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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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leicht gereizt.
    »Ich brauche kein Einzelzimmer, Thomas. Mary und ich verstehen uns prächtig.« Cassi wollte Thomas vorstellen, aber er kümmerte sich nicht mehr um sie, sondern drückte bereits heftig auf den Knopf für die Stationsschwester.
    »Ich lege Wert darauf, daß meine Frau anständig behandelt wird«, sagte Thomas und war bereits halb auf dem Gang. »Wenn unsere angeblich so unersetzlichen Verwaltungskräfte einen ihrer Verwandten hier in der Klinik haben, sorgen sie auch immer dafür, daß er ein Einzelzimmer erhält.«
    Es gelang ihm, binnen kürzester Zeit einen mittleren Aufruhr zu inszenieren und seine Frau in tiefste Verlegenheit zu stürzen. Sie hatte den Schwestern nicht auf die Nerven fallen wollen, solange es ihr noch gut ging, aber jetzt war die gesamte Belegschaft eine gute halbe Stunde beschäftigt, sie auf ihr neues Zimmer zu verlegen.
    »Da«, sagte Thomas endlich, »das ist doch gleich viel schöner.«
    Cassi mußte zugeben, daß der Raum freundlicher war. Vom Bett aus konnte sie sehen, wie die Wintersonne am Horizont versank. Obwohl ihr der ganze Aufwand mißfallen hatte, war sie doch von der Besorgnis ihres Mannes gerührt.
    »Jetzt habe ich noch eine gute Nachricht für dich«, sagte er und setzte sich zu ihr auf den Bettrand. »Ich habe mit Martin Obermeyer gesprochen, und er hat gesagt, daß du spätestens in einer Woche wieder auf dem Damm bist. Also habe ich uns ein Zimmer in einem kleinen Strandhotel auf Martinique reservieren lassen. Na, wie klingt das?«
    »Einfach herrlich«, antwortete Cassi beglückt. Der Gedanke, daß sie beide ganz allein Urlaub machen würden, gab soviel Anlaß zur Vorfreude, daß er das Leben verschönte, selbst wenn es aus irgendwelchen Gründen dann doch nicht klappen sollte.
    Jemand klopfte an die halb offen stehende Tür und streckte den Kopf herein. Es war Joan Widiker.
    »Kommen Sie rein«, sagte Cassi und machte sie mit Thomas bekannt.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Joan. »Cassi hat mir oft von Ihnen erzählt.«
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Thomas, obwohl die junge Ärztin ihm auf Anhieb unsympathisch war. Wieder eine dieser Frauen, die ihre Weiblichkeit wie ein Ordensband an der Brust zur Schau trugen.
    »Joan ist meine Kollegin in der Psychiatrie«, erklärte Cassi. »Ohne sie wäre ich am Anfang aufgeschmissen gewesen.«
    »Es tut mir leid, daß ich einfach so hereingeplatzt bin«, sagte Joan, die merkte, daß sie störte. »Ich wollte Cassi eigentlich nur sagen, daß ihre Patienten gut aufgehoben sind und daß sie ihr alle die Daumen drücken. Sogar Colonel Bentworth, stellen Sie sich das mal vor, Cassi.« Sie lachte. »Die Tatsache, daß Sie unters Messer kommen, scheint eine ganz hervorragende therapeutische Wirkung auf sie auszuüben. Vielleicht sollten sich alle Psychiater hin und wieder mal operieren lassen.«
    Cassi lachte. Thomas beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß, dann fuhr er in seinen Mantel. »Ich muß meine Visite nachholen«, sagte er. »Morgen früh vor der Operation schaue ich noch einmal herein. Ich bin sicher, daß alles glattgehen wird. Hauptsache, du schläfst gut und machst dir nicht zuviel Sorgen.«
    »Ich kann leider auch nicht bleiben«, meinte Joan, nachdem er gegangen war. »Hoffentlich habe ich Ihren Mann jetzt nicht verscheucht.«
    »Thomas ist einfach wunderbar«, strahlte Cassi, ganz versessen darauf, die gute Neuigkeit loszuwerden. »Und so aufmerksam. Wir machen demnächst sogar zusammen Urlaub. Ich glaube, ich habe mich in der Tablettenfrage wirklich geirrt.«
    Joan war geneigt, Cassis Objektivität in Frage zu stellen, da sie wußte, in welchem Ausmaß ihre Freundin von Thomas abhängig war. Sie behielt diese Gedanken jedoch für sich und gab Cassi nur zu verstehen, wie sehr sie sich mit ihr freue. Dann machte sie sich mit den besten Wünschen für die Operation wieder auf den Weg.
    Eine Zeitlang lag Cassi einfach nur im Bett und sah zu, wie die Farbe des Himmels sich von blassem Orange zu silbrigem Violett veränderte. Sie vermochte sich den plötzlichen Stimmungsumschwung ihres Mannes nicht zu erklären. Aber wie auch immer – sie war mehr als froh darüber.
    Als die Nacht herabsank, fragte sich Cassi, wie es Robert wohl gehen mochte. Sie wollte ihn nicht anrufen, um ihn nicht zu wecken, falls er noch schlief. Statt dessen beschloß sie, rasch selbst hinauf zu laufen und nach dem Rechten zu sehen.
    Angenehmerweise befand sich das Treppenhaus direkt neben ihrem Zimmer, und

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