den OP und ging zum Casino zurück. Drei Schwestern, die gerade mit ihrer Schicht fertig geworden waren, saßen an einem Tisch und tranken Kaffee. Thomas winkte ihnen zu und verschwand im Umkleideraum.
     
    Cassi injizierte sich ihr Insulin, verspeiste ein Abendessen ohne jeden Geschmack, duschte und sah etwas fern. Anschließend versuchte sie, etwas zu lesen, merkte aber bald, daß sie sich nicht konzentrieren konnte. Um zehn Uhr nahm sie ihre Schlaftablette, aber eine Stunde später war sie noch immer hellwach und dachte über die Schlußfolgerungen aus Roberts Entdeckung nach. Wenn sich in Jeoffry Washingtons Vene wirklich Natriumfluorid fand, dann gab es einen Mörder in der Klinik. In Anbetracht der Tatsache, daß sie morgen völlig hilflos und abgeschlagen aus dem OP kommen würde, reichte der Gedanke absolut aus, um sie am Einschlafen zu hindern. Ruhelos drehte sie sich im Dunkeln von einer Seite auf die andre, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm. Ganz sicher war sie nicht, aber sie glaubte, es könnte sich um die Tür gehandelt haben.
    Sie lag auf der linken Seite und hielt den Atem an. Obwohl keine neuen Geräusche mehr folgten, hatte sie das Gefühl, nicht allein zu sein. Sie wollte sich umdrehen und nachsehen, wurde aber von einer völlig unerklärlichen Angst gelähmt. Dann hörte sie ganz eindeutig einen Laut. Es klang, als berührte jemand ihren Nachttisch mit einem gläsernen Gegenstand. Direkt hinter ihr stand jemand.
    Unter Aufbietung aller Willenskraft drehte sie sich zur Tür um. Sie starrte auf eine im Halbdunkel kaum wahrnehmbare Silhouette in Weiß und stieß einen erstickten Schrei aus. Ihre Hand tastete nach der Nachttischlampe und knipste sie an.
    »Mein Gott, hast du mich erschreckt«, sagte George Sherman und preßte sich theatralisch die Hand gegen die Brust. »Cassi, du hast mich gerade zehn Jahre meines Lebens gekostet.«
    Auf dem Nachttisch stand ein

Weitere Kostenlose Bücher